Tennisspieler mit Ball und Tennisschläger von oben
Reuters/Victor Fraile
Coronavirus

Lockerungen für Top- wie Hobbysportler

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hat am Mittwoch in seiner Funktion als Sportminister den weiteren Fahrplan im Bereich Hochleistungs- und Freizeitsport hinsichtlich der Coronavirus-Pandemie bekanntgegeben. Auf allen Ebenen gibt es erste Lockerungen, für Hobbysportler sollen ab 1. Mai die Türen zu Sportstätten wieder geöffnet werden, 600 Spitzenathleten Österreichs dürfen wohl bereits ab Montag per Verordnung trainieren, zudem auch Fußballprofis. „Geisterspiele“ sollen unterdessen möglich gemacht werden.

„Durch die Ausgangsbeschränkungen steigt natürlich das Bedürfnis nach Bewegung, und zwar vor allem außerhalb der eigenen vier Wände“, sagte Kogler. „Außerdem ist Frühling, es gibt den Drang nach draußen. Da wollen wir mehr ermöglichen.“ Das Motto laute daher: „So viel wie möglich zulassen, so wenig wie möglich einschränken.“

Heißt: Im Breitensport soll das Betretungsverbot von Sportanlagen in Bereichen wie Leichtathletik, Tennis, Golf, Pferdesport, Bogensport, Schießstätten oder Segelfliegen aufgehoben werden, entsprechende Verordnungen folgen noch und betreffen vorerst nur Outdoor-Aktivitäten. An eine Öffnung von Freibädern sei aber am 1. Mai nicht zu denken. Die Sicherheitsmaßnahmen – wie Abstand zu anderen Sportlern zu halten – bleiben, das Gleiche gelte beim Radfahren und Laufen – bzw. sollen hier noch größeren Abstände eingehalten werden.

Aufatmen in Österreichs Spitzensport

Ab 20. April dürfen Österreichs Topathleten unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen ihr Training aufnehmen und damit zumindest teilweise wieder ihrem Beruf nachgehen.

Bei Spitzenathleten werden Einzelsportarten bevorzugt, Mannschafts- und Kampfsportarten müssen sich vorerst noch gedulden. Allgemein ausgenommen ist der Profifußball. Die 600 Topsportler umfassen etwa Olympia- und Förderkader des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), darunter 300 Heeres- und 60 Polizeisportler. Alleine aus dem Österreichischen Skiverband betrifft das bis zu 150 Athleten.

Weiterhin keine Zuschauer erlaubt

Alles müsse weiter ohne Zuschauer in Szene gehen. „Zusammenkünfte von Menschen auf engerem Raum werden noch länger nicht möglich sein“, sagte Kogler, „wir wollen zu diesem Zeitpunkt keine großen Hoffnungen wecken“. Es werde in den nächsten Monaten „mit der Zusammenkunft von Menschen auf engem Raum“ schwierig werden – „aber auch da gibt es Überlegungen, wie wir das handeln könnten“.

Vorstellen könne er sich etwa ein Formel-1-„Geisterrennen“ im Juli in Spielberg. Er sei dazu ständig in Kontakt mit dem steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko. Das Problem dürften die Ein- und Ausreisebestimmungen werden, deutete der 58-jährige Steirer an.

Vizekanzler Werner Kogler und Innenminister Karl Nehammer, während einer Pressekonferenz zum Thema „Aktuelles im Bereich Hochleistungs- und Freizeitsport“
APA/Roland Schlager
Sportminister Werner Kogler erläuterte im Bundeskanzleramt den weiteren Sportfahrplan während der Coronavirus-Pandemie

Für die 600 ausgewählten Profisportler soll das Betretungsverbot von Sportanlagen auch indoor aufgehoben werden. Der Mindestabstand beim Training müsse allerdings mindestens zwei Meter betragen, pro 20 Quadratmeter dürfe sich nur ein Sportler befinden. Ansonsten gelten laut Kogler weiter die üblichen Hygienemaßnahmen.

Empfehlungen für Hobbysportler

Was Hobbysportler betrifft, seien Sportverbände aufgefordert, spezielle Empfehlungen abzugeben. Beim Tennis könnte es beispielsweise notwendig werden, dass jeder der beiden Spieler mit seinen eigenen Bällen aufschlägt. Diese könnten markiert werden, der traditionelle Handshake nach einem Match müsste wohl entfallen. Die Innenanlagen der betroffenen Sportstätten (Kabinen, Duschen, Kantine etc.) sollen bis auf Weiteres geschlossen bleiben.

Laufen und Radfahren durfte man auch seit Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen Mitte März – allerdings nur unter Einhaltung eines Mindestabstands zu anderen. Nach einer Studie der Universitäten Leuven und Eindhoven, die Kogler zitierte, sollte dieser aber künftig nicht 1,5 Meter betragen, sondern wesentlicher größer sein. Für das Laufen erwähnte Kogler zehn Meter, für schnelles Radfahren bei etwa 30 km/h 20 Meter. Das sei eine Empfehlung, die sich daraus ergebe, dass bei Ausdauersportarten anders ein- und ausgeatmet werde und potenziell infektiöse Tröpfchen weiter fliegen könnten.

Bundesliga-„Geisterspiele“ und -Training möglich

„Geisterspiele" ausschließlich in der Fußballbundesliga sollen ermöglicht werden. Alle Spieler und Betreuer der Mannschaften müssten davor Coronavirus-Tests absolvieren. Mit Kleingruppentraining mit bis zu sechs Spielern wie in Deutschland können die Fußballclubs ab Montag per Verordnung beginnen – auch Zweitligist Austria Lustenau gehört als Cupfinalist zu diesem Kreis. Wichtig dabei sei laut Kogler, dass „immer die gleichen Sportler miteinander trainieren“.

Training von Red Bull Salzburg mit Jerome Onguene
GEPA/Ulrich Gamel
Ab Montag können die Bundesliga-Teams in Kleingruppen wieder das Training aufnehmen

Damit wäre eine Basis für die Wiederaufnahme des derzeit bis Anfang Mai pausierenden Spielbetriebs ohne Zuschauer geschaffen. „Wir als Bundesregierung wollen das ermöglichen, wir wollen nicht im Wege stehen“, sagte Kogler. Die Liga müsste sich allerdings um die Einhaltung aller geltenden Regeln sowie selbst um die notwendigen Covid-19-Tests kümmern, so Kogler. Die Ligaverantwortlichen suchen derzeit nach Lösungen – zunächst am Mittwoch bei einer ÖFB-Präsidiumssitzung, tags darauf bei der Bundesligaclubkonferenz.

CoV-Tests für Bundesliga durch NADA unwahrscheinlich

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) wird die Dopingkontrollen wieder verstärken. „Wir waren in den Informationsfluss eingebunden, wissen über die Wiederaufnahme des Spitzensports Bescheid und arbeiten seit der Karwoche daran, mit dem Hochfahren die Kontrollen zu verstärken“, sagte NADA-Geschäftsführer Michael Cepic auf Anfrage der APA. Die NADA stellte die Kontrollen trotz Beschränkungen nie gänzlich ein, hatte sie aber deutlich heruntergefahren. Zuletzt half ein Teil des NADA-Personals auf freiwilliger Basis bei Coronakrisen-Maßnahmen aus, wie etwa durch Unterstützung bei Covid-19-Tests.

Dass ein Teil des NADA-Personals – wie zuletzt für den Krisenstab – Covid-19-Tests für die Fußballbundesliga durchführen wird, ist aus Ressourcengründen und rechtlicher Sicht eher unwahrscheinlich. Dass NADA-Kontrollore gleichzeitig Dopingkontrollen und Covid-19-Tests – beispielsweise bei Bundesliga-Clubs, die ab kommender Woche in Kleingruppen wieder trainieren dürfen – durchführen, sei nicht nur wegen des Personalstands nicht machbar. „Das würde rechtlich eine Unmenge von Fragen aufwerfen. Das muss man ganz klar trennen, ein Kontrollteam wird beides nicht durchführen können“, sagte Cepic.

Maßnahmen mit Hausverstand und Notbremse

Bei allen erwähnten Maßnahmen sei gemäß Kogler eine Notbremse eingebaut, „wir werden das stets neu vermessen“. Sport zu betreiben sei schon immer erwünscht gewesen, man wolle „mehr ermöglichen“. Man solle dabei immer auch den Hausverstand einschalten und weiter von Risikosportarten absehen, um Kapazitäten in den Krankenhäusern weiter freizuhalten. An den angekündigten Entschädigungsfonds für Sportvereine und -verbände würde unterdessen noch gearbeitet.