Formel-1-Strecke
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Formel 1

Monaco abgesagt, Auftakt nicht vor Juni

Aufgrund der jüngsten Entwicklungen der Coronavirus-Pandemie in Europa hat sich die Formel 1 dazu entschlossen, auch die WM-Läufe in Zandvoort (3. Mai), Montmelo/Barcelona (10. Mai) und Monte Carlo (24. Mai) zu verschieben. Das wurde am Donnerstag nach Gesprächen des Internationalen Automobilverbandes (FIA) mit den betroffenen Veranstaltern in einer Aussendung mitgeteilt. Monte Carlo wurde später sogar komplett abgesagt.

Auch die geplanten Änderungen im Reglement wurden von 2021 auf 2022 verschoben. „Nach einstimmiger Vereinbarung zwischen der FIA, der Formel 1 und allen Teams wird die Umsetzung der technischen Vorschriften, die ab der Saison 2021 in Kraft treten sollen, auf 2022 verschoben“, heißt es in einer Erklärung.

Die Absage des Klassikers in Monte Carlo durch den Automobilclub von Monaco (ACM) kam am gleichen Tag, an dem publik wurde, dass Fürst Albert II. von Monaco positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Gesundheitszustand des 62-Jährigen gebe aber keinen Grund zur Sorge, teilte der Fürstenpalast mit. Er habe sich zu Beginn der Woche einem Test auf das Coronavirus unterzogen.

Situation „untragbar“

Der ACM teilte mit, dass die Situation aus mehreren Gründen „untragbar“ sei. Angeführt wurden der unklare weitere weltweite Verlauf der Pandemie, die Unsicherheit, welche Teams überhaupt teilnehmen könnten, fehlende freiwillige Helfer sowie die Einreisebeschränkungen und die schwierige Situation im Nachbarland Italien. Darum sei es „unter keinen Umständen“ möglich, das Rennen heuer auszutragen, hieß es in der ACM-Stellungnahme.

Ziel des vorerst auf Juni verschobenen Saisonauftaktes sei es laut FIA, die Gesundheit und Sicherheit der reisenden Angestellten der Teams und der Fans zu gewährleisten. Wann und ob diese WM-Läufe überhaupt nachgetragen werden, steht noch nicht fest. Die Formel 1 und FIA betonten aber, dass die Saison frühestens im Juni beginnen werde, sofern es die Situation dann erlaube. Der Grand Prix von Österreich ist am 5. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg angesetzt.

Spätester Saisonstart in der Formel-1-Geschichte

Damit ist der späteste Saisonstart in der Geschichte der seit 1950 ausgetragenen Rennserie Gewissheit. Vor 54 Jahren ist die Formel 1 das letzte Mal erst im Mai in die Saison gestartet, Jackie Stewart gewann am 22. Mai 1966 in Monaco den ersten Grand Prix des Jahres. Nun muss die Königsklasse wegen der Coronavirus-Pandemie erstmals sogar noch länger auf ihr Auftaktrennen warten.

In der vergangenen Woche war der Saisonstart in Melbourne kurzfristig abgesagt worden, nachdem es einen Coronavirus-Fall beim britischen Rennstall McLaren gab. Danach waren auch die Grands Prix in Bahrain und Vietnam auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt verschoben worden. Das als vierter WM-Lauf geplante Rennen in China war wegen des Ausbruchs der Coronavirus-Epidemie in dem Land bereits vorher verlegt worden.

Marko hält 18 Rennen für möglich

Laut Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sollen durch den Wegfall der Sommerpause und eine Verlängerung bis in den Dezember 18 Rennen möglich sein. „Der Plan schaut jetzt so aus, dass die jetzt abgesagten Rennen dann in einem intensiven Programm über den Sommer und bis in den Dezember hinein nachgeholt werden, sodass man auf einen Rennkalender von circa 18 Veranstaltungen kommen wird“, sagte Marko im ORF-Radio.

Ursprünglich sollten in diesem Jahr 22 Grands Prix gefahren werden, das wäre ein Rekord gewesen. Die Formel 1 und die FIA prüfen nun neue Kalendervorschläge. Ziel sind dem Vernehmen nach mindestens 17 Rennen. Dafür wurde auch die für August geplante Sommerpause auf März/April vorgezogen.

Teams fahren 2021 mit Chassis von 2020

Auf Drängen der Teams verschob die Formel 1 auch die für 2021 geplante Regel-Revolution um ein Jahr. Wegen der Folgen der Coronavirus-Pandemie sei dies ein einstimmiger Beschluss aller Entscheider in der Rennserie, teilte der Weltverband FIA mit. Für das kommende Jahr sollten sich die Autos in der Rennserie eigentlich massiv verändern, um für mehr Chancengleichheit und spannendere Rennen zu sorgen. „Wegen der aktuell brisanten finanziellen Lage wurde beschlossen, dass die Teams ihre Chassis von 2020 auch für 2021 einsetzen werden“, hieß es nun.

Unter dem verschobenen Regelwerk sollen die Boliden schwerer und etwas langsamer werden, auch die Aerodynamik wird verändert. Auf diese Weise wollen die Regelhüter der Formel 1 für mehr Überholvorgänge sorgen. Die Entwicklung der neuen Autos hätte bei allen Teams aber schon in diesem Jahr mit Nachdruck vorangetrieben werden müssen.

Wegen der enormen Konsequenzen der Coronavirus-Krise sehen sich viele Rennställe vor allem wirtschaftlich dazu kaum in der Lage, wenn sie gleichzeitig den laufenden PS-Betrieb sichern sollen. Ob neben dem Chassis auch weitere zentrale Bauelemente der Autos für die nächste Saison eingefroren werden, soll noch beraten werden.

Budgetgrenze kommt wie geplant 2021

Dagegen wird die lange umstrittene Budgetgrenze von 175 Millionen US-Dollar (157 Mio. Euro) pro Saison wie geplant im kommenden Jahr greifen. Damit ist auch die Sorge kleinerer Rennställe gemildert, dass die Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull schon dieses Jahr ohne Kostenlimit massiv in die Entwicklung der neuen Autos investieren und so im nächsten Jahr wieder einen großen Vorteil auf der Strecke haben.