Guenter Bresnik und Dominic Thiem (AUT)
GEPA/Matthias Hauer
Tennis

Trennung von Thiem wirkt bei Bresnik nach

Ende Mai jährt es sich zum ersten Mal, dass die langjährige Zusammenarbeit zwischen Dominic Thiem und Günter Bresnik zu Ende ging. Das Ende der erfolgreichen „Ehe“ zwischen Spieler und Manager hat Letztgenannter zwar offiziell „nüchtern wie immer“ verarbeitet, in einem APA-Interview hielt sich Bresnik mit deutlichen Worten zu den Umständen aber dennoch nicht zurück.

Thiem, aktuell die Nummer drei der Weltrangliste, hatte sich vor einem Jahr in zwei Etappen kurz vor den French Open in Paris – wo er es zum zweiten Mal in Folge ins Finale schaffte – von Bresnik getrennt. Zuerst löste Nicolas Massu den 58-Jährigen als Thiems Trainer ab. Dann wurde Bresnik als Manager von Herwig Straka ersetzt. Ein Jahr später blickt der gebürtige Wiener, der vor allem in Thiems Jugendjahren viel zu dessen Aufstieg beigetragen hatte, mit gemischten Gefühlen auf jenen Mai zurück.

„Es wird mir halt immer klarer, wie das gelaufen ist. Es macht es um nichts ästhetischer. Es sind Dinge, die ich halt gar nicht verstehe. Ehrlichkeit, Loyalität, Werte. Da ist nicht viel davon eingehalten worden“, so Bresnik und fügt hinzu, „ich habe eigentlich kein Problem damit, außer dass man sich vielleicht darüber ärgert, dass man sich täuschen hat lassen.“

Bresnik noch nicht über Thiem-Trennung hinweg

Günther Bresnik hat mit der Trennung von Dominic Thiem offenbar noch nicht abgeschlossen. In einem Interview mit der Austria Presse Agentur (APA) zeigte er sich von seinem Ex-Schützling und dessen Umfeld enttäuscht.

Der 58-Jährige vermisste bei seinem Abschied auf Raten vor allem jenen Respekt, den er sich aus seiner Sicht als Förderer von Österreichs Superstar, vedient gehabt hätte. „Wenn ich jemandem alles zu verdanken habe, dann kann ich so nicht mit ihm umgehen. Wolfgang (Thiem) wäre ein Clubtrainer in Seebenstein, und Dominic wäre ein Future-Spieler“, so Bresnik zu dem Weg, denn der dreifache Finalist bei Grand-Slam-Turnieren mit seiner Familie eingeschlagen hätte.

Rückkehr auf Tour nicht ausgeschlossen

Trotz des noch immer leicht vorhandenen Trennungsschmerzes blickt Bresnik aber lieber in die Zukunft. Im Leistungszentrum Südstadt ist Bresnik eine von drei Personen in der seit 2001 privat geführten Betreibergesellschaft. Der Vertrag wurde erst vor Kurzem um zwölf Jahre verlängert. Die Plätze dort sind laut Bresnik „bummvoll“. Er sieht seine Zukunft auch weiter in der Südstadt, schließt aber ein neuerliches Engagement auf der Tour nicht aus.

Guenter Bresnik
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Bresnik stoßen Details der Trennung von Thiem noch immer sauer auf

„Wenn was kommt, was mich aufregt, dann mache ich das. Seit ich Familie habe, also seit fast 25 Jahren, habe ich es immer so gestaltet, dass das familienverträglich ist. Mich stört es nicht, ob ich zehn oder 25 Wochen unterwegs bin.“ Anfragen gäbe es nach wie vor, aber da müsse alles zusammenpassen, so der Wiener.

Neubeginn nach Pandemie?

Aktuell beschäftigen Bresnik aber auch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf den Tennissport. Normalerweise touren besonders die Tennissportler das ganze Jahr rund um den Globus. Jetlag, Klimawechsel, lange Flüge, Belagwechsel gehören zum Profileben. Doch wegen der Pandemie steht auch im Tennis alles still. Wann es weitergeht, steht Ende März in den Sternen. „Vielleicht gibt es nächstes Jahr einen kompletten Neubeginn“, so Bresnik.

Philippe Chatrier Center Court
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Im neu überdachten Court Central von Roland Garros kann zum traditionellen Termin heuer nicht gespielt werden

Die lange Pause könnte vor allem zu leistungsmäßigen Verschiebungen führen, so der Trainer und Manager. Nicht ranglistenmäßig, denn die Weltrangliste ist derzeit „eingefroren“. „Man wird sehen, wie unterschiedlich schnell die Leute wieder in die Gänge kommen“, sagte Bresnik. Besonders bei körperlichen Defiziten könnten nun die jungen Spieler aber gegenüber den Routiniers aufholen.

„Wettbewerbsverzerrung“ durch Verschiebungen

Für die absolute Spitze wird sich hingegen wenig ändern, glaubt der frühere Thiem-Coach und -Manager. „Die Leute, die oben stehen, betrifft es weder wirtschaftlich noch sportlich wahrscheinlich sonderlich. Sie sind froh, wenn die Positionen eingefroren sind. Wirtschaftlich stehen die alle so gut da, dass sie ihr Leben lang nichts mehr arbeiten müssen“, so Bresnik.

Allerdings mache die Situation, „die Kluft nach oben noch einmal größer“, weil die Spitze „oben noch mehr einzementiert“ sei, meinte der 58-jährige Niederösterreicher. Die French Open sind bereits von Mai auf September verschoben worden, auch Wimbledon steht kurz vor der Absage bzw. Verschiebung. Eine Verschiebung ist wegen des sensiblen Rasenbelags heikel. „Eigentlich ist das eine Wettkampfverzerrung“, sagte Bresnik. „Wenn einem Bauern im Sommer die Ernte abhandenkommt, weil es Hagel gibt, kann er das auch nicht im Herbst nachholen. Da musst wieder von vorne anfangen.“