Marco Rossi
AP/Icon Sports/Richard A. Whittaker
Eishockey

Rossi zu „100 Prozent“ bereit für NHL

Österreichs Toptalent Marco Rossi könnte schon bald an seinem Traumziel National Hockey League (NHL) angelangt sein. „Ich bin zu 100 Prozent für den Sprung in die NHL bereit. In meinem Kopf habe ich mein letztes Spiel in der Ontario Hockey League (OHL) gespielt“, sagte Rossi gegenüber der in Ottawa ansässigen Tageszeitung „Le Droit“.

Der 18-jährige Vorarlberger will künftig Erwachsenen-Hockey spielen. „Das Team, das mich im Draft zieht, wird über mein Schicksal entscheiden. Ich sehe mich in der NHL, aber wenn das nicht passiert, würde ich, um mich zu verbessern, lieber für Profis in Europa spielen“, sagte Rossi. Im nächsten Draft, bei dem sich die NHL-Clubs die Rechte an Talenten sichern, ist Rossi ein Kandidat für die Top Ten. Der eigentlich für Ende Juni angesetzte Draft ist aber aufgrund der Coronavirus-Pandemie vertagt.

Auch die kanadische Juniorenliga OHL brach ihre Saison noch vor den Play-offs ab. Rossi beendete den Grunddurchgang als erster europäischer Spieler als Topscorer. Bei einer Umfrage unter OHL-Trainern räumte der Center groß ab: Er war der cleverste Spieler, der beste Spielmacher und die Nummer eins im Penaltyschießen. Zudem landete Rossi auch in den Kategorien defensiver Stürmer und Unterzahlspiel als Dritter im Spitzenfeld. Er habe die Liga, so „Le Droit“, in seiner zweiten Saison kaputtgeschossen.

Ottawa-Coach rechnet nicht mit Rossi-Rückkehr

Andre Tourigny, Cheftrainer der Ottawa 67’s, rechnet deshalb auch nicht mehr mit einer Rückkehr des Österreichers. „Er hat mit 18 Jahren das kanadische Junioren-Hockey dominiert. Er ist bereit für den nächsten Schritt.“ Rossi selbst dankte in Sozialen Netzwerken bereits allen Weggefährten. „Ich schulde den 67’s ein großes Dankeschön. Sie haben mich zu einem besseren Spieler gemacht. Die Professionalität der Organisation ist außergewöhnlich.“

Andre Tourigny
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Coach Andre Tourigny ist davon überzeugt, dass Marco Rossi in der NHL reüssieren wird

Rossi habe sich, so Tourigny, in allen Facetten als Perfektionist herausgestellt. Eines aber vermag auch Talent nicht zu ändern: Mit 1,76 m hat er größenmäßig einen Nachteil. Der im September 2001 geborene Rossi lernte früh, damit umzugehen. „Meine Größe hat mir auch geholfen. Ich hörte, dass mir meine Größe hinderlich sein könnte und deshalb arbeite ich härter, um körperlich stark zu sein.“ Das Ergebnis: „Niemand behandelt mich schlecht auf dem Eis.“

2,14 Scorerpunkte pro Spiel

Die Zahlen stützen diese Behauptung: In 56 Spielen sammelte Rossi 120 Zähler, das sind 2,14 Punkte pro Spiel. Damit verbuchte er den besten Durchschnittswert in der Liga seit dem nunmehrigen Chicago-Superstar Patrick Kane in der Saison 2006/07. Rossi war auch die Nummer eins in der Plus/Minus-Wertung, mit +69 (bei Toren bzw. Gegentoren auf dem Eis) schaffte er den fünftbesten Wert seit Einführung der Statistik vor 24 Jahren.

„Meine zweite Saison war viel einfacher“, meinte Rossi rückblickend. „Letztes Jahr musste ich viel lernen. Alles war neu für mich. Aber ich wusste immer, dass ich der beste Scorer der Liga sein kann. Meine Saison zeigt, dass es das Richtige war, nach Kanada zu kommen und dort zu spielen. Es war meine Entscheidung. Meine Eltern zögerten, aber sie unterstützten mich. Das Ergebnis war die Mühen wert.“

Das „Schaufenster“ Play-off, das die NHL-Scouts sicher noch gerne verfolgt hätten, blieb aufgrund des Coronavirus zu. Rossi hatte den Abbruch der Liga erwartet. „Ich habe gesehen, was in Europa passiert ist. Ich wusste, dass Kanada irgendwann betroffen sein würde und wir Probleme haben würden, unsere Saison zu beenden. Damit musst du umgehen.“ Rossi habe bereits seinen Personaltrainer angerufen und – mittlerweile zu Hause in Feldkirch – sein Sommertraining für die Saison 2020/21 begonnen.