Pete Sampras gratuliert Andre Agassi zum Sieg im Viertelfinale der French Open 1992
AP/Remy de la Mauviniere
Tennis

Große Duelle für die Ewigkeit

Die Tenniswelt steht aufgrund der Coronavirus-Pandemie still. Die Damen-Tour (WTA) bzw. Herren-Tour (ATP) machen mindestens bis 13. Juli Pause, die Weltranglisten mit Österreichs Aushängeschild Dominic Thiem auf Platz drei wurden am 16. März eingefroren. Auf packende Duelle mit Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer müssen die Tennisfans also noch länger warten. ORF.at verkürzt die turnierlose Zwangspause mit den größten Rivalitäten im Herren-Tennis.

Es gibt Sportereignisse, die man sein Leben lang nicht vergisst. Bei manchen war der eine oder andere Fan vielleicht sogar live als Zuschauer dabei, in vielen Fällen hat er oder sie aber zumindest als Zuseher(in) vor dem TV-Gerät mitgefiebert. Legendäre Tennismatches zählen oft zu diesen historischen Ereignissen. Diese Sternstunden haben die Sportfans den größten Tennisspielern aller Zeiten zu verdanken.

Lebende Legenden wie Nadal, Federer und Djokovic prägen bereits über ein Jahrzehnt den Tennissport und haben sich seit den Australian Open 2017 sämtliche Grand-Slam-Titel untereinander aufgeteilt. Der letzte Major-Sieger, der nicht diesem Trio angehört, war Stan Wawrinka bei den US Open 2016. Und obwohl der Schweizer drei Grand-Slam-Events gewonnen hat, zählen andere Spieler zu den größten Tennisrivalen aller Zeiten. ORF.at hat eine Auswahl zusammengestellt.

Nadal gegen Federer (24:16 Siege)

Unglaubliche 39 Major-Titel haben Grand-Slam-Rekordsieger Federer (20) und Nadal (19) zusammen erobert, 40-mal standen einander die beiden Superstars gegenüber. Das Premierenduell fand 2004 in Miami auf Hartplatz statt, als der 17-jährige Spanier dem fast fünf Jahre älteren damaligen Weltranglistenersten nur sechs Games ließ.

Roger Federer gratuliert Rafael Nadal zum Turniersieg in Wimbledon 2008
Reuters/Alessia Pierdomenico
Im hochklassigen Wimbledon-Endspiel 2008 hatte Rekordsieger Federer gegen Nadal das Nachsehen

Es folgten 39 Partien zwischen dem Ästheten aus Basel und der „Kampfmaschine“ aus Mallorca, die auch wegen ihrer unterschiedlichen Spielweisen die Massen begeisterten. Auf der einen Seite der Schweizer mit seinem eleganten und nahezu perfekten Spiel, auf der anderen der nimmermüde Spanier mit Powertennis und seiner „Vorhandpeitsche“.

Ein absolutes Highlight war das epische Wimbledon-Endspiel 2008, in dem sich Nadal mit 6:4 6:4 6:7 (5/7) 6:7 (6/8) 9:7 durchsetzte. Der achtfache Wimbledon-Triumphator Federer hatte zuvor fünfmal en suite den Rasenklassiker gewonnen. Dem Schweizer war es hingegen nie geglückt, seinen Dauerrivalen in dessen „Wohnzimmer“ in Paris zu bezwingen. 2009 holte Federer aber seinen einzigen Paris-Titel, da Nadal im Achtelfinale am Schweden Robin Söderling gescheitert war.

Djokovic gegen Nadal (29:26) und Federer (27:23)

Als dritter im Bunde der „Big Three“ darf natürlich der aktuelle Weltranglistenführende und regierende Melbourne- und Wimbledon-Sieger Novak Djokovic nicht fehlen. Mit 17 Major-Erfolgen liegt er in der ewigen Bestenliste auf dem dritten Rang. Der Serbe hat allerdings sowohl gegen Nadal als auch Federer eine positive Matchbilanz.

Ein knappes Jahr trennt den 32-jährigen Djokovic und 33-jährigen Nadal voneinander, nicht weniger als 55-mal trafen die Allzeitgrößen aufeinander. Das Head-to-Head (29:26) spricht auch deswegen für die ATP-Nummer eins, weil Nadal seit dem US-Open-Triumph 2013 auf einen Hartplatzerfolg gegen Djokovic wartet. Auf Sand hat Nadal klar die Nase vorn, 2015 musste der zwölffache Paris-Sieger aber im Viertelfinale seine zweite Niederlage in Roland Garros (Matchbilanz 93:2) einstecken.

Gegen Federer hat Djokovic bisher 50 Partien absolviert und davon 27-mal die Oberhand behalten. Zwei Matches gegen den 38-jährigen Schweizer sind dem besten Defensivspieler der ATP-Tour in besonders guter Erinnerung. 2014 und 2019 rang der Serbe den Altstar jeweils im Wimbledon-Finale in fünf Sätzen nieder. Unvergessen bleibt das Vorjahresendspiel: Im längsten Wimbledon-Finale aller Zeiten (4:57 Stunden) triumphierte Djokovic mit 7:6 (7/5) 1:6 7:6 (7/4) 4:6 13:12 (7/3).

Sampras gegen Agassi (20:14)

Noch bis in dieses Jahrtausend drückten die beiden ehemaligen Weltranglistenersten Pete Sampras und Andre Agassi dem Tennis den Stempel auf. 1989 standen einander die US-Stars noch als Teenager erstmals in Rom gegenüber, im September 2002 fixierte Sampras gegen seinen Landsmann den 14. Grand-Slam-Titel. Es war gleichzeitig das letzte Karrierematch des damals erst 31-Jährigen.

Andre Agassi und Pete Sampras im Mai 2010 bei einer Exhibition in San Juan
AP/Andres Leighton
Bei Exhibitions – wie hier 2010 in Puerto Rico – stehen Agassi (l.) und Sampras noch gemeinsam auf dem Court

„Wir könnten nicht verschiedener sein“, schrieb Agassi später in seiner Biografie „Open“ und sprach damit nicht nur die konträren Spielstile an. Während Agassi seinen Gegnern mit hervorragenden Returns das Leben schwermachte, bestach Sampras mit starkem Serve-and-Volley-Spiel. Der einstige „Paradiesvogel“ im Tenniszirkus stichelte immer wieder gegen seinen „langweiligen“ Kontrahenten. Sampras gab die Antwort auf dem Platz und gewann vier von fünf Major-Endspiele gegen Agassi.

Becker gegen Edberg (25:10)

In den 80er und 90er Jahren prägten besonders Boris Becker und Stefan Edberg den „weißen Sport“. Auch bei dieser Rivalität hätten die Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite der wortkarge, introvertierte Schwede, der den Spitznamen „Der Schweiger aus Västervik“ verpasst bekam. Auf der anderen Seite der temperamentvolle deutsche Nationalheld, der mit seinem Privatleben immer wieder die Society-Schlagzeilen bestimmte.

Boris Becker und Stefan Edberg 2003 nach einer Exhibition im Queen’s Club
Reuters/Action Images/Richard Heathcote
Im traditionsreichen Londoner Queen’s Club waren Becker (l.) und Edberg auch nach der Karriere zu Gast

Was die Rivalen gemeinsam haben, sind die jeweils sechs Major-Triumphe und ihre Liebe zum Rasentennis. Becker siegte dreimal in Wimbledon (1985, 1986, 1989), Edberg zweimal (1988, 1990). Der Direktvergleich geht mit 25:10-Matchsiegen klar an den berühmtesten Sohn der Kleinstadt Leimen. An der Spitze der Weltrangliste stand Becker jedoch „nur“ zwölf Wochen, Edberg hingegen 72.

Borg gegen McEnroe (7:7)

Seit 2017 treffen sich Björn Borg und John McEnroe mindestens einmal pro Jahr beim von Federer ins Leben gerufenen Laver Cup und betreuen als Kapitäne die europäische Auswahl bzw. das Team „Rest der Welt“. Dass sich die Tennisikonen lediglich 14-mal duellierten, ist Borgs frühem Rücktritt 1983 mit nur 26 Jahren geschuldet. Bis 1993 folgten zwar einige Kurzcomebacks, die US-Open-Finalniederlage 1981 gegen „Big Mac“ blieb aber der letzte große Auftritt des Schweden.

Björn Borg gratuliert John McEnroe zum Turniersieg bei den US Open 1981
AP/Ron Frehm
Die einstigen Rivalen Borg (l.) und McEnroe hatten schon zur aktiven Zeit ein freundschaftliches Verhältnis zueinander

Das legendärste Match zwischen dem coolen Skandinavier und hitzköpfigen Amerikaner war das Wimbledon-Endspiel 1980, in dem sich Borg nach einem 1:6 7:5 6:3 6:7 (16/18) 8:6 zum fünften Mal in Serie zum Champion auf dem „heiligen Rasen“ krönte. Das Tiebreak des vierten Satzes ging als „Battle of 1816“ in die Tennisgeschichte ein. Im Herbst 2017 kam der sehenswerte Film „Borg/McEnroe – Duell zweier Gladiatoren“ mit Hollywood-Star Shia LaBeouf in die Kinos.

Lendl gegen Connors (22:13)

Die US-Legende Jimmy Connors führt mit 104 ATP-Titeln noch immer die Rekordliste an. Der Tschechoslowake Ivan Lendl, seit 1992 US-Staatsbürger, liegt mit 94 Turniersiegen hinter Federer (102) auf dem dritten Rang. Lendl drängte Anfang der 80er Jahre mit präzisem Grundlinienspiel in die Weltklasse. Zu dieser Zeit gaben Connors, Borg und Co. den Ton an. McEnroe (US-Open-Sieger 1979) hatte sich bereits Ende der 70er Jahre im elitären Kreis etabliert.

Bis Sommer 1982 hatte Connors den über sieben Jahre jüngeren Lendl voll im Griff, der exzentrische Linkshänder gewann gegen den stoischen Jungstar die ersten acht Duelle ohne Satzverlust. Im August 1982 brach Lendl in Cincinnati den Bann, Connors revanchierte sich aber wenig später im US-Open-Finale. Nach Lendls erstem Major-Triumph 1984 in Paris startete „Ivan der Schreckliche“ aber eine Serie und gewann bis 1992 unfassbare 17 Matches en suite gegen „Jimbo“.