Noriaki Kasai (JPN) und Simon Ammann (SUI)
GEPA/Andreas Pranter
Skispringen

Zwei Oldies haben nicht genug

Gemeinsam haben sie 54 Weltcup-Saisonen und 14 Olympiateilnahmen in den Beinen. Bei ihrem Debüt waren die meisten ihrer Rivalen noch gar nicht auf der Welt. Ans Aufhören denken Simon Ammann und Noriaki Kasai aber nicht. Auch wenn die großen sportlichen Erfolge zuletzt ausblieben, das große Ziel sind die Olympischen Spielen 2022 in Peking.

Am Montag hatte Kasai angekündigt, weiter springen zu wollen, am Mittwoch zog Ammann nach. "Ich plane, noch zwei Jahre weiterzumachen“, gab der 38-Jährige auf der Website des Schweizer Skiverbands Swiss-Ski bekannt. „Mein Fokus liegt auf den nächsten beiden Großanlässen, der WM in Oberstdorf 2021 und vor allem den Olympischen Winterspielen 2022.“ Die abgelaufene Saison habe ihn dem Ehrgeiz zum Weitermachen näher gebracht als dem Gedanken an einen Rücktritt. Schon zu Saisonbeginn hatte er sich mit derartigen Gedanken nicht wirklich anfreunden können.

„Ich wollte viel mehr im gesamten Winter auf verschiedenen Schanzen in die vorderen Ränge springen, was mir aber leider nicht gelungen ist“, sagte Ammann. „Die Lerneffekte aus dem vergangenen Winter geben mir aber trotzdem viel Vertrauen mit auf den Weg. Mit den Olympischen Spielen vor Augen – dem größten Ziel eines Sportlers – verspüre ich die Kraft, um wieder mit viel Schwung die täglichen Aufgaben eines Spitzensportlers anzugehen, und bin überzeugt, wieder Topresultate zu erzielen.“

Simon Ammann (SUI)
GEPA/Daniel Raunig
Ammann debütierte 1997 im Weltcup und steht vor seiner 24. Saison

Kasai auch mit 47 noch nicht müde

Trotz eines mühsamen Winters denkt auch Kasai nicht ans Aufhören. Wie der 47-Jährige dem japanischen Portal Hochi.news am Montag sagte, plane er sogar seine Olympiateilnahme 2022 in Peking. „Ich will meine Leistungsfähigkeit zeigen und in den Weltcup zurückkehren im Hinblick auf die Teilnahme an meinen neunten Olympischen Spielen in Peking“, betonte Kasai, der in Pyeongchang 2018 zum achten Mal bei olympischen Spielen dabei war. Das hat vor ihm noch kein anderer Wintersportler geschafft.

Im vergangenen Winter war der Japaner allerdings nicht mehr wirklich konkurrenzfähig gewesen und hatte zum ersten Mal in diesem Jahrtausend auch die Teilnahme an der Vierschanzentournee verpasst. Doch über ein Karriereende denkt der 47-Jährige auch in sportlich schwierigen Zeit nicht nach. „Wenn man ein Ziel hat, ist keine Zeit verschwendet. Ich werde weiterkämpfen“, erklärte Kasai. Vor seinen zwei olympischen Medaillen 2014 in Sotschi (Silber und Bronze) gewann er auch 1994 in Lillehammer einmal Silber mit der Mannschaft.

Weltcup-Debüt in komplett anderer Ära

Sein Weltcup-Debüt hatte Kasai im Dezember 1988 in Sapporo, also vor über 31 Jahren gefeiert. Mit den beiden Polen Kamil Stoch (32), Piotr Zyla (33) sowie seinem Landsmann Daiki Ito (34) waren da nur drei Springer aus den aktuellen Top 30 überhaupt schon auf der Welt. Gesprungen wurde damals übrigens noch im Parallelstil, erst später stellte er sich wie alle anderen auch auf den V-Stil um.

Noriaki Kasai (JPN)
Reuters
Kasai lernte in seiner Jugend noch den Parallelstil und stieg erst später auf den V-Stil um

Seinen ersten Sieg und gleich eines der Highlights in seiner Karriere feierte Kasai im März 1992 auf der Flugschanze in Harrachov, als er als damals 19-Jähriger nicht nur seinen ersten Erfolg im Weltcup holte, sondern sich auch zum Skiflugweltmeister kürte. Insgesamt stand er im Verlauf seiner Karriere 17-mal ganz oben auf dem Stockerl. Zuletzt gelang ihm das im November 2014 in Kuusamo im Alter von 42 Jahren und 176 Tagen, womit er seinen eigenen Rekord als ältester Weltcup-Sieger noch einmal nach oben schraubte. Als bisher ältester Springer auf dem Podest stand er im März 2017 beim Skifliegen in Vikersund, als er mit 241,5 Metern auf Platz zwei segelte.

Kasai und Ammann teilen sich letzten Sieg

Seinen bis dato letzten Sieg musste sich Kasai vor gut fünfeinhalb Jahren übrigens ausgerechnet mit Ammann teilen, der damals mit der exakt gleicher Punktzahl seinen insgesamt 23. und bisher ebenfalls letzten Sieg feierte. Während Kasai seine 32. Weltcup-Saison in Angriff nehmen wird, steht für Ammann im kommenden Winter bereits die 24. an. Die größten Erfolge des Toggenburgers liegen lange zurück: 2002 in Salt Lake City und acht Jahre später in Vancouver gewann er jeweils zweimal Gold bei den Winterspielen.

In der wegen des Coronavirus vorzeitig beendeten Saison hatte Ammann nur den 35. Platz im Gesamtweltcup belegt. Ein Sieg bei der Vierschanzentournee blieb dem Schweizer übrigens ebenso verwehrt wie Kasai. Zweimal (2008/09, 2010/11) und damit genauso oft wie der Japaner (1992/93, 1998/99) landete er auf dem zweiten Platz. Großes Glück hatte er bei der Tournee 2015, als er in Bischofshofen nach der Landung schwer stürzte und nach kurzer Bewusstlosigkeit mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus kam. „Wenn du so stürzt, hörst du auf oder änderst etwas“, sagte Ammann damals, der sich gegen ein Karriereende entschied und stattdessen an seiner Landung feilte.