Schachfiguren auf einem Schachbrett
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Schach

Großmeister trotzen der Pandemie

Die Schachelite lässt sich nicht vom Coronavirus stoppen. Das Kandidatenturnier des Schachweltverbands (FIDE) wird planmäßig ab Dienstag in einem Hotel in Jekaterinburg beginnen. Der Sieger erkämpft sich das Recht, Norwegens Weltmeister Magnus Carlsen Ende des Jahres im WM-Duell herauszufordern.

Der Weltverband versicherte, dass alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen wurden, um einen geregelten Ablauf des Turniers zu garantieren. Der Spielsaal im Hotel Hyatt Regency ist von den wenigen Zuschauern abgetrennt. Die acht Teilnehmer spielen in 14 Runden je zweimal gegeneinander. Start ist jeweils um 12.00 Uhr MEZ. Ein Tiebreak ist möglich.

Über die Online-Liveübertragungen will der Veranstalter ein Millionenpublikum erreichen, Kommentare in Englisch, Russisch und Chinesisch werden angeboten – und auf anderen Plattformen in weiteren Sprachen. Favorit ist der Italo-Amerikaner Fabiano Caruana. Der WM-Finalist von 2018 gewann zu Beginn des Jahres beim Superturnier in Wijk aan Zee mit zwei Punkten Vorsprung auf Weltmeister Carlsen – das war eine Kampfansage. Das WM-Duell vor zwei Jahren verlor der Amerikaner erst im Schnellschach-Tiebreak 0:3.

Kampfansage von Caruana

Danach brauchte Caruana lange Zeit, um sich von der Niederlage zu erholen. „Ich war ausgebrannt für viele, viele Monate. Da war ich wirklich nicht motiviert, überhaupt Schach zu spielen“, sagte er dem niederländischen Schachmagazin „New In Chess“. Erst vor einiger Zeit habe er das Gefühl bekommen, „dass ich zurück bin“.

Fabiano Caruana und Magnus Carlsen spielen Schach
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WM-Finalist Caruana (r.) ist Topfavorit für die neuerliche Carlsen-Herausforderung

Der Chinese Ding Liren ist die Nummer drei der Weltrangliste und nominell nach Caruana der Spieler, dem die Experten die größten Siegeschancen einräumen. Der 27-Jährige bereitete sich nach Ausbruch der Pandemie im Elternhaus in Wenzhou – zehn Autostunden vom Krisenzentrum Wuhan entfernt – auf das Turnier vor. Im Gegensatz zu seinen sieben Konkurrenten reiste der Großmeister schon am 2. März nach Russland. Dort war er bis zum Turnierbeginn in einem Sanatorium in Moskau untergebracht.

Die drei russischen Großmeister bereiteten sich daheim vor. Alexander Grischtschuk ist mit 36 Jahren der erfahrenste Spieler im Feld, während Jan Nepomnjaschtschi mit seinen 29 Jahren zum ersten Mal dabei ist. Markenzeichen der beiden ist ihr kompromissloses Spiel auf Sieg. Kirill Alexejenko ist krasser Außenseiter und mit 22 Jahren der jüngste Teilnehmer, er erhielt eine Wildcard.

In Österreich wird online trainiert

Auch in Österreich findet nach wie vor Schach statt: Zwar wurden alle Turniere und Trainings mit persönlichem Kontakt vorerst bis 19. April abgesagt, über Onlineplattformen wird aber trainiert. Es sollen online auch Schachkurse für die Öffentlichkeit angeboten werden, teilte der Österreichische Schachbund mit.