Bernhard Seikovits im Dress der Vienna Vikings
GEPA/David Rodriguez Anchuelo
Football

Seikovits darf weiter von NFL träumen

Der Weg in die National Football League (NFL) ist für einen Österreicher von Haus aus nicht einfach. Mit Bernhard Seikovits und Sandro Platzgummer haben sich zwei zumindest die Chance auf den großen Traum erarbeitet, doch auch sie wurden vorerst von der Pandemie aufgrund des Coronavirus gestoppt. „Nun warten wir auf den Bescheid, der Ende April kommen soll“, erklärte Seikovits von den Dacia Vienna Vikings im Gespräch mit ORF.at.

Davor soll plangemäß der Draft (23. bis 25. April), der dieses Jahr in Las Vegas stattfindet, über die Bühne gehen. In diesem wählen die 32 NFL-Teams in gestürzter Reihenfolge der sportlichen Leistungen in der Vorsaison die besten Talente aus. Das ist ein Weg, es in die teuerste Sportliga der Welt zu schaffen. Ein anderer wurde für ausländische Spieler entwickelt und nennt sich International Player Pathway (IPP).

Dieses IPP-Programm wurde 2017 ins Leben gerufen und gibt vier Spielern außerhalb der USA und Kanada die Chance, sich bei NFL-Teams zu beweisen. Das dient naturgemäß der Liga auch zu Marketingszwecken, andererseits haben Spieler, die es eben nicht auf US-Colleges schaffen, eine Chance, ihr Talent zu zeigen. „Ich denke, dass dort mehr als vier gute Football-Spieler waren und sich daher mehr als vier solch eine Chance verdient hätten“, sagte Seikovits, der vergangene Woche vorzeitig aus den USA zurückgekehrt war.

Footballer zurück in Österreich

Österreichs NFL-Hoffnungen Sandro Platzgummer und Bernhard Seikovits sind seit Montag wieder im Lande. Nach einer sehr langen Reise bringen sie vor allem wertvolle Erfahrungen mit nach Österreich.

Mit „dort“ meint der 22-Jährige die Stadt Bradenton im Nordwesten Floridas. Unweit von Tampa, wo Superstar Tom Brady alsbald seine Zelte aufschlagen wird, kamen neun Talente in der IMG Academy zusammen und trainierten unter professionellen Bedingungen. Sie wurden vorab selektiert, die vier „Gewinner“ werden dann den vier Teams einer noch zu bestimmenden Division zugeordnet.

Zwei Österreicher versuchen ihr Glück

Sollte es für die Österreicher nicht reichen, haben sie zumindest Erfahrungen und Eindrücke aus Übersee mit nach Hause gebracht. „Die Dimensionen waren einfach größer, aber am Feld ist das Training ziemlich gleich wie hier“, berichtete Seikovits, der auf der Offensivposition des Tightend sein Glück versuchte. Landsmann Platzgummer von den Swarco Raiders Tirol machte als Runningback auf sich aufmerksam. Österreich stellte als einziges Land zwei Athleten in diesem Jahrgang.

International Player Pathway (NFL) mit Bernhard Seikovits und Sandro Platzgummer
Privat
Seikovits (in Violett) und Platzgummer (in Weiß daneben) in der IMG Academy

Das Förderprogramm, in das es der Wiener und der Tiroler über das International Combine im vergangenen Herbst in Köln geschafft hatten, wurde aber aufgrund der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochen. „Es ging schnell, und sie haben uns heimgeschickt“, schilderte Seikovits, der mit Platzgummer via New York und Frankfurt mit dem Auto nach Salzburg und schließlich nach Hause reiste. Seit einer Woche befindet sich der 1,97 Meter große Athlet in Quarantäne.

Kurzfristiger „Pro Day“ vor Abreise

Vor der Abreise wurde noch kurzfristig ein „Pro Day“ organisiert, um sich noch lokalen Scouts sowie auf Video zu präsentieren. Die ursprünglich größer aufgezogenen Leistungstests mussten entfallen. „Wir haben alles gegeben, wir wussten aber auch, dass es einfach so viel besser hätte laufen können“, berichtete Seikovits, schließlich hatte man mitten im Camp noch müde Beine. „Auf der anderen Seite waren wir auch froh, dass wir überhaupt einen ‚Pro Day‘ hatten“, betonte der „Wikinger“, der es dort auf ein Gewicht von 116 Kilogramm brachte.

Bernhard Seikovits im Training des International Player Pathway (NFL)
Privat
Seikovits (Mitte) legte in Florida auch an Gewicht zu

Die von Tennistrainerlegende Nick Bollettieri gegründete Akademie, in der etwa Andre Agassi zum Superstar heranwuchs, diente Seikovits und Platzgummer wochenlang als Heimat, zumal im dichten Programm auch nicht viel Zeit für anderes blieb. „Wir waren auch gut isoliert, aber letztlich fühlt sich jeder in so einer Situation auch daheim wohler als in einem Land, in dem man mit dem System nicht so vertraut ist“, begrüßte der Angreifer die Entscheidung, das Camp abzubrechen.

Träumen darf erlaubt sein

Nun gilt es, sich fit zu halten und zu warten. Sollten Seikovits und/oder Platzgummer zu den vier Glücklichen gehören, wäre es dem Wiener egal, welchem Team man schließlich angehören würde. „Das Ziel ist nicht, zu einem bestimmten Team zu kommen, sondern in die NFL“, so der Nationalteamspieler, der sich aber mit den warmen Temperaturen in Florida schnell angefreundet hat. Bei einer Zusage stünde zunächst im Juni ein Rookie-Trainingscamp auf dem Programm. Ob man letztlich dem finalen 53-Mann-Roster eines Teams angehört, ist da noch offen.

Zumindest die Chance auf einen Platz im Zehn-Mann-Trainingskader ist intakt, zudem gibt es einen International Spot für eben solche Talente außerhalb Übersees. „Das wäre für zwei Jahre fix und auch für das Team positiv, weil sie einen Mann mehr zum Trainieren haben“, so Seikovits, der weiter träumen darf. Denn der Deutsche Jakob Johnson (New England Patriots) und der Anglonigerianer Efe Obada (Carolina Panthers) schafften es über das IPP-Programm in den regulären Kader.