Fußball darf sich hingegen Hoffnungen machen, die Krise mittels „Geisterspielen“ – zu denen es derzeit allerdings von der Bundesregierung noch keine verbindlichen Aussagen gibt – ohne gravierende Schäden zu überstehen.
Denn selbst wenn Fußballspiele generell bis Ende Juni verboten sein sollten, bliebe der Bundesliga bei zehn ausstehenden Runden noch genügend Zeit, die Meisterschaft bis Anfang oder Mitte August zu beenden. So würde man die restlichen Millionen aus dem mit kolportierten 33 Millionen Euro brutto pro Jahr dotierten TV-Vertrag kassieren.
Andere heimische Sportarten hingegen besitzen keine lukrativen Medienrechte, mussten ihre Ligen bereits im März abbrechen und sind von den Maßnahmen gegen die Pandemie ebenso stark betroffen wie etwa die Formel 1 oder Tennis, für deren Events eine rege Reisetätigkeit vonnöten ist.
Mehr Aufmerksamkeit, höherer Werbewert
Der Fußball jedoch funktioniert auch auf rein nationaler Ebene, wie der TV-Vertrag beweist. Daher lassen sich auch „Geisterspiele“ etwas leichter verkraften, zumal sie im Hochsommer wohl so ziemlich die einzigen Sportevents in Österreich wären. Die dadurch entstehende verstärkte Aufmerksamkeit würde wiederum den Fußballvereinen in Form von höheren Werbewerten zugutekommen – mutmaßlich auf Kosten der „kleineren“ Sportarten, die ohnehin schon ein Nischendasein fristen.

Kleissner, deren 2004 auf Initiative des Bundeskanzleramtes gegründetes Institut auf dem Gebiet der Sportökonomie forscht, sagte dazu gegenüber der APA: „Der Werbemarkt wird in diesem Jahr definitiv kleiner werden, also werden sich die Sponsoren daran orientieren, wer in unmittelbarer Zukunft präsenter ist, und das wäre der Fußball, wenn es Geisterspiele gibt, die übertragen werden.“ Erschwerend für Randsportarten sei zudem die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio von Sommer 2020 auf Sommer 2021.
Neue Zuschauerschichten werden angesprochen
Der Fußball hingegen könnte durch Ausgangsbeschränkungen und Absagen von kulturellen Events sogar in neue Schichten vordringen – immer vorausgesetzt, die Liga wird mit „Geisterspielen“ zu Ende gebracht. „Es konkurrieren mehrere Freizeitgestaltungen untereinander. Wenn da Alternativen wegfallen, ist ein größeres Zeitkontingent da, um sich für andere Dinge zu interessieren. Derzeit würde der Fußball sicher mehr Leute erreichen als im Normalbetrieb“, erklärte Kleissner.
Dennoch betonte die SportsEconAustria-Geschäftsführerin, dass dem Fußball prinzipiell harte Zeiten bevorstünden, auch und vor allem im Amateurbereich, wo lokale Sponsoren wegbrechen dürften. „Der Fußball ist sicher kein Riesengewinner, denn durch den Wegfall von Ticketverkäufen und von anderen Einnahmen aus Heimspielen geht extrem viel verloren. Aber wenn man sich die Sportarten insgesamt anschaut, hat der Fußball zumindest die Chance, aus der Situation das Beste zu machen“, sagte Kleissner.