Haalands Torquote ist mittlerweile atemberaubend: insgesamt 39 Saisontreffer in 29 Spielen. Sechs Triplepacks, fünf Doppelpack. Elf Tore für Dortmund in sieben Spielen. Unglaubliche zehn Treffer gelangen ihm in seinen ersten sieben Champions-League-Spielen für Salzburg (8) und für Dortmund (2) – das ist vor ihm noch keinem anderen Spieler gelungen. Nach der auf Englisch gestellten Frage, ob „Man of the Match“ oder „Hero of the Night“ für ihn besser klinge, sagte der Norweger auf Deutsch: „Mann aus der Abend“.
Und gerade diese Unbekümmertheit, mit der der 19-Jährige nicht nur vor die Presse tritt, sondern auch spielt, macht ihn so unberechenbar. Dazu kommt seine physische Präsenz mit 1,94 Metern Körpergröße und fast 90 kg, mit der er auch gegen Weltklasse-Verteidiger besteht. „Thiago Silva wurde von Haaland aufgefressen“, schrieb etwa die französische Sportzeitung „L’Équipe“, die meinte, dass der Brasilianer in der „letzten halben Stunde unterging“.
„Nächte, für die du lebst“
Dank Haalands Treffern können die Dortmunder trotz des Gegentreffers von Neymar in der 75. Minute jedenfalls zuversichtlich ins Rückspiel am 11. März gehen. „Im Rückspiel ist alles möglich. Wir haben gewonnen und wir können auch in Paris etwas holen“, unterstrich BVB-Trainer Lucien Favre. „Erling ist immer bereit, er will immer Tore schießen. Man sieht das im Training und auch heute im Spiel. Ich muss sagen, dass dem 2:1 auch ein top Pass von Reyna vorangeht. Er ist erst 17 Jahre alt, hat den Ball fixiert und die Bewegung von Haaland gesehen. Das war sehr, sehr gut.“
Haaland machte die „Man of the Match“-Trophäe, die er nachts aus dem Stadion trug, sichtlich stolz. „Das sind die Nächte, für die du lebst. Es ist fantastisch“, schwärmte der 19-Jährige nach seinem ersten CL-Auftritt für die Dortmunder. „Ich will in der Champions League weit kommen“, betonte der Matchwinner nach seinem Doppelpack. Zunächst aus kurzer Distanz erfolgreich (69.), konterte Haaland Neymars zwischenzeitlichem Ausgleich (75.) postwendend mit einem Gewaltschuss zum 2:1 (77.).
Tuchel muss sich für Taktik rechtfertigen
Zu überzeugen wusste auch die so oft kritisierte Defensive des deutschen Bundesligisten. Ein schwacher Neymar blieb bis auf sein Abstaubertor ohne Wirkung, Kylian Mbappe war im Angriff weitgehend isoliert. Tuchel musste indes seine eher auf Vorsicht aufbauenden taktischen Vorgaben rechtfertigen. „Wenn das Ergebnis nicht stimmt, kann man nach dem Spiel immer sagen, dass die Taktik ein Fehler war“, betonte der 46-Jährige, der bei einem Aus als PSG-Coach wohl Geschichte sein wird. Sein Team habe „mit zu viel Angst gespielt“, hielt Tuchel fest.
Für zusätzliche Unruhe im französischen Lager sorgte dann auch noch Neymar. Der zuletzt aufgrund einer Rippenblessur nicht eingesetzte Brasilianer ließ mit Aussagen aufhorchen, wonach der Club ihn unnötigerweise geschont habe. „Es ist schwer, wenn du vier Partien nicht spielst. Unglücklicherweise war das nicht meine Entscheidung, der Club, die Ärzte haben das bestimmt. Ich wollte spielen, habe mich gut gefühlt. Aber der Club war ängstlich, und am Ende bin ich es, der darunter leidet“, sagte Neymar.
Im Rückspiel fehlen PSG mit Rechtsverteidiger Thomas Meunier und Mittelfeldabräumer Marco Verratti zwei Stammkräfte aufgrund von Sperren. Dortmund darf optimistisch nach Frankreich reisen. Der starke Emre Can mahnte jedoch: „Es ist erst Halbzeit.“