Andreas Ulmer (Salzburg), sowie Daichi Kamada und Almamy Toure (Frankfurt)
AP/Kerstin Joensson
Europa League

Salzburg muss die Segel streichen

Der FC Salzburg ist am Freitag aus der Europa League ausgeschieden. Der heimische Meister erreichte zu Hause vor 29.000 Zuschauern zwar ein 2:2 gegen Eintracht Frankfurt, was aber nach der 1:4-Auswärtsniederlage in der Vorwoche zu wenig für den Aufstieg ins Achtelfinale war. Die Elf von Jesse Marsch zeigte dabei eine engagierte Leistung, aber zu wenig Cleverness in der Offensive – im Gegensatz zum Gegner.

Andreas Ulmer brachte die mit viel Herz spielenden Salzburger bereits in der zehnten Minute mit einem Weitschuss in Führung. Doch zweimal Andre Silva (30. und 82. Minute) machte jegliche Aufstiegshoffnung der Salzburger zunichte, die zwischenzeitlich durch das 2:1 (71.) von Jerome Onguene neuen Auftrieb erhalten hatte.

Salzburg musste die Segel streichen, obwohl die Mannschaft mit viel Elan, aber mit weniger Präzision in der Offensive als noch im Herbst gewohnt auftrat. Zu viele Änderungen hatte die Elf zuletzt verkraften müssen. Das Team von Ex-Salzburger Adi Hütter hingegen agierte in der Defensive kompromisslos und im Angriff schnörkellos und ging am Ende als reifere Mannschaft als Sieger aus dem Duell.

Salzburg verpasst Aufstieg ins Achtelfinale

Im Rückspiel gegen Frankfurt ist das erhoffte Wunder für Salzburg ausgeblieben. Die „Bullen“ scheiden nach einem 2:2 aus.

Salzburg durcheinandergewirbelt

Mit 21 Stunden Verspätung ging das Match gegen Eintracht Frankfurt über die Bühne. Das Sturmtief „Bianca“ hatte für eine Verschiebung von Donnerstag auf Freitag gesorgt. Mit über 100 km/h war der Sturm Donnerstagnacht über Salzburg gezogen. Ähnlich wollte der heimische Meister auch im Retourspiel gegen den Tabellenelften aus Deutschland antreten, um vielleicht doch noch das 1:4 aus dem Hinspiel aufzuholen.

Dafür musste Trainer Jesse Marsch aber doch einige Umstellungen vornehmen – nicht freiwillig jedoch. Zlatko Junuzovic wegen Oberschenkelproblemen und Maximilian Wöber wegen einer Schambeinentzündung fehlten verletzungsbedingt. Andre Ramalho und Mohamed Camara kamen dafür in die Startelf. Im Angriff setzte Marsch mit Sekou Koita, Hee-Chan Hwang und Patson Daka gleich auf dreimal Offensivpower.

Ulmer sorgt für Start nach Maß

Bei der Eintracht stürmte hingegen wieder Daichi Kamada. Der Japaner hatte Salzburg in Frankfurt mit drei Toren fast im Alleingang besiegt. Auch die Ex-Salzburger Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker befanden sich mit ungewohnten Dressen auf dem Feld – nämlich dem roten Frankfurt-Adler statt dem roten Bullen. Die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Aufholjagd waren dennoch in der Salzburger Mannschaft und bei den Fans vorhanden. „Lazio 2.0“ forderten die Anhänger auf einem Spruchband.

Andreas Ulmer (Salzburg)
AP/Kerstin Joensson
Ulmer traf mit dem 1:0 (10.) nicht nur genau ins Kreuzeck, sondern befeuerte auch Salzburgs Aufstiegshoffnungen

Bereits in der dritten Minute gab es wütende Elferproteste der Salzburg-Fans, nachdem sich Hinteregger und Koita in die Quere gekommen waren. Doch der französische Schiedsrichter Benoit Bastien und auch der Videoschiedsrichter ließen weiterspielen. Die Marsch-Elf marschierte weiter Richtung Frankfurt-Tor. Die Gäste lauerten auf Konter. Aber gegen den platzierten Weitschuss von Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer (10.) in die Kreuzecke nach Vorlage von Daka konnte auch die Frankfurter Verteidigung inklusive Tormann Kevin Trapp nichts ausrichten.

Frankfurt mit Zug zum Tor

Das Stadion tobte, die Mannschaft rannte. Die Stimmung war aufgeheizt. Salzburg drückte, hatte innerhalb kurzer Zeit mehrere Chancen, rasch auf 2:0 zu erhöhen. Die größte davon war ein Kopfball von Koita, der knapp über die Latte strich. Doch der Gegner blieb im Konter gefährlich. Ramalho hatte mit Andre Silva seine Not, im Gegenzug griffen die jungen Salzburger zwar vehement, aber auch etwas zu unkoordiniert an. Im Spiel der „Bullen“ fehlte die ordnende Hand, oder besser gesagt der ordnende Fuß.

Cican Stankovic (Salzburg) und Andre Silva (Frankfurt)
Reuters/Leonhard Foeger
Dem gut angetragenen Kopfball von Silva zum 1:1 (30.) konnte Stankovic nichts entgegenhalten

Salzburg hatte in den ersten 15 Minuten neun Torschüsse, Frankfurt benötigte weniger, um ebenfalls erfolgreich zu sein, und zeigte beim Ausgleich geschliffenen Angriffsfußball. Filip Kostic zog auf links davon, konnte noch vor der Outlinie scharf nach innen flanken, wo Silva überlegt zum 1:1 einköpfelte (30.). Ein schwerer Rückschlag für Salzburg. Drei weitere Tore ohne Gegentreffer mussten nun her, wollte man zumindest in die Verlängerung. Frankfurts Anhang war inzwischen ob des Ausgleichs munter geworden.

Elan und Enthusiasmus

Die Salzburger Fans wurden hingegen immer ruhiger. Zu viele Abspielfehler in der Offensive produzierte ihre Mannschaft. Das Bemühen schnell zu spielen war da, doch es fehlte die Präzision. Gegen eine gestandene Elf aus der deutschen Bundesliga reichte es für Salzburg trotz Enthusiasmus und Elan bis zur Pause nicht für einen weiteren Treffer, der die Hoffnung auf den Aufstieg noch einmal angefeuert hätte.

„Der Start von uns war furios. Wir hatten viele Chancen“, meinte Wöber im Pauseninterview. „Wenn wir nach der Pause auch so rauskommen, dann gelingt uns noch was.“ Doch Wöbers Worte sollten sich nicht erfüllen. Salzburg hatte nicht jene Selbstverständlichkeit und scheinbare Leichtigkeit im Spielaufbau wie noch etwa in der Champions League im Herbst. Dafür konnte Silva bei einem Konter in der 66. Minute den Ball im Rutschen nicht zum 2:1 für Frankfurt im Tor unterbringen.

Die Hoffnung währt nur kurz

Der erst 19-jährige Noah Okafor kam für Koita (66.). Marsch erhoffte von dem Schweizer Millioneneinkauf mehr Effizienz im Strafraum. Das Tor zum 2:1 (71.) erzielte dann Jerome Onguene per Kopf nach einem Corner von Dominik Szoboszlai. Wieder war der Keim der Hoffnung gesetzt. Daka jagte kurz darauf einen Schuss nur knapp am Tor vorbei.

Ganz genau traf hingegen Silva, der mit seinem von Albert Vallci abgefälschten Schuss über Stankovic hinweg nicht nur das 2:2 (82.) erzielte, sondern endgültig alle Träume der Salzburger auf den Aufstieg zunichtemachte. Zum siebenten Mal standen sie im Sechzehntelfinale der Europa League, zum vierten Mal kam das Aus einer Europacup-Saison, die im September mit der lang erwarteten Champions League und begeisternden Auftritten begonnen hatte.

Stimmen zum Spiel:

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): „Das war unsere beste Leistung im Frühjahr. Nach den ersten 20 Minuten habe ich daran geglaubt, dass wir es schaffen. Die ersten 25 Minuten waren überragend, da haben meine Jungs alles reingeworfen, waren läuferisch stark und aggressiv. Da haben wir wieder unseren Fußball gezeigt. Schade, dass uns das zweite Tor nicht gelungen ist. In der zweiten Hälfte mussten wir viel Risiko nehmen, daher ist auch das zweite Gegentor passiert. Trotzdem muss die Mannschaft im Ganzen besser verteidigen.“

Adi Hütter (Frankfurt-Trainer): „Wenn man beide Spiele hernimmt, sind wir der absolut verdiente Aufsteiger. Das Spiel hat wie erwartet mit hohem Druck von Salzburg begonnen, sie waren dem 2:0 sehr nahe. Mit einem zweiten Tor wäre es für uns sehr unangenehm geworden, denn wir haben auch schwer Entlastung gefunden. Gott sei Dank haben wir mit dem 1:1 den Stecker gezogen. In der zweiten Hälfte haben wir es viel besser gemacht, da hatte ich auch nicht mehr das Gefühl, dass wir in Rückstand geraten könnten, denn wir hätten das 2:1 machen müssen, haben aber die Konter leider nicht gut zu Ende gespielt. Für mich war es ein besonderes Spiel. Meine Familie, Freunde und viele Bekannte waren hier. Vor der Paarung war es für mich sehr schwer abzuschätzen, ob wir weiterkommen können. So war es für mich eine sehr angenehme Rückkehr.“

UEFA Europa League, Sechzehntelfinale, Rückspiel

Freitag:

Salzburg – Eintracht Frankfurt 2:2 (1:1)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.000 Zuschauer, SR Bastien (FRA)

Torfolge:
1:0 Ulmer (10.)
1:1 Silva (30.)
2:1 Onguene (71.)
2:2 Silva (83.)

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Onguene, Ulmer – Mwepu (76./Berisha), Camara, Koita (66./Okafor), Szoboszlai (86./Bernede) – Daka, Hwang

Frankfurt: Trapp – Toure, Abraham, Hinteregger, Ndicka – Ilsanker – Sow, Kamada (73./Da Costa), Rode, Kostic (88./Chandler) – Silva (88./Paciencia)

Gelbe Karten: Koita, Hwang, Okafor bzw. Kamada, Abraham, Ilsanker

Die Besten: Stankovic, Ulmer, Camara bzw. Trapp, Kostic, Silva

Hinspiel 1:4 – Frankfurt mit Gesamtscore von 6:3 im Achtelfinale (12. März daheim, 19. März auswärts) gegen den FC Basel