Dominic Thiem
GEPA/Matthias Hauer
Tennis

Thiem gibt sich keiner Illusion hin

Am Ostersonntag wäre für Dominic Thiem mit dem Auftakt des Masters-1000-Turniers in Monte Carlo das erste Highlight der Sandplatzsaison auf dem Programm gestanden. An Tennis ist während der Coronavirus-Pandemie jedoch nicht zu denken. Thiem hält sich derweil im heimischen Lichtenwörth fit und gibt sich im ORF-Interview keinen Illusionen hin: „Bis ich wieder meinen Beruf ausüben kann, wird es noch sehr lange dauern.“ Durch die Krise ist Olympia in Tokio aber wieder eine Option.

Thiem befand sich Anfang März mitten in der Vorbereitung auf die Titelverteidigung in Indian Wells in den USA, als die Coronavirus-Pandemie die ATP zur Absage des Masters-1000 und aller folgenden Events, u. a. des Turniers in Miami, zwang. Der 26-Jährige schaffte es wohlbehalten zurück in die Heimat und hält seitdem die Ausgangsbeschränkungen bis auf die erlaubten Ausnahmen aufgrund des „seriösen Problems für alle“ penibel ein. „Wenn man keinen Schläger in der Hand hält, hilft man der Bevölkerung und dem Planeten.“

Mit Inlineskaten, Wandern und Hund-Hugo-äußerln-Führen (Thiem: „Der große Nutznießer der Krise“) vertreibt sich Österreichs aktuell „arbeitslose“ Nummer eins die Zeit. Dazu kommt privates Training. „Das Wichtigste ist, dass ich mich fit halte und den Körper nicht komplett runterfahre“, so der Finalist der Australian Open 2020. Seine persönliche Fitness sei aber „sekundär. Wichtig ist, dass sich alle gut an die Vorschriften halten, dass wir das Problem so schnell wie möglich in den Griff kriegen.“

Thiem meldet sich aus der Isolation

2020 hat für den Niederösterreich fulminant begonnen. Nun bestimmt das Coronavirus auch den Alltag des Tennisprofis. Im Interview erklärt Dominic Thiem, wie sein Trainingsalltag in der Isolation ausschaut.

Keine Ausnahmen nötig

Obwohl Thiem hofft, dass er „bald wieder trainieren kann“, benötigt er anders als sein deutscher Kollege Jan-Lennard Struff, der bereits – unter strengen Auflagen – wieder auf dem Platz stehen darf, keine Ausnahmeregelung. „Ehrlich gesagt, es ist relativ egal, weil es noch so lange dauert, bis wieder ein Turnier gespielt wird“, sagte Thiem in „Sport am Sonntag“ auf die Frage von Alina Zellhofer, „ob ich jetzt spiele oder nicht, ist für mein Tennis egal. So viel habe ich in meinem Leben schon gespielt, dass ich da nichts verlernt habe.“

Österreichs Nummer eins hofft aber, dass die Tennisplätze hierzulande bald wieder öffnen dürfen. Sportminister Werner Kogler (Grüne) könnte bereits am Mittwoch eine dementsprechend frohe Botschaft verkünden. „Tennis hat den Vorteil, dass man keinen Körperkontakt braucht, dass man bald im Freien spielen kann, da ist die Gefahr gleich null, dass man sich ansteckt“, sagte Thiem, „für mich wäre es gut, weil ich mich körperlich betätigen könnte und ein bisschen in den Schlag komme.“

Warum Thiem trotzdem keinen Stress hat, erklärt sich laut eigener Aussage leicht von selbst: Zuerst müsse das Leben generell wieder „normal“ ablaufen, ehe Turniere angesetzt werden könnten, so der Niederösterreicher, der von ein bis zwei Monaten Vorlaufzeit ausgeht. Daher seien auch Ausnahmen für ihn nicht notwendig. „Dann hat jeder acht Wochen Zeit, sich perfekt vorzubereiten“, sagte Thiem, „ich würde es auch schneller schaffen, es ist nur die Zeit, die ich annehme, die es braucht, dass alles wieder normal ist, bis große Veranstaltungen möglich sind.“

„Geisterspiele sinnlos“

Wie die Tennistour ihren Betrieb bereits davor wieder aufnehmen könnte, beschäftigt trotz aller Entspanntheit auch Thiem. Die ins Spiel gebrachte Variante mit kleinen regional besetzten Turnieren – z. B. Europäer in Europa, US-Amerikaner in den USA – hält Thiem für eine „denkbare Alternative“. Auch wenn es zwar nicht „die wahre Tour“ wäre, sähe es der Niederösterreicher als „einen riesigen erster Schritt, wenn man eine Exhibition oder ein ernsteres Turnier spielen könnte“.

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Die im Fußball diskutierten „Geisterspiel“ hält Thiem im Tennis für „sinnlos“. Grund ist die Internationalität des Tenniszirkus. „Im Fußball ist es regionaler, die meisten Spieler sind in den Ländern, in denen die Ligen stattfinden. Dort weiß man, dass die Spieler alle gesund sind“, sagte Thiem im ORF-Interview, „im Tennis müssen die Spieler doch aus verschiedenen Ländern anreisen.“

Olympia in Tokio wieder Option

Apropos Anreise: Jene nach Tokio zu den Olympischen Spielen können sich die Spieler heuer nach der Verschiebung auf 2021 sparen. Thiem wäre auch bei einer regulären Austragung 2020 nicht dabei gewesen. Das hatte der 26-Jährige bereits vor zwei Jahren entschieden. Nun schaut die Sache wieder anders aus. Die Verschiebung auf 2021 könnte die Situation für den Niederösterreicher, der sich einen Olympiastart in Paris 2024 fix vorgenommen hat, ändern. „Wenn das reinpasst, würde ich da sehr gerne spielen, dann hätte ich sogar zweimal die Chance, daran teilzunehmen.“

Die Entscheidung, Tokio im Jahr 2020 auszulassen, wurde noch mit Manager und Trainer Günter Bresnik getroffen. Die Zusammenarbeit der beiden endete jedoch vor einem Jahr. Das davor gute Verhältnis zwischen den Thiems und Bresnik ging vor wenigen Wochen in die Binsen, als Letztgenannter in einem APA-Interview seinen ehemaligen Schützling und dessen Vater mit harschen Worten kritisierte. Thiem antwortete schriftlich, das Thema Bresnik ist somit für ihn endgültig erledigt, wie er im ORF noch einmal bekräftigt: „Ich hatte meine Gründe, sonst hätte ich den Schritt nicht vollzogen. Es ist seither für mich sportlich sehr, sehr gut gelaufen. Daher war es für mich der richtige Schritt.“