Flavio Briatore und Michael Schumacher
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Formel 1

T-Shirt-Produzent hielt Königsklasse in Atem

Am Sonntag ist Flavio Briatore 70 Jahre alt geworden. Der frühere Teamchef in der Formel 1 feierte seinen Geburtstag standesgemäß in Monaco, zusammen mit seinem zehn Jahre alten Sohn Natha Falco und dessen Mutter. Er sage seinem Sohn, dass dieser sich sehr glücklich schätzen könne, nicht jeder habe solche Möglichkeiten, erzählte Briatore in einem Interview der Zeitung „Corriere della Sera“. Briatore selbst schaffte es als T-Shirt-Produzent in die Königsklasse des Motorsports und avancierte zum „Königsmacher“ und Playboy.

Auf der einen Seite war der Italiener in der Formel 1 Erfolgsteamchef, krönte sich doch der siebenfache Rekordweltmeister Michael Schumacher unter Briatores Führung zum ersten und zweiten Mal zum Champion. Auch Fernando Alonso jubelte unter Teamchef Briatore zweimal, nämlich 2005 und 2006. Der Tiroler Gerhard Berger holte zudem unter ihm die beiden letzten seiner insgesamt zehn Siege.

Auf der anderen Seite war Briatore auch als Playboy bekannt, während dessen Liaison mit Heidi Klum Tochter Leni auf die Welt gekommen war. Er war jemand, der das Image einer seit jeher chauvinistischen Rennserie auch dank seiner Beziehungen pflegte, einer aus einer mittlerweile längst vergangenen Zeit. Jachten, schöne Frauen, braun gebrannt, Sonnenbrille, reich an Geld, aber auch reich an Skandalen – einer davon kostete ihn schließlich auch seinen Job als Teamchef.

Heidi Klum und Flavio Briatore
APA/dpa/Oliver Multhaup
Briatore hat mit dem deutschen Model Heidi Klum eine gemeinsame Tochter

Teamchef ohne Kenntnisse

Wohlhabend wurde Briatore, Sohn eines Grundschullehrerehepaars aus Verzuolo in der Region Piemont, Mitte der 80er Jahre, als er in den USA für einen Modehersteller Franchise-Läden eröffnete. Ein Jahr nach seinem ersten Rennstreckenbesuch beim Formel-1-Rennen in Australien 1988 wurde Briatore Teamchef von Benetton. Ohne wirkliche Kenntnisse von der Formel 1, ohne Ahnung von der Technik. Ein T-Shirt-Produzent, wie er selbst scherzend meinte.

„Briatore brachte in die Formel 1 einen einzigartigen und innovativen Management-Stil“, heißt es auf seiner Website. Das trifft durchaus zu, gemeint ist hier aber vor allem, dass er die Formel 1 nicht als Sport, sondern vor allem als Spektakel und Geschäft angesehen habe.

Erste Triumphe mit Schumacher

Briatore lotste Schumacher Anfang der 90er Jahre in sein Team, 1994 und 1995 holte der Deutsche im Benetton die ersten beiden seiner sieben WM-Titel. Das bewertet er heute auch als Sieg gegen das Establishment. „Unser größter Erfolg war, dass Michael und ich uns gegen alle Neider und Widerstände der FIA mit Präsident Max Mosley durchsetzten. Das Team eines T-Shirt-Produzenten, das Ferrari, McLaren und Williams schlägt? Das passte nicht zur Formel 1“, sagte Briatore der „Bild am Sonntag“ anlässlich seines runden Geburtstags.

„Wir hatten damals sieben Millionen Pfund Sponsorengelder, und ich war auf der Suche nach einem erfolgshungrigen Fahrer. Es hat gepasst“, meinte Briatore über die Verpflichtung Schumachers.

Tiefpunkt nach weiteren WM-Titeln

Später wurde Briatore Teamchef bei Renault und beendete mit Alonso 2005 die Serie seines einstigen Schützlings, hatte Schumacher doch seine fünf WM-Titel mit Ferrari hintereinander gewonnen. 2006 verteidigte Alonso seinen WM-Titel mit Briatore.

Flavio Briatore und Fernando Alonso
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Auch mit Alonso holte Briatore zweimal die Fahrerweltmeisterschaft, danach folgte sein Aus

2008 später folgte dessen Tiefpunkt in Singapur, ein fingierter Unfall: In Runde 14 krachte Nelson Piquet junior mit seinem Renault in die Streckenbegrenzung, weil er sollte. Er blieb unverletzt. Teamkollege Alonso war ungewöhnlich früh an die Box zum Reifenwechsel gerufen worden und profitierte von der Safety-Car-Phase durch den Unfall. Er gewann das Rennen. Briatore jubelte, wurde aber zunächst vom Internationalen Automobilverband (FIA) für immer verbannt.

„Ich glaube, wir mussten der Welt und unseren Sportfreunden zeigen, dass jemand, der so etwas Schlimmes tut, keinen Platz mehr in der Formel 1 oder im Rennsport hat“, erklärte der damalige FIA-Chef Mosley. Briatore sei zu einhundert Prozent verantwortlich gewesen. „Er hätte diese Tat verhindern müssen, falls es ihm vorgeschlagen worden ist. Er hätte diese Idee nie umsetzen dürfen“, sagte Mosley.

Briatore beteuert Unschuld in „Crashgate“

Briatore, der sich auch zu Erfolgszeiten mit Schumacher Vorwürfen der Schummelei ausgesetzt sah und gegen Regeln verstoßen hatte, selbst beteuerte stets seine Unschuld im berüchtigten „Crashgate“ von Singapur. Den damaligen Motorsportweltrat bezeichnete Briatore jüngst als „Micky-Maus-Veranstaltung“. Später hob ein französisches Gericht den lebenslangen Bann auf und sprach Briatore 15.000 Euro zu. „Ich wollte eine Million und bekam 15.000“, meinte der Italiener, der im Mai vergangenen Jahres an der Trauerfeier für Niki Lauda teilnahm.

Flavio Briatore
Reuters/Lisi Niesner
Briatore erwies im Mai 2019 Lauda mit seiner Teilnahme an der Trauerfeier die letzte Ehre

Die Formel 1 ist für Briatore inzwischen Vergangenheit. Den gelernten Landvermesser, späteren Versicherungskaufmann, Geschäftsmann und Teamchef, der 1998 auch den Billionaire-Club in Costa Smeralda zum Hotspot der Schönen und Reichen aus aller Welt machte, zieht es nicht mehr zurück. Er sei glücklich. „Ich habe in der Formel 1 genug erreicht und eine Menge Geld verdient“, sagte er.