McLaren
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Formel 1

Auftakt nach Rückzug von McLaren fraglich

Das Coronavirus hat auch die Formel 1 vor ihrem geplanten Saisonauftakt in Australien endgültig erfasst. Am Donnerstag meldete das Team McLaren, dass ein Mitarbeiter positiv getestet wurde. Der Rennstall gab daraufhin in Melbourne bekannt, nicht beim Großen Preis von Australien an den Start zu gehen. Das Rennen am Sonntag (06.10 Uhr) steht damit vor der Absage.

McLaren-Geschäftsführer Zac Brown und Teamchef Andreas Seidl informierten den Internationalen Automobilverband (FIA) am Abend (Ortszeit) in Australien über den positiven Test. Insgesamt gab es mindestens fünf Verdachtsfälle im Fahrerlager, vier allein beim amerikanischen Team Haas.

Formel-1-Direktor Ross Brawn hatte unlängst im Zusammenhang mit Ferrari und Reisebeschränkungen betont, dass nicht gefahren werde, wenn ein Rennstall nicht dabei sein könne. Eine Stellungnahme der Motorsportkönigsklasse steht nach Bekanntwerden des positiven Tests noch aus. Um wen es sich bei dem infizierten Mitarbeiter handelt, teilte McLaren nicht mit.

„Unsere Priorität ist die Sicherheit der Fans, der Teams und allen Personals beim Rennen“, erklärte die FIA in einer Stellungnahme. Nach dem positiven Testergebnis beim McLaren-Teammitglied seien die FIA, die Formel 1 und der Rennstall „in engem Kontakt“ bezüglich der Entscheidung gewesen. Der Verband und die Formel 1 würden „mit allen relevanten Behörden“ die „nächsten Schritte“ abstimmen.

Hamilton übt Kritik an Saisonstart

Bereits davor hatte Lewis Hamilton generelle Kritik am Saisonstart geäußert und die Veranwortlichen in die Pflicht genommen. „Ich bin sehr überrascht, dass wir hier sind“, sagte der Weltmeister. „Ich denke, es ist großartig, dass wir Rennen haben können. Aber für mich ist es schockierend, dass wir alle in diesem Raum sitzen“, sagte Hamilton. Vor allem die Passivität der Entscheidungsträger in der Formel 1 sind dem 35-jährigen Briten ein Dorn im Auge.

„Es scheint, dass die gesamte Welt reagiert. Heute in der Früh hat Präsident Donald Trump die Grenzen zwischen Europa und den USA dichtgemacht. Die NBA hat ihren Spielbetrieb bis auf Weiteres eingestellt. Aber die Formel 1 macht einfach weiter.“

Auf die Frage, ob er das für den Sonntag geplante Rennen in Melbourne absagen würde, sollten sich Verdachtsfälle bei Teammitgliedern als Infektionen herausstellen, sagte Hamilton: „Es liegt nicht an mir, das zu entscheiden. Aber ich habe gehört, dass die Ergebnisse der Tests erst in fünf Tagen feststehen werden. Was für ein Zufall.“

Lewis Hamilton
Reuters/Edgar Su
Lewis Hamilton sieht sich und die Formel 1 in Australien fehl am Platz

„Wir bringen einen großen Zirkus hierher“

Hamiltons Mutmaßung, warum am Sonntag im Albert Park trotz aller Bedenken das erste Saisonrennen gefahren werden soll: „Geld regiert die Welt.“ Die Menschen im Land seien besorgt, stellte Hamilton fest. „Wir bringen einen ziemlich großen Zirkus hierher. Es ist definitiv für mich beunruhigend.“

Kimi Räikkönen teilt Hamiltons Meinung. „Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dass wir hier sind. Wahrscheinlich nicht“, sagte der finnische Ex-Weltmeister in Diensten von Alfa Romeo. „Aber das können nicht wir entscheiden. Ich denke, dass wir nicht hier wären, hätten die Teams entscheiden können“, sagte Räikkönen und ergänzte: „Ich versuche, das Risiko für alle zu minimieren, da geht es nicht nur um mich, sondern auch um die Fans.“

Zuschauer in Melbourne (noch) zugelassen

Die Veranstalter in Melbourne haben bisher davon abgesehen, Zuschauer vom Rennen auszuschließen. Beim zweiten Saisonrennen am 22. März in Bahrain ist das dagegen der Fall. „Wir haben diesen Zeitpunkt noch nicht erreicht, an dem wir diese extremen Maßnahmen ergreifen müssen“, meinte die Gesundheitsministerin des Bundesstaates Victoria, Jenny Mikakos. „Wir werden aber nicht zögern, diese Schritte zu ergreifen, wenn wir diesen Hinweis bekommen.“

Die Formel 1 will die Lage irgendwie unter Kontrolle halten und hat Vorsorgemaßnahmen ergriffen. Im Fahrerlager gibt es zusätzliche Möglichkeiten zur Handdesinfektionen, die Rennställe gehen auf Distanz. So nahm Haas-Teamchef Guenther Steiner zum Beispiel hinter einem schwarzen Absperrband Platz, um Abstand zu Journalisten zu wahren. TV-Sitzungen wurden abgesagt, der Kontakt von Fahrern zu den Fans eingeschränkt.