Jesse Marsch (RBS) und Albert Vallci (RBS)
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Salzburg sucht verlorene Souveränität

Red Bull Salzburg bleibt auf der Suche nach der verloren gegangenen Souveränität. Mit einem 2:2 in der tipico-Bundesliga bei der Wiener Austria gelang den erfolgsverwöhnten „Bullen“ am Sonntag auch im dritten Pflichtspiel in Folge kein Sieg. Vier Tage vor dem Europa-League-Rückspiel gegen Eintracht Frankfurt am Donnerstag (21.00 Uhr) war der späte Ausgleichstreffer wie ein Nackenschlag für den Meister.

Trainer Jesse Marsch sah dennoch „einen Schritt nach vorne“. „Es ist nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben. Aber wir müssen Schritt für Schritt vorwärts finden und positiv bleiben“, betonte der US-Amerikaner.

Sein Landsmann Erik Palmer-Brown hatte der Austria zuvor in der 89. Minute nach einem Eckball per Kopf den Punktegewinn beschert. In der Nachspielzeit fand der Verteidiger fast noch die Chance auf den dritten Treffer der Wiener vor. Patson Daka hatte die Gäste zweimal (7., 70.) in Führung gebracht. So ärgerten sich nach einer kampfbetonten Partie beide Seiten über das Remis.

„Zurzeit fehlt uns der letzte Wille“

Sprach Marsch von einer „sehr guten Mentalität“ seiner Elf und bemühte sich sichtlich, Optimismus zu vermitteln, klang in den Wortmeldungen der Salzburger Spieler Kritik an der eigenen Leistung durch. „Zurzeit fehlt uns in entscheidenden Momenten der letzte Wille. Vorne und hinten. Es gibt solche Phasen im Fußball, da müssen wir rauskommen“, sagte der anstelle des geschonten Patrick Farkas als Rechtsverteidiger aufgebotene Albert Vallci.

Salzburg auf Formsuche

Erstmals seit über drei Jahren ist Salzburg drei Pflichtspiele in Folge sieglos geblieben. Beim Serienmeister gibt man sich trotzdem gelassen.

Nebenmann Maximilian Wöber fehlte ebenfalls „die letzte Konsequenz. Jemandem den Willen absprechen ist aber kompletter Blödsinn“, betonte der ÖFB-Teamspieler jedoch. „Wir haben in den letzten Tagen viel geredet, was wir besser machen können. Es waren gute Gespräche, da hat sich jeder ausschütten können.“

Das 2:3 gegen den nach dem Wochenende nun drei Zähler vor dem Titelverteidiger liegenden LASK dürfte die Salzburger doch mehr aus der Bahn geworfen haben, als sie es im ersten Moment wahrhaben wollten. So meinte Wöber: „Wir haben mit der Niederlage gegen den LASK einen Knacks erlebt, den manche in Salzburg so noch nicht erfahren haben. Jetzt müssen wir uns dieses Selbstverständnis wieder erarbeiten.“

Schwächen bei ruhenden Bällen

Das könne schon bald passieren, hielt der 22-jährige Wöber fest: „Jetzt gibt es gegen Frankfurt die Chance, wenn wir 3:0 gewinnen, sind wir weiter.“ Die mit einem 4:1-Polster anreisende Eintracht dürfte zumindest eine Klasse stärker agieren als die Austria. Die Wiener versuchten mit einfachen Mitteln, im gegnerischen Strafraum für Betrieb zu sorgen. Und hatten durchaus Erfolg damit, da Salzburg bei ruhenden Bällen wieder Schwächen offenbarte.

Maximilian Wöber (RBS)
GEPA/Philipp Brem
Für Wöber war die Niederlage gegen den LASK ein „Knacks“ im Selbstverständnis der Salzburger

Austria-Coach Christian Ilzer notierte zufrieden, dass die Wiener mit einer Spitzenmannschaft der Liga teilweise mithalten konnte. „Klar sehnt man sich danach, dass man ein Topteam schlägt. Wir sind nahe dran. Wichtig ist, dass die Mannschaft jetzt mehr an sich glaubt“, erklärte Ilzer. Sieben Runden ist die Austria ungeschlagen. Vier Unentschieden in Folge ließen den Rückstand auf den Sechsten TSV Prolactal Hartberg aber nicht wirklich schmelzen. Sechs Punkte fehlen zwei Runden vor Ende des Grunddurchgangs, die Meistergruppe wird wohl ohne die Austria stattfinden.

Austria setzt auf positiven Trend

Ilzer wollte auf Rechenspiele nicht näher eingehen. „Wir müssen den positiven Trend mitnehmen, das Maximum herausholen. Umso mehr Punkte wir jetzt sammeln, umso besser ist unsere Ausgangsposition“, sagte der Steirer schon mit Blick auf die Punkteteilung. Austria-Torjäger Christoph Monschein hielt fest: „Wenn die Chance noch da ist, werden wir alles daransetzen, sie zu ergreifen.“ Kommenden Sonntag gastiert die Austria bei Puntigamer Sturm Graz, danach empfangen die Wiener den SKN St. Pölten.

Hartberg fehlten im Heimmatch gegen Rapid nur wenige Augenblicke zum vorzeitigen Einzug in die Meistergruppe. Weil den Hütteldorfern in der 93. Minute das 2:2 gelang, brauchen die Steirer in den ausstehenden beiden Partien gegen auswärts den LASK und daheim gegen WSG Swarovski Tirol noch einen Punkt, um fix zum Kreis der Top Sechs zu gehören.

„Wir haben einen Sekundenbruchteil nicht gut genug aufgepasst. Es ist schade, wenn man es so knapp vor der Ziellinie doch noch nicht schafft“, sagte Hartbergs Felix Luckeneder nach einer Partie, die zunächst klar im Zeichen der Gäste aus Wien gestanden war. Das sah auch Hartbergs Siegfried Rasswalder so. „Rapid hat besser in die Partie gefunden und verdient geführt, nach dem Ausgleich waren wir aber sicher ebenbürtig.“

Rapid seit sieben Partien ungeschlagen

Den angesprochenen Ausgleich erzielte Rajko Rep in der 45. Minute, danach machte Luckeneder seinen Eigentorfauxpas, der zum 1:0 von Rapid geführt hatte, mit dem Tor zum 2:1 (74.) wieder gut. Den drittplatzierten Hütteldorfern gelang in der 93. Minute durch Winterzugang Ercan Kara noch das 2:2, womit sie seit mittlerweile sieben Partien ungeschlagen sind.

„Die ersten 30 Minuten waren richtig gut, leider haben wir es in der ersten Halbzeit verabsäumt, höher zu führen“, befand Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer. Seine Mannschaft fiel in der zweiten Hälfte wie gegen Aufsteiger Tirol zurück. Mehr als die Leistung störte Kühbauer allerdings die Beschaffenheit des Hartberger Rasens. „Da war mehr Sand drinnen als beim Beachvolleyball – dafür war unser Spiel, leider bis auf gelegentliche Aussetzer, absolut okay.“

Hartberg durfte das größte Saisonziel – den Klassenerhalt, der durch die Meistergruppe fixiert würde – noch nicht abhaken. Trainer Markus Schopp erinnerte an die Kragenweite des TSV: „Dass wir nach 20 Runden nicht darüber diskutieren, ob wir noch in die Meistergruppe reinkommen können, sondern ob wir noch rausfallen können, ist mehr, als wir vor der Saison erhoffen konnten.“