Ski alpin

Brignone erobert Weltcup-Spitze

Federica Brignone hat zum Abschluss der Rennen von Crans-Montana groß abgeräumt. Die Italienerin feierte am Sonntag in der Kombination aus Super-G und Slalom nicht nur ihren 15. Sieg, sondern übernahm in Abwesenheit von US-Star Mikaela Shiffrin auch die Führung im Gesamtweltcup. Freuen durfte sich auch Franziska Gritsch, die mit Rang zwei vor Ester Ledecka (CZE) ihr bisher bestes Ergebnis einfuhr.

Brignone hatte mit Bestzeit im Super-G den Grundstein zu ihrem fünften Saisonerfolg und dem zweiten in einer Kombination nach jenem in Zauchensee gelegt. Die 29-Jährige ließ sich im Slalom die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und holte sich mit letztendlich 92 Hunderstelsekunden Vorsprung den Sieg. Die Italienierin profitierte auch vom Ausfall von Petra Vlhova. Die Slowakin, nach dem Super-G nur 0,58 Sek. zurück, fädelte im Slalom ein und ging leer aus.

Die Zweitplatzierte Gritsch hatte sich im Super-G mit einem starken fünften Platz in Stellung gebracht. Mit einem soliden Slalom überholte die 22-jährige Tirolerin noch Ledecka und durfte sich über ihren zweiten Podestplatz im Weltcup freuen. Beim Parallel-RTL in St. Moritz Mitte Dezember 2019 war Gritsch auf dem dritten Rang gelandet.

1. Federica Brignone (ITA)
2. Franziska Gritsch (AUT)
3. Ester Ledecka (CZE)

„Ein Wahnsinn“

Nina Ortlieb konnte ihre gute Ausgangsposition nach dem Super-G hingegen nicht in einen Topplatz ummünzen. Die 23-Jährige fiel im Slalom nach mehreren Fehlern von Rang drei mit letztendlich 4,44 Sek. Rückstand auf Platz elf zurück. Ramona Siebenhofer und Lisa Grill holten trotz gewaltiger Rückstände von 6,06 bzw. 9,19 Sek. als 17. und 21. ebenfalls noch Weltcup-Punkte. Michaela Heider kam im Slalom nicht ins Ziel

„Ich bin immer schon alle Disziplinen gefahren. Aber das es so aufgeht, freut mich“, sagte Gritsch, die sich im ORF-Interview als „übrig gebliebene Allrounderin“ bezeichnete. „Im Super-G war es schon eine richtig gute Leistung, die mir sehr geholfen hat, weil ich im Slalom eine super Piste hatte. Ich war aber auch in der Früh schon sehr locker drauf“, so die 22-Jährige, „dass ich es so umgesetzt habe, ist ein Wahnsinn.“

Brignone nutzt Gunst der Stunde

Mit ihrem vierten Saisonsieg und dank des Ausfalls von Vlhova und der Abwesenheit der bisherigen Spitzenreiterin Shiffrin setzte sich Brignone auch an die Spitze der Gesamtwertung. Die 29-Jährige führt nun mit 1.298 Zählern 73 Punkte vor der US-Amerikanerin, die nach dem Unfalltod ihres Vaters weiter in der Heimat weilt. Vlhova ist mit 1.139 Punkten Dritte. Detail am Rande: Brignone wäre die erste italienischen Gesamtweltcup-Siegerin seit dessen Einführung 1967.

Auch die Kombi-Wertung hat Brignone nach dem zweiten Sieg im zweiten Rennen – und ihrem fünften Kombi-Erfolg überhaupt – fast schon sicher. Die Italienerin geht mit 75 Punkten Vorsprung auf die Schweizer Weltmeisterin Wendy Holdener, die sich in Crans-Montana mit Rang fünf hinter ihrer Teamkollegin und Olympiasiegerin Michelle Gisin begnügen musste, ins letzte Rennen am 2. März in La Thuile.

„Ich hatte ein bisschen Glück“, sagte Brignone und verwies auf den Ausfall ihrer Konkurrentin Vlhova. „Aber es war ein guter Kampf. Ich bin sehr zufrieden.“ Die Gesamtwertung habe sie nicht im Hinterkopf. „Nein, ich denke nur an diese Rennen und diesen fantastischen Tag. Es ist das vierte Mal, dass ich hier gewonnen habe“, sagte die geborene Mailänderin. Die drittplatzierte Ledecka war von sich selbst überrascht. „Ich habe in diesem Jahr nicht viel Slalom trainiert“, sagte die Tschechin nach ihrem ersten Platz unter den ersten drei in einer anderen Disziplin als der Abfahrt.