Ausschnitt aus einem Spiel von Red Bull Salzburg gegen den LASK.
GEPA/Mathias Mandl
Coronavirus

Wie „Geisterspiele“ funktionieren könnten

Die heimischen Sportfans müssen sich in den nächsten Monaten auf ein spärliches Angebot von Veranstaltungen vor Publikum einstellen. Experten gehen davon aus, dass Sportevents in Zeiten der Coronavirus-Krise bis auf Weiteres nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden werden. Das Rad weiter am Laufen halten könnten „Geisterspiele“.

Trotz des von der Regierung erlassenen Veranstaltungsverbots macht sich unter anderem die tipico-Bundesliga Hoffnungen, dass die Saison doch noch im Juni vor leeren Rängen wieder angepfiffen wird. Der Juli könnte dessen ungeachtet laut derzeitigem Stand genutzt werden, um die nicht einmal begonnene Meister- bzw. Qualifikationsgruppe noch – in dann voraussichtlich abgeänderter Form – über die Bühne zu bringen. Am 3. August läuft die Nennfrist des Europäischen Fußballverbands (UEFA) für die kommenden Europacup-Bewerbe aus.

Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien hielt im Gespräch mit der APA fest, dass „Geisterspiele“ bei gewissen Beschränkungen „nicht so problematisch“ wären. „Wenn man wüsste, dass alle Beteiligten virusfrei sind, dann könnte man das machen“, so der Experte. Bei Leistungssportlern würden sich Coronavirus-Symptome oft nicht wirklich zeigen. Auch hier würde gelten: Testen, testen, testen. Virusschnelltests könnten Abhilfe und Sicherheit für alle Beteiligten schaffen.

Warten auf zuverlässige Schnelltests

Diese könnten völlig unkompliziert, zum Beispiel vor den Spielen, durchgeführt werden und würden nach fünf bis zehn Minuten ein Ergebnis bringen. Laut Nowotny sei mit solchen, verlässlichen, kostengünstigen Tests in naher Zukunft – innerhalb weniger Monate – zu rechnen. Die derzeit im Umlauf befindlichen SARS-CoV-2-Schnelltests – sowohl Virus- als auch Antikörpertests – sind jedoch noch mit einer hohen Unsicherheit behaftet. Wie vor wenigen Tagen auch die Ärztekammer moniert hat, sind sie daher nicht zu empfehlen.

Auch Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien sieht grundsätzlich die Möglichkeit von „Geisterspielen“: „Trainer, Journalisten, Ballkinder etc. sind nicht das Problem, da findet man mit den klassischen Regeln – Abstand plus Maske – das Auskommen.“ Die Spieler selbst müssten sich zeitnahen Tests unterziehen, wobei man das als Signalwirkung an die Bevölkerung klar kommunizieren müsse.

Sport muss länger ohne Publikum auskommen

Bis Ende Juni bleiben die Zuschauerränge bei Sportveranstaltungen leer. Das hat die Regierung am Montag als bleibende Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus beschlossen.

„Für mich als Public-Health-Experten ist wichtig, dass die allgemein geltenden Maßnahmen nicht konterkariert werden und dass die Bevölkerung ihre Einstellung zu den Maßnahmen nicht aufgibt“, sagte Hutter. „Wenn man ‚Geisterspiele‘ zulässt, muss man sofort mit Begleitmaßnahmen kommunikativer Art anfangen.“

„2020 wird kein Jubeljahr“

Hutter ist jedenfalls klar, dass „bei Sportarten, die stark von der Zuschauerbeteiligung leben, 2020 kein Jubeljahr“ werde. „Denn Zuschauer sind bis in den Sommer derzeit einfach nicht denkbar, und es kann gut sein, dass Massenveranstaltungen auch darüber hinaus nicht abgehalten werden können“, sagte der Public-Health-Experte, der Fußball und Eishockey anführte, allerdings auch schon an die ersten Skirennen Ende Oktober in Sölden denkt.

Auch Nowotny merkte an, dass Spiele mit Tausenden von Zuschauern nicht nur aktuell, sondern auch in naher Zukunft nicht anzuraten seien. „Damit wäre der ganze Erfolg der strikten Maßnahmen mit einem Schlag zunichte gemacht“, so der Virologe. Der Prozentsatz der Durchseuchung der Gesellschaft werde in Österreich im Vergleich mit anderen Ländern wie dem schwer betroffenen Italien relativ gering sein.

In Zukunft müsse man deshalb noch mehr aufpassen, dass die Epidemie nicht wieder aufflammt. „Großveranstaltungen werden deshalb wohl länger nicht erlaubt werden“, sagte Nowotny. Eine genaue zeitliche Prognose sei schwierig. Möglicherweise bis in den Herbst hinein seien sportliche Events mit sich dicht aneinanderdrängenden Fans nicht ratsam. Betroffen wäre damit auch der Formel-1-Grand-Prix von Österreich in Spielberg, der am 5. Juli über die Bühne gehen soll.