Cam Newton jubelnd
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NFL

Carolina beendet „Supermans“ Ära

In der National Football League (NFL) ist bei den Carolina Panthers eine kurze, aber intensive Ära zu Ende gegangen. Der zweifache Super-Bowl-Finalist trennte sich von Quarterback Cam Newton. Der extravagante Spielmacher führte Carolina in neun Saisonen zu neuen Höhenflügen und sorgte nicht nur auf dem Platz für Schlagzeilen.

Am Dienstag (Ortszeit) gab Carolina die offizielle Vertragsauflösung mit dem 30-Jährigen bekannt. „Cam hat für unsere Organisation eine große Bedeutung. Jeder hat seine Leistungen auf dem Feld gesehen“, so General Manager Marty Hurney, „er wird immer einer der größten Spieler des Clubs sein. Sein Beitrag zu diesem Team, unserer Gemeinde und dem Football generell hat einen bleibenden Eindruck in unserer Organisation hinterlassen.“

Newton verlässt die seit 1995 in der NFL spielenden Panthers als erfolgreichster Quarterback der Clubgeschichte. Der Mann mit der Trikotnummer eins hält sämtliche Pass-Bestmarken des Clubs aus Charlotte. Mit 58 erlaufenen Touchdowns hält der 30-Jährige auch den Ligarekord für Spielmacher in dieser Kategorie. 32 Spiele mit zumindest einem Passing- und Rushing-Touchdown hat sonst auch kein Spieler zu Buche stehen.

Der Quarterback war nicht nur für spektakuläre Offensivaktionen, sondern auch für seine Extravaganzen bekannt. Sein „Superman“-Jubel, bei dem er symbolisch wie Clark Kent sein Hemd öffnete, und später auch der „Dab“ wurden zu Markenzeichen. Zu Pressekonferenzen erschien Newton mehr als einmal in außergewöhnlichen und protzigen Outfits. Zudem sorgte der 30-Jährige immer wieder für Aufregung und Eklats, etwa indem er bei einem Medientermin die Kompetenz einer Reporterin in Sachen Football anzweifelte.

Rasanter Aufstieg

Sportlich wurde Newton von Beginn an seinen Vorschusslorbeeren gerecht. 2011 als Nummer eins im jährlichen College-Draft gezogen, pulverisierte der Abgänger der Universität Auburn in seiner ersten NFL-Saison sämtliche Rekorde für Neulinge und wurde zum „Rookie of the year“ gewählt. Gleich in seinem ersten Spiel warf Newton Pässe für 400 Yards Raumgewinn. Neben 21 Touchdown-Pässen erlief der Modellathlet in seiner ersten Saison auch 14 Touchdowns selbst – ein neuer NFL-Rekord.

In der Saison 2015/16 erreichte er seinen Zenit. Newton führte die Panthers mit 35 Touchdown-Pässen und zehn erlaufenen Touchdowns bis in die Super Bowl. Für seine Leistungen wurde der Quarterback, der 2010 auch die Heisman Trophy für den besten College-Spieler erhalten hatte, zum „Most Valuable Player“ – dem wertvollsten Spieler der Saison – gewählt. Newton ist damit nur einer von acht Spielern der Football-Geschichte, dem beide Auszeichnungen verliehen wurden.

Finalpleite als Anfang vom Ende

Die Traumsaison 2015/16 hatte allerdings einen Makel: In Super Bowl 50 machte Newton mit seinen Panthers gegen die starke Defensive der Denver Broncos keinen Stich und verlor klar mit 10:24. Sein aus Sicht der Fans mangelnder Einsatz bei einem Ballverlust und eine anschließende wortkarge Pressekonferenz brachten dem Quarterback in der Folge viel Kritik ein.

Quarterback Cam Newton enttäuscht
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In der 50. Super Bowl galten Newton und die Panthers als Favoriten, waren am Ende aber die großen Verlierer

Nach dem verlorenen Finale ging es mit Newton langsam, aber stetig bergab. In den jüngsten zwei Saisonen kämpfte er vor allem mit Verletzungen. In der vergangenen konnte Newton aufgrund einer Fußverletzung nur zwei Spiele absolvieren. Davor wurde der Quarterback von Schulteroperationen gestoppt. Daher entschieden sich die Verantwortlichen in Charlotte in North Carolina, die Ära Newtons auslaufen zu lassen.

Nachfolger steht parat

Bereits vergangene Woche hatten die Panthers Newton – gegen dessen Willen – die Erlaubnis gegeben, sich im Gegenzug für einen anderen Spieler einen neuen Club zu suchen. Die aus seiner Sicht ungewollte Freigabe quittierte der Quarterback mit einem wirren Tweet, in dem er seine Fitness betonte. Er sei noch immer hungrig, richtete er seinem nunmehrigen Ex-Team aus, das sich durch den Entlassung Newtons 19 Mio. Dollar spart.

Die Panthers hatten mit der Verpflichtung von Teddy Bridgewater für drei Jahre und 63 Mio. Dollar Gehalt bereits vor der Trennung von Newton einen potenziellen Ersatz an Bord geholt. Wohin es den ehemaligen MVP verschlägt, ist offen. Teams mit Handlungsbedarf auf der Quarterback-Position wie die Chicago Bears, New England Patriots und Los Angeles Chargers holten sich bereits vor Newtons Abschied in Carolina neue Spielmacher. Aber bei der Aussicht auf „Superman“ könnten viele Teams schwach werden.