Markus Rogan
APA/Hans Punz
Coronavirus

Rogan erlebt „Drahtseilakt“ hautnah

Die USA haben sich zum „Hotspot“ der Coronavirus-Pandemie entwickelt. Im Bundesstaat Kalifornien gibt es aktuell die drittmeisten infizierten Personen. In Los Angeles hat auch Österreichs ehemaliger Schwimmstar Markus Rogan seine Psychologie-Praxis. Der 37-Jährige erlebt den Umgang der USA mit dem Virus hautnah mit: „Ich finde es total spannend, weil es ist ein Drahtseilakt zwischen Gesundheit und Wirtschaft.“

Rogan lebt mit seiner Frau und den zwei Söhnen seit Jahren in Santa Monica im Raum Los Angeles, wo er trotz Pandemie weiter seine Praxis – allerdings mit eingeschränktem Patientenkontakt – betreibt. „Bei uns wurde alles eingestellt außer das Essenzielle, und da zählen Psychologen dazu“, sagte der Wiener in einem APA-Interview. Die rund 20 Prozent seiner Patienten sind neben seiner Familie auch die einzigen sozialen Kontakte, die der zweifache Olympia-Silberne von 2004 im Moment hat.

„Ich habe so eine Schleuse mit Fieberthermometer und Masken und Handschuhen. Die gehen durch die Schleuse durch, da wird Fieber gemessen. Bis jetzt ist es noch nicht passiert, dass jemand, der Symptome hatte, gekommen ist“, erklärte Rogan. Er habe nun mehr Patienten als vor Ausbruch der Pandemie, da manche nervös geworden seien. Solchen mit Angststörungen gehe es schlechter, jenen mit Depressionen wegen der allgemeinen Verlangsamung besser.

Wirtschaft vor Gesundheit

Die Situation in Los Angeles sei „ganz komisch“, vor allem verstopfte Highways finde man derzeit keine. „Es ist kein Verkehr in LA“, so Rogan. Im öffentlichen Raum seien aber nur die Campingplätze geschlossen, die Parks hingegen offen. „Wir gehen viel spazieren. Das ist ein riesiger Vorteil in Kalifornien“, so Rogan. „Es ist nicht schwer, von jemandem wegzubleiben, da alles so riesig ist.“ Die Parkplätze an den großzügig ausgelegten Stränden seien zu, aber die Strände selbst nicht. „Die Leute gehen zum Strand, um zu laufen. Die Strände sind riesig“, sagte der gebürtige Wiener.

Leerer Santa Monica Beach
APA/AFP/Frederic J. Brown
Die Strände von Los Angeles, vor allem die Parkplätze, bieten aktuell ein ungewohntes Bild

Das sprunghafte Ansteigen der Infektionen in den USA, die nun bereits mehr Fälle als China und Italien aufzuweisen haben, ist für Rogan, der selbst auch eine Sanitäterausbildung absolviert hat, nur bedingt überraschend. Die Amerikaner hätten sich mehr für die Wirtschaft und gegen die Gesundheit entschieden, so sei auch die Einstellung von US-Präsident Donald Trump. Rogan: „Trump ist natürlich stark auf der Seite der Wirtschaft.“

Im Vergleich der Gesundheitssysteme sieht Rogan Österreich im Grunde klar vor den USA. „Das durchschnittliche Gesundheitssystem ist in Österreich viel, viel besser. Wenn man aber 10 Millionen auf der Seite hat, dann ist das Gesundheitssystem in Amerika schon sehr gut. Auf der anderen Seite, wenn man kein Geld hat, dann ist das Gesundheitssystem hier fast nicht vorhanden“, sagte der 37-Jährige.

Reiche Sportler im Vorteil

Als vierfachen Olympiateilnehmer beschäftigt den 37-Jährigen auch die Verschiebung der Tokio-Spiele 2020 auf 2021. Jüngere Sportler hätten nun mehr Zeit, sich vorzubereiten. Für ältere Athleten sei es schlechter. „Ich finde aber die Fälle interessant, wo Dopingsperren auslaufen. Es gibt Leute, deren Dopingsperren im September, Oktober, November 2020 auslaufen. Die hätten heuer nicht zu den Spielen dürfen, aber 2021 können sie jetzt theoretisch schon.“

Markus Rogan (AUT)
GEPA/Dominic Ebenbichler
Rogan trat viermal bei Olympischen Spielen an, 2004 holte er zweimal Silber

Grundsätzlich sieht Rogan in der nun wettkampffreien Zeit reiche Sportler im Vorteil. Viele seiner Patienten hätten Schwimmbecken oder Basketball-Courts daheim. „Die trainieren Vollgas, wie die Verrückten. Die wirklich Motivierten, die werden jetzt besser. Die Motiviertesten, die werden unglaublich trainieren. Und die, die nur vom System mitgezerrt werden – die einen guten Trainer haben oder in einem guten System sind –, die werden sich jetzt ein bisschen ausruhen.“

Kampf unter Wasser als Hobby

Rogan ist auch nach wie vor für Israels Fußballnationalteam tätig und selbst amtierender „Underwater Torpedo League“-Champion. Das Finale in dieser Form des Unterwasser-Rugby, die „Aqua Bowl 7“, das Rogan und Co. für sich entscheiden konnten, ging am 13. März über die Bühne. „Ein geiler Sport! Das Schwierige ist, dass du im Kampf bist. Das ist die volle Anstrengung.“ Fit halte ihn aber weniger der Sport als seine beiden Söhne. „Die halten mich auf Trab.“