Stadtansicht von Seattle
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NHL

Seattles Namenssuche treibt skurrile Blüten

In der National Hockey League (NHL) steht aufgrund der Coronavirus-Pandemie derzeit so wie in fast allen Sportligen der Welt der Betrieb still. Die unfreiwillige Pause brachte auch den Zeitplan in Seattle durcheinander. Dort wird zwar erst ab Herbst 2021 gespielt, doch viele Fans hofften dieser Tage auf die Präsentation von Spitzname und Logo des 32. NHL-Teams. So wird weiter spekuliert – und das Rätselraten treibt teilweise skurrile Blüten.

Am 4. Dezember 2018 erhielt das Konsortium Seattle Hockey Partners, dem auch Filmproduzent Jerry Bruckheimer (u. a. „Armageddon“, „Pearl Harbor“) angehört, den Zuschlag zur 32. Franchise der prominentesten Eishockeyliga der Welt. Mit der Saison 2021/22 soll der Club aus dem US-Bundesstaat Washington wieder für ein ausgeglichenes Feld sorgen. Die Aufnahme der Vegas Golden Knights hatte seit der Saison 2017/18 für ein Ungleichgewicht zwischen Western und Eastern Conference gesorgt.

Rund eineinhalb Jahre vor Aufnahme des Spielbetriebs warten die Fans noch immer auf den endgültigen Namen und das Logo, über den seit Bekanntgabe der Aufnahme Seattles in die NHL spekuliert wird. „Wir warten noch auf den richtigen Moment“, sagte Teampräsident Tod Leiweke. Nicht nur der Coronavirus-Ausbruch, sondern auch das rechtliche Prozedere verzögerten bisher die Bekanntgabe. „Sobald alles rechtlich geklärt ist, wird es den Namen geben“, so Leiweke. Eines ist sicher: der neue NHL-Club soll sich deutlich von der Konkurrenz abheben.

13 Namen geschützt

Aktuell ist Seattle Heimat zweier Profiteams. Einerseits die Seahawks der National Football League (NFL), die 2014 den Meistertitel an die Pazifikküste holten. Andererseits das Baseballteam der Mariners, das seit seiner Gründung 1977 noch auf eine Teilnahme an der World Series der Major League Baseball (MLB) wartet. Was beide vereint: ihr „Nickname“ Seeadler bzw. Seefahrer nimmt Bezug auf die Nähe der Stadt zum Meer und speziell zum Pazifik.

Key Arena in Seattle
Egal, wie das Team heißen wird, die Heimspiele bestreitet es ab 2021 in einer renovierten New Arena at Seattle Center, vormals KeyArena

Die neuen NHL-Franchisenehmer ließen sich jedenfalls schon lange vor dem positiven Bescheid der Liga eine Liste mit potenziellen Namen ihres Teams schützen: Seattle Cougars, Seattle Eagles, Seattle Emeralds, Seattle Evergreens, Seattle Firebirds, Seattle Kraken, Seattle Rainiers, Seattle Renegades, Seattle Sea Lions, Seattle Seals, Seattle Sockeyes, Seattle Whales und Seattle Totems.

Letztgenannter war der Name des bisher letzten Eishockey-Proficlubs in Seattle. Die Totems spielten von 1958 bis 1975 aber nicht in der NHL, sondern in der Western Hockey League. Interessant: Anders als Totems findet sich der Name Metropolitans nicht auf der geschützten Liste. Unter dieser Bezeichnung spielte von 1915 bis 1924 in der Pacific Coast Hockey Association ein Team aus Seattle – und schrieb sogar nordamerikanische Sportgeschichte. Denn die Metropolitans gewannen als erstes US-Team 1917 den Stanley Cup. Damals hatte die im gleichen Jahr gegründete NHL noch kein Monopol auf die Trophäe.

Seeungeheuer gegen Rotlachs

Sowohl auf Totems als auch Metropolitans müssen sich die NHL-Fans aber wohl nicht einstellen. Teamnamen mit Bezug auf die amerikanischen Ureinwohner sind mittlerweile äußerst umstritten – frag nach bei den Redskins. Und ein Teamname, der gleich lautet wie eine Division – Stichwort Metropolitan Division – hat bei NHL-Commissioner Gary Bettman und den restlichen Teambesitzern wohl keine Chance.

Zu Favoriten in der Namenstombola kristallisierten sich zuletzt Kraken und Sockeyes heraus. Vor allem Ersteres wurde von einigen Experten in Nordamerika bereits als fix vermeldet. Der Name bezieht sich allerdings nicht auf den gemeinen Oktopus, sondern auf ein mythisches Seeungeheuer. Aufmerksamen Fans des Popcornkinos fiel der Kraken etwa bei der von Bruckheimer produzierten „Fluch der Karibik“-Filmreihe auf. Das größte Problem: Das Fantasy-Monster treibt sich bevorzugt im Atlantik und nicht im Pazifik herum.

Rotlachse
AP/Gary Stewart
Der Rotlachs zählt zu den wirtschaftlich wertvollsten Lachsen der Pazifikregion

Deutlich regionaler wäre Sockeyes, die englische Bezeichnung für den Rotlachs. Kaum etwas steht so sehr für den pazifischen Nordwesten wie der markante rote Fisch, mit dem grün schimmernden Haupt. In einer von der Seattle Times durchgeführten Abstimmung war der Name „Sockeyes“ auch der klare Sieger für das neue NHL-Team. Mit knalligen Rot-Grün-Tönen im Trikot würde sich die Mannschaft auch auf dem Eis deutlich von der Konkurrenz abheben. Mit einem Fisch im Logo wäre Seattle in der NHL zudem allein auf weiter Flur. Manko: eine zu große Ähnlichkeit mit den nur drei Stunden entfernten Lokalrivalen Vancouver Canucks, die seit Jahren einen Schwertwal im Logo führen.

Skurriler Lokalbezug

In der Gerüchteküche werden neben den beiden Favoriten aber auch andere teilweise skurrile Namen immer wieder hochgerührt. So erhielten in der Abstimmung der Seattle Times vor eineinhalb Jahren auch die Namen Sasquatch – eine andere Bezeichnung für den legendären Waldmenschen Bigfoot – und Grunge – in Anlehnung an die in der Stadt entstandene Musikrichtung – eine beachtliche Anzahl an Stimmen. Auch Emeralds (Smaragde), ein Hinweis auf den Waldreichtum rund um die Stadt, fand durchaus Anhänger. Im Gespräch war auch Rainiers in Anspielung an Mount Rainier, den Blickfang vor den Toren der Metropole.

Einige Experten plädieren für die Rückkehr des Namens SuperSonics. So hieß allerdings von 1967 bis 2008 der sportliche Stolz Seattles im Basketball, ehe das Team nach Oklahoma City zog und von Überschall zu Thunder (Donner) wurde. Ein Eishockeyteam namens Seattle SuperSonics ist daher wohl genauso unwahrscheinlich wie der kreativste Vorschlag. In Anlehnung an den neben Grunge und Boeing berühmtesten Exportschlager Seattles schlug ein US-Kolumnist „Starpucks“ vor. Ein Name, der zwar hohen Wiedererkennungswert, aber auch rechtliche Probleme mit sich brächte.