Aus sportlicher Sicht wurde Sarajevo 1984 mit nur einmal Bronze zu den „Katastrophenspielen“ für das Österreichische Olympische Comite (ÖOC). Die Rangliste der erfolgreichsten heimischen Athleten führt ein Nordischer Kombinierer vor einem Skispringer und einem alpinen Skifahrer an. Im ewigen Medaillenspiegel belegt Österreich den sechsten Platz.
Der Startschuss für die Winterspiele fiel vor 96 Jahren im französischen Chamonix. Ursprünglich als Wintersportwoche im Rahmen der Sommerspiele 1924 von Paris deklariert, beschloss das Internationale Olympische Komitee (IOC) 1925, den Wettkämpfen rückwirkend den Status der I. Olympischen Winterspiele zuzuerkennen.
Ära der Eiskunstläufer von 1924 bis 1972
Die Premiere fiel überaus erfolgreich aus. Österreich holte zweimal Gold und einmal Silber – jeweils im Eiskunstlauf. Herma Jarosz-Szabo und das Paarlauf-Duo Helene Engelmann/Alfred Berger kürten sich zu Olympiasiegern, Willy Böckl belegte Rang zwei. In den elf Winterspielen zwischen 1924 und 1972 holten die heimischen Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer zehnmal zumindest eine Medaille. Nur 1960 in Squaw Valley gingen sie leer aus. Karl Schäfer kürte sich 1932 in Lake Placid und 1936 in Garmisch-Partenkirchen jeweils zum Olympiasieger.

Mit insgesamt 20-mal Edelmetall, davon sieben in Gold, neun in Silber und vier in Bronze, holte der österreichische Eiskunstlaufverband (Skate Austria) die zweitmeisten Olympiamedaillen nach dem österreichischen Skiverband (ÖSV). Österreich ist somit nach Russland und der USA die erfolgreichste Nation im Eiskunstlauf bei Olympischen Spielen – und das, obwohl seit Gold durch Trixi Schuba 1972 in Sapporo keine einzige Medaille mehr dazu kam.
Alpine starten ab 1948 voll durch
Österreichs Alpine starteten ab 1948 voll durch und holten bis zu den letzten Winterspielen 2018 in Pyeongchang insgesamt 121 Medaillen, davon 37 in Gold, 41 in Silber und 43 in Bronze. In St. Moritz erlebten die alpinen Skibewerbe ihre „echte“ Premiere mit je drei Rennen für Frauen und Männer. 1936 in Garmisch-Partenkirchen wurde nur eine Kombination ausgetragen, der Zweite Weltkrieg verhinderte die Durchführung der Winterspiele in den Jahren 1940 und 1944. Insgesamt acht Medaillen nahm Österreich 1948 aus der Schweiz mit, die beiden anderen Medaillen gingen an Eiskunstläufer.
Sailer schreibt Geschichte
Erfolgreichster alpiner Skifahrer bei Olympischen Spielen ist weiterhin Toni Sailer. Der damals 20-jährige Tiroler schrieb 1956 in Cortina d’Ampezzo Geschichte und gewann als erster Sportler alle alpinen Bewerbe – Riesentorlauf, Slalom und Abfahrt – bei Olympischen Spielen. Im Ranking der erfolgreichsten heimischen Athleten reicht das trotzdem nur zu Platz drei.
In den 1970er und 1990er Jahren brannten sich zwei weitere heimische Athleten durch ihre Leistungen ins kollektive Gedächtnis der Österreicher: 1976 in Innsbruck raste Franz Klammer mit einer verwegenen Fahrt auf dem Patscherkofel zum Abfahrtssieg und machte sich damit zur lebenden Legende. „Dieser Erfolg hat mein Leben total verändert“, erinnerte sich Klammer. 1998 in Nagano war die Geburtsstunde des „Herminators“. Nur drei Tage nach seinem „Jahrhundertsturz“ in der Abfahrt raste Hermann Maier zu Gold im Super-G, dem er auch noch Gold im Riesentorlauf folgen ließ.

Innsbruck war gleich zweimal Ausrichter der Winterspiele. Bei der Premiere 1964 in Österreich wurde auch erstmals die Grenze von tausend Teilnehmern übersprungen. 1.091 Athleten aus 36 Nationen nahmen an den Wettkämpfen in Tirol teil. Mit zwölf Medaillen (viermal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze) stellten die heimischen Athleten eine Rekordmarke auf, die erst 28 Jahre später in Albertville übertroffen werden sollte. 1976 gastierten die Winterspiele ein weiteres Mal in Tirol. Doch diesmal war die Medaillenausbeute weniger eindrucksvoll: je zweimal Gold, Silber und Bronze.
Tiefpunkt in Sarajevo, Affäre um Walter Mayer
Sarajevo 1984 markierte den sportlichen Tiefpunkt für das ÖOC. Der Abfahrer Anton „Jimmy“ Steiner sorgte mit seinem dritten Platz für das einzige Edelmetall im damaligen Jugoslawien. Zehn Medaillen in Calgary 1988 bedeuteten für Österreich nach dem Desaster von Sarajevo eine Wohltat. Albertville 1992 löste Innsbruck dann als die bis dahin erfolgreichsten Spiele für den ÖOC ab. 21 Medaillen eroberten die heimischen Athletinnen und Athleten, davon sechs in Gold, sieben in Silber und acht in Bronze.

Die Affäre um den damaligen Nordischen Direktor für Biathlon und Langlauf, Walter Mayer, überschattete die Spiele 2002 in Salt Lake City. In einem von ÖSV-Langläufern genutzten Privathaus wurden leere Blutbeutel und Injektionsnadeln gefunden. Mayer rechtfertigte sich, dass damit unter anderem UV-Behandlungen des Blutes durchgeführt wurden. Das IOC disqualifizierte die Athleten Marc Mayer und Achim Walcher, bei denen die Therapie angewandt wurde, und schloss Walter Mayer bis einschließlich 2010 von den Olympischen Spielen aus.
Blutdopingskandal in Turin
Mayers Anwesenheit vier Jahre Später in Turin trotz IOC-Sperre und der Fund eines angeblich für Blutdoping geeigneten Gerätes durch Dopingkontrollore in seiner Ramsauer Pension führten zu einer vom IOC mitinitiierten spätabendlichen Anti-Doping-Razzia im Privatquartier der österreichischen Langläufer in Pragelato und der Biathleten in San Sicario. Beschlagnahmt wurden Geräte und Substanzen, die für Blutdoping geeignet waren.

Als eine der zahlreichen Folgen schloss das IOC-Exekutivkomitee Wolfgang Rottmann, Wolfgang Perner, Martin Tauber, Jürgen Pinter, Johannes Eder und Roland Diethart lebenslänglich von der Teilnahme an Olympischen Spielen aus und annullierte ihre Turin-Ergebnisse aus den Listen. Weiters strich das IOC dem ÖOC Fördermittel in Höhe von einer Million US-Dollar.
23 Medaillen bedeuten neuen Rekord für ÖOC
Der Blutdopingskandal überschattete auch, dass Österreichs Olympiasportler 2006 das beste Ergebnis der Geschichte erreichten. Mit neunmal Gold sowie jeweils siebenmal Silber und Bronze holte das ÖOC insgesamt 23 Medaillen. Die Alpinskifahrer Michaela Dorfmeister (Abfahrt und Super-G) und Benjamin Raich (Riesentorlauf und Slalom), Skispringer Thomas Morgenstern (Großschanze und Team) sowie der Nordische Kombinierer Felix Gottwald (Sprint und Team) krönten sich zu Doppelolympiasiegern.
Gottwald siebenfacher Medaillengewinner
Gottwald und Morgenstern sind auch jene beiden Athleten, die im Ranking der erfolgreichsten Österreicher bei Winterspielen Legende Sailer hinter sich ließen. Kombinierer Gottwald gewann in Turin auch Silber im Einzel. Vier Jahre zuvor in Salt Lake City hatte der Salzburger dreimal Bronze (Einzel, Sprint und Team) geholt. Bei seinen letzten Winterspielen 2010 in Vancouver durfte er noch einmal über Gold im Team jubeln. Damit darf Gottwald insgesamt sieben Olympiamedaillen sein Eigen nennen.

Morgenstern holte nach seinen zwei Goldmedaillen in Turin auch vier Jahre später Gold, 2014 folgte in Sotschi die Silbermedaille – jeweils im Team. Hinter den dreifachen Olympiasiegern folgen zwölf Österreicherinnen und Österreicher, die zumindest zweimal Olympiagold gewannen.
Historisches Debakel für Alpin-Herren
Mit vier Goldmedaillen durch Skirennläuferin Andrea Fischbacher im Super-G, die Rodel-Doppelsitzer Andreas und Wolfgang Linger, die Kombinierer und die Spezialspringer-Mannschaft, sechs Silber- und sechs Bronzemedaillen (Gesamt 16 Medaillen) erreichte Österreich auch 2010 in Vancouver ein sehr gutes Ergebnis. Zum sportlichen Debakel wurde Whistler aber für die rot-weiß-roten Alpin-Herren, die erstmals in der Olympiageschichte ohne Medaille blieben.
Vier Jahre später in Sotschi durfte sich das ÖOC sogar über 17-mal Edelmetall (4/8/5) freuen. Die Winterspiele 2018 in Pyeongchang wurden mit fünfmal Gold, dreimal Silber und sechsmal Bronze (Gesamt 14 Medaillen) zu den dritterfolgreichsten nach Turin 2006 und Albertville 1992. Gemessen an der Gesamtmedaillenzahl waren die Spiele in Südkorea mit 14 Stück jedoch nur die siebentbesten.
Rodler übertreffen Erwartungen
Die Rodler und die Kombinierer waren die positive Überraschung der Spiele in Pyeongchang aus ÖOC-Sicht. David Gleirscher (Gold im Einzel), Peter Penz/Georg Fischler (Silber im Doppelsitzer) sowie Penz/Fischler mit Gleirscher und Madeleine Egle (Bronze in der Staffel) gewannen einen kompletten Medaillensatz.

Die weiteren vier Goldmedaillen in Pyeongchang holten die alpinen Skifahrer Marcel Hirscher (Kombination und Riesentorlauf) und Matthias Mayer (Super-G) sowie Snowboarderin Anna Gasser (Big Air). Die Skispringer enttäuschten hingegen gänzlich. Statt der erhofften ein bis zwei Medaillen gingen die ÖSV-Adler in Südkorea leer aus.
Im ewigen Medaillenspiegel bei Winterspielen belegt Österreich mit 64-mal Gold, 81-mal Silber und 87-mal Bronze den sechsten Platz. Insgesamt gewannen die Sportlerinnen und Sportler damit 232-mal Edelmetall. In Führung liegt Deutschland vor Russland und Norwegen.