Christopher Rothbauer (AUT) beim Brustschwimmen
GEPA/Philipp Brem
Coronavirus

Wie sich die ÖOC-Athleten fit halten

Improvisation ist angesichts der Coronavirus-Pandemie bei Österreichs Olympiasportlern gefragt. Am 24. Juli sollen die Sommerspiele in Tokio beginnen, doch gut vier Monate davor wurden sowohl die Aktiven, die Quotenplätze geholt haben, als auch die Kandidaten aus dem Trainingsrhythmus gerissen. Vorbereitungslehrgänge mussten abgebrochen, Trainingsorte verlegt und neue Akzente gesetzt werden.

Die Sperre der Sportstätten trifft die Schwimmer besonders stark. Christopher Rothbauer etwa steht das BSFZ Südstadt vorerst bis Ostern nicht mehr zur Verfügung. „Für uns Schwimmer geht es darum, im Wasser zu sein. Wenn du von 100 auf 0 rausgerissen wirst, ist das der Tod“, sagte der 22-Jährige in Bezug auf seine Form.

Der 22-Jährige hatte sein Olympiaticket erst Ende Februar in Berlin gelöst, lieferte auch eine Woche danach in Malmö Topleistungen und war auf einer Euphoriewelle. Seit dem letzten Training im Wasser am 13. März ging es aber Schlag auf Schlag, seine Trainingsstätte wurde gesperrt. Er versucht sich nun daheim mit Krafttraining fit zu halten. „Ich habe mir aus der Südstadt ein paar Gewichte und Langhanteln nach Hause geholt und eine kleine Kraftkammer zusammengebaut. Sonst kann ich auch Radfahren gehen.“

Klimmzüge in der WG statt Klettern in der Halle

Klimmzüge am Griffbrett und Stabilisationsübungen in seiner Innsbrucker WG anstatt intensiver Saisonvorbereitung in der nahen Kletterhalle: So schaut der Alltag des Olympiamedaillenkandidaten Jakob Schubert derzeit und wohl auch noch für mehrere Wochen aus. „Momentan ist es nicht so schlimm, das kann ich verkraften, aber wenn es ein Monat wird, dann wird es zäh“, sagte der seit dem Vorjahr für die Sommerspiele qualifizierte Dreifachmedaillengewinner der WM 2019.

Jakob Schubert (AUT)
GEPA/Matic Klansek
Auf das Klettern in der Halle muss Schubert vorerst verzichten

Dass Olympia und die noch nicht abgesagten Weltcups davor heuer überhaupt noch stattfinden werden, bezweifelt Schubert. „Ein Funken Hoffnung ist für mich schon noch da. Meine Einschätzung ist, dass es sehr schnell besser werden muss – nicht nur in Japan. Mit jeder Woche, in der das Virus nicht mehr eingedämmt wird, mindert es die Chancen.“ Wahrscheinlicher und auch sinnvoller sei eine Verschiebung auf 2021.

Konrad trainiert alleine im Freien

Der 28-jährige Radprofi Patrick Konrad trainiert nach der bis auf den Schlusstag durchgezogenen Fernfahrt Paris – Nizza in den nächsten Wochen individuell in der Heimat. „Wichtig ist, dass ich draußen fahren kann und dass ich daheim bin. Ich halte mich an die Vorgaben, deshalb gehe ich natürlich nicht mit Kollegen trainieren“, so der Staatsmeister. Seine weitere Saisonplanung ist durch die Rennabsagen bis vorläufig Mai jedoch völlig unklar.

„Es ist schwierig, man muss trotzdem trainieren und in Form bleiben“, so Konrad, der im Mai eigentlich den nun auf unbestimmte Zeit verschobenen Giro d’Italia und im Sommer die Olympischen Spiele bestreiten wollte. Aufgrund der vielen Fragezeichen gelte es derzeit einfach abzuwarten, wie sich die Situation in einigen Wochen darstelle. Bei all den Unsicherheiten bringe die Ausnahmesituation für ihn aber auch Erfreuliches: „Ich kann mich um meine Freundin und unser fünf Wochen altes Baby kümmern.“

Einschränkungen auch für Bahnradfahrer noch kein Problem

Die Bahnradfahrer Andreas Müller und Andreas Graf haben vergleichsweise „Glück. Die WM ist gelaufen, die Olympiaquali geschafft. Wir haben jetzt etwas Pause“, berichtete der gebürtige Deutsche Müller, der derzeit in Berlin weilt. Allerdings musste das Duo in der Vorwoche am Gepäckband des Flughafens von Manchester wieder kehrtmachen, statt ein Rennen zu absolvieren, ein Dreitagesrennen Anfang April in Brisbane fällt aus – samt Start- und möglicher Preisgelder.

Da man zu „95 Prozent draußen trainiere“, seien die aktuellen Einschränkungen – noch – kein Problem. Allerdings: „In Mallorca darfst du derzeit überhaupt nicht fahren und musst 2.000 Euro Strafe zahlen.“ Müller glaubt derzeit noch an Olympia 2020 – „notfalls auch ohne Zuschauer. Die stehen auf der Prioritätenliste des IOC nicht ganz oben.“ Eine Verschiebung um ein Jahr ist für den 40-Jährigen denkbar. „Der Plan war ja, meine Karriere mit Olympia zu beenden. Sollte man auf 2022 verschieben, wäre ich aber schon zu alt.“

Fegerl zur Untätigkeit verurteilt

Für Tischtennisspieler Stefan Fegerl steht die Olympiaqualifikation im Mixed erst seit gut einer Woche fest, letztlich auch durch Absagen infolge der Coronavirus-Pandemie. Nun ist der 31-Jährige daheim in Wien weitgehend zur Untätigkeit verurteilt. „Der Fitnessraum in unserem Wohnhaus ist nun auch noch gesperrt, das war die letzte Möglichkeit der körperlichen Betätigung.“ Abseits der körperlichen Übungen wie Bauchmuskelübungen und Liegestütze geht der Ochsenhausen-Legionär zwei- bis dreimal wöchentlich laufen.

„Aber das geht in der Stadt nicht mit der Frequenz um Puls 170, die du im Tischtennis brauchst.“ Die viele Zeit daheim nutzt der mit Ex-Spielerin Li Qiangbing verheiratete Familienvater zudem für Videoanalysen diverser Spiele sowie für die Familie. „Das genieße ich, das hatte ich die letzten vier oder fünf Jahre nicht mehr so.“ Und mit Erstklassler Louis werden daheim fleißig die E-Learning-Aufgaben erledigt.