Leere Zuschauerränge in Melbourne
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Formel 1

Saisonauftakt derzeit völlig offen

Nach der kurzfristigen Absage des für das Wochenende geplanten Saisonauftakts in Australien und der beiden darauffolgenden Rennen in Bahrain und Vietnam ist der weitere Terminplan in der Königsklasse derzeit völlig offen. Die Verantwortlichen hoffen auf einen Start Ende Mai in Europa.

Die weitere Entwicklung ist auch für Formel-1-Sportchef Ross Brawn nur schwer absehbar. „Ich habe Finanzkrisen und Dramen erlebt“, sagte er am Freitag in Melbourne. „dieses Ausmaß im Moment ist aber immens.“ Bevor er noch von den weiteren Absagen wusste, gab er sich kampfbereit: „Wir haben Pläne, die Saison wiederaufzubauen, und wir versuchen, so viele der verlorenen Rennen, wie wir nur können, unterzubringen.“

Wenige Stunden zuvor war infolge eines nachgewiesenen Falls des Coronavirus bei einem McLaren-Mitarbeiter der Grand Prix von Australien abgesagt worden. Das für 19. April vorgesehene Rennen in China war bereits früher verschoben worden, Bahrain (22. März) und Vietnam (5. April) folgten am Freitagnachmittag.

Erste drei F1-Rennen verschoben oder abgesagt

Nach dem abgesagten Auftakt in Melbourne werden auch die danach geplanten Rennen in Bahrain und Vietnam nicht stattfinden.

Mittlerweile strebt man einen Saisonstart Ende Mai an, damit würden aber auch die Rennen in den Niederlanden (3. Mai) und Spanien (10. Mai) ausfallen. Monaco, einer der Höhepunkte im WM-Kalender, ist für 24. Mai angesetzt. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus und der Beschränkung für Massenveranstaltungen auch in Europa erscheint aber sogar erst der Grand Prix in Aserbaidschan am 7. Juni in Baku ein möglicher Saisonstart zu sein. Die Menschen müssten nun „einige Toleranz“ zeigen, was den Aufbau dieser Formel-1-Saison betreffe, sagte Brawn.

Ross Brawn
Reuters/Kai Pfaffenbach
Auf Brawn und die Formel 1 warten schwierige Aufgaben

„Das sind herausfordernde Zeiten“

Auch Formel-1-Boss Chase Carey äußerte sich zurückhaltend zu weiteren möglichen Rennabsagen. „Jetzt liegt unser Fokus auf den Angelegenheiten hier in Australien“, sagte der US-Amerikaner. „In sehr kurzer Zeit müssen wir uns den unmittelbar vor uns stehenden Veranstaltungen widmen.“

„In den nächsten Tagen werden wir uns natürlich mit den vor uns liegenden Events befassen“, versicherte Carey. Man müsse auf die sich rasch ändernden Situationen reagieren. „Das sind herausfordernde Zeiten“, sagte er.

Uneinigkeit bei den Teams

„Ich war die ganze Nacht wach. Wir hatten so viele Angelegenheiten abzuarbeiten“, sagte Brawn, der mit dem Internationalen Automobilverband (FIA), dem lokalen Veranstalter, medizinischen Behörden und auch den Teamchefs diskutierte. Mercedes, Red Bull, Alpha Tauri und Racing Point wollten bei einem ersten Meeting noch unbedingt ins Grand-Prix-Wochenende mit den ersten Trainings am Freitag starten. Ferrari, Alfa Romeo und Renault – dazu noch das zurückgezogene McLaren – waren dagegen. Haas mit vier Verdachtsfällen und Williams waren unentschieden.

„Sich stetig verändernde Situationen“

Freitagfrüh strömten die Fans schon zum Albert Park Circuit, vor den verschlossenen Toren bildeten sich Schlangen. Nach langer Warterei und Ungewissheit wurden die zunehmend verärgerten Besucher mit Megafonen über die Absage des Events informiert. Im Fahrerlager packten derweil die ersten Teams zusammen und reisten ab.

Formel-1-Fans
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Wann die Fans wieder auf ihre Kosten kommen, ist derzeit völlig offen

In einem Brief bat Mercedes stellvertretend für die Teams Formel 1 und Regelhüter um die Absage des Rennens, da man sich um die Unversehrtheit seiner Mitarbeiter sorge. „Eine Anhäufung von Fakten hat zu der Entscheidung geführt“, sagte Carey vor den Medien. „Sehr schwierige, sich stetig verändernde Situationen“ habe man bewerten müssen.

Den Bundesstaat Victoria trifft die Absage hart. Rund 60 Millionen australische Dollar, umgerechnet rund 35 Millionen Euro, überweist man Formel-1-Besitzer Liberty Media pro Jahr für das Event. Nach den Buschfeuern und Überschwemmungen ist nun die Streichung infolge der Coronavirus-Pandemie der nächste Tiefschlag für den Tourismus.