San Antonio Spurs Spieler Jakob Poeltl auf dem Boden sitzend.
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Basketball

Pöltl harrt am Rand des Krisengebietes aus

Die USA sind aktuell von der Coronavirus-Pandemie besonders hart getroffen. Schon vor dem rapiden Anstieg der Infektionen zog die National Basketball Association (NBA) nach dem ersten positiven Fall eines Spielers Mitte März die Reißleine und unterbrach die Saison. Seitdem wartet auf Jakob Pöltl darauf, dass es weitergeht. Das Glück des Wieners: San Antonio befindet sich in Sachen Coronavirus aktuell noch am Rand des Krisengebiets.

Rudy Gobert von den Utah Jazz war Mitte März als erster NBA-Profi positiv getestet worden. Die Saison wurde daraufhin sofort unterbrochen. Mittlerweile haben auch Topstars wie Kevin Durant eine Infektion hinter sich. Die USA sind von SARS-CoV-2 besonders betroffen. Mehr als 460.000 Menschen sind dort mit dem Virus infiziert, fast 16.500 mit oder an einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die meisten Betroffenen findet man in und rund um die Metropole New York.

Texas und speziell San Antonio, mit rund 1,5 Mio. Einwohnern nach Houston (2,3 Mio.) zweitgrößte Stadt des Bundesstaates ist von der Pandemie bisher noch nicht so stark getroffen worden. Laut Daten der Johns Hopkins University wurden in San Antonio bisher rund 550 positive Fälle verzeichnet. Zum Vergleich: Wien meldete bisher rund 1.900 Infizierte. „Man kann die Lage nicht mit der in New York vergleichen, San Antonio ist sehr weitläufig“, so Pöltl in einer Aussendung.

Das Fort „The Alamo“ in San Antonio.
AP/Eric Gay
San Antonio, hier die berühmte Gedenkstätte The Alamo

Ausgang nur zum Einkaufen

Trotzdem bewegt sich der Wiener, der bei den Spurs unter Vertrag steht, so wenig wie möglich außer Haus. „Ich bestelle mir Essen und hole es manchmal zu Fuß oder mit dem Auto ab, aber sonst bin ich immer zu Hause“, erzählte der 24-Jährige, „ich bin prinzipiell den ganzen Tag zu Hause, es ist natürlich etwas eintönig, jeder Tag verläuft ziemlich gleich. Neben dem Trainingsprogramm, das ich abspule, spiele ich Playstation und rufe Freunde an.“

Videokonferenzen stehen auch bei Österreichs NBA-Pionier derzeit hoch im Kurs. „Unsere diversen WhatsApp- und Skype-Gruppen werden derzeit sehr lebhaft genützt, der Großteil des Freundeskreises sitzt ja auch daheim und hat dementsprechend viel Zeit. Ich bin mit vielen Freunden und Teamkollegen in Kontakt, am intensivsten mit den Österreichern und den Leuten aus College-Zeiten“, so Pöltl.

Generell würde man in San Antonio mit der Situation noch fahrlässiger umgehen, berichtete Pöltl. „Es sind schon noch genug Menschen unterwegs, vor allem in den Parks und Grünanlagen“, so der Wiener, die Zahl der Menschen auf der Straße sei „aber deutlich weniger als zu normalen Zeiten. Texas ist vom Virus bislang relativ verschont geblieben, San Antonio sowieso.“

Bereit für Comeback

Neben virtuellem Sport hält sich Pöltl daheim aber auch fit. In den eigenen vier Wänden absolviert er neben einem Kraft- und Ausdauerprogramm auch spezielle Übungen für seine Ende Februar erlittene Seitenbandzerrung im Knie. „Ich habe zwar mit Knieverletzungen keine Erfahrungen, aber ich gehe davon aus, dass ich keine Probleme mehr haben werde, wenn die Saison fortgesetzt wird“, meinte der 24-Jährige.

San Antonio Spurs Spieler Jakob Poeltl im Zweikampf mit Steven Adams von den Oklahoma City Thunders
AP/Sue Ogrocki
Pöltl, in Schwarz bei einem Einsatz gegen Oklahoma City im Februar, hofft auf eine Fortsetzung der Saison

Der Center hält sich an den Rat seines Clubs, nicht extern mit Ball und Korb zu trainieren. Dafür werde auch vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs noch genug Zeit sein. Wurftraining ist derzeit Profis mit Korbanlage auf dem eigenen Anwesen vorbehalten. Pöltl: „Natürlich ist es vom Kopf her nicht so einfach, weil man nicht weiß, wann es wieder losgeht und auf welchen Zeitpunkt man hintrainiert.“

„Geisterspiele“ letzter Ausweg

Die Entscheidung, ob die unterbrochene Saison fertig gespielt wird, fällt frühestens Anfang Mai. „Geisterspiele“ sind auch in der NBA eine mögliche Lösung. Eine vorgeschlagene Option wären alle Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einem neutralen Ort – etwa Las Vegas. Pöltl ist kein Fan von „Geisterspielen“, würde sie aber als letzten Ausweg akzeptieren.

„Das wäre logischerweise nicht optimal, aber die Bedingungen wären für alle gleich“, sagte Pöltl am Donnerstag in einer Aussendung zu dem Szenario. So könnte man „den Leuten wenigstens etwas Unterhaltung nach Hause liefern“. Für die San Antonio Spurs wären im Grunddurchgang noch 19 Spiele ausständig. „Ich würde die Saison natürlich gerne fertigspielen, aber man macht sich schon auch Sorgen“, sagte Pöltl. „Basketball ist ein Kontaktsport, und wenn einer das Virus hat, haben es in kurzer Zeit viele.“

Erschwerend kommt für Österreichs ersten NBA-Spieler hinzu, dass sein Vertrag bei den Spurs mit Saisonende ausläuft. „Klar hätte ich gerne einen normalen Sommer gehabt“, sagte Pöltl. „Diese Ungewissheit, wie es weitergehen wird, ist für Free Agents noch einmal etwas stärker ausgeprägt.“ Immerhin hätte man zuletzt die Information bekommen, dass die nächste Saison unabhängig vom aktuellen Verlauf pünktlich beginnen soll.