Peter Wright in Aktion.
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Coronavirus

Darts startet „Wohnzimmerliga“

In Zeiten der Coronavirus-Pandemie sind Livesportveranstaltungen abgesehen von E-Sport eine absolute Ausnahme. Die Professional Darts Corporation (PDC), der Weltverband der besten Darts-Spieler, hat – wohl auch aus diesem Grund – die PDC Home Tour ins Leben gerufen. In dieser „Wohnzimmerliga“ spielen ab Freitag an 32 aufeinanderfolgenden Tagen die 128 Tourcard-Inhaber jeweils in Vierergruppen im eigenen Zuhause gegeneinander.

Damit beendet die PDC ihre seit Mitte März von der Coronavirus-Krise erzwungene Pause. Der Modus lautet „Best of nine legs“, wer also fünf Legs für sich entscheidet, hat das Duell gewonnen. Die 32 Sieger der bis 18. Mai laufenden Gruppenphase erreichen die zweite Bewerbsstufe.

Die Spieler werfen die Darts jeweils auf ihre eigene Scheibe, per Webcam werden die Würfe in einem Stream aufgezeichnet. Übertragen werden die Spiele im Internet auf diversen Plattformen.

Vorfreude bei PDC-Boss Hearn

„Es freut mich sehr, dass wir den Fans in diesen beispiellosen Zeiten Livedarts liefern können“, sagte PDC-Boss Barry Hearn. „Wir haben die letzten Wochen damit verbracht, zu planen und zu schauen, was möglich ist. Ich bin froh, dass wir ein Konzept präsentieren können, das allen Tourcard-Besitzern die Möglichkeit zur Teilnahme gibt. Die Home Tour gibt den Spielern die Chance, Darts auf Wettbewerbsniveau zu betreiben und sich damit auf die Zeit vorzubereiten, wenn es normal weitergeht, wann auch immer das sein wird.“

Das Publikum wird sich wohl maximal auf die eigene Familie beschränken, ob die Spieler etwa zu ihrer eigenen Walk-on-Musik ins Wohnzimmer einmarschieren, bleibt abzuwarten.

Weltmeister startet mit knappem Sieg

Gleich zum Auftakt war mit Peter Wright jedenfalls ein absoluter Superstar im Einsatz. Der Publikumsliebling setzte sich am Freitagabend im ersten Spiel der Gruppe eins gegen den Engländer Peter Jacques knapp mit 5:4 durch. Die weiteren Gegner sind der Waliser Jamie Lewis und der Niederländer Niels Zonneveld. „Es wird ein bisschen eigenartig werden, aber ich freue mich darauf“, sagte der 50-jährige Wright im Vorfeld. Für „Snakebite“ stellt auch der Umgang mit Skype eine neue Erfahrung und Herausforderung dar.

Am Samstag greift mit Rowby-John Rodriguez der erste Österreicher ins Geschehen ein, er bekommt es unter anderem mit dem walisischen Weltranglistendritten und WM-Halbfinalisten Gerwyn Price zu tun. Neben „Little John“ und „The Iceman“ besteht die Gruppe zwei noch aus den Engländern Ted Evetts und Luke Woodhouse.

Rowby-John Rodriguez bei den World Darts Championships 2018 in London.
AP/PA/John Walton
Der Wiener Rowby-John Rodriguez fordert am Samstag den WM-Halbfinalisten Gerwyn Price

Ashton als einzige Frau dabei?

In der vierten Gruppe am Montag tritt dann mit der Engländerin Lisa Ashton die erste Frau mit PDC-Tourcard ans heimische Board. Wann Österreichs Star Mensur Suljovic und sein Landsmann Harald Leitinger an der Reihe sind, ist noch offen.

Nur aufgrund von Absagen könnte Fallon Sherrock noch ins Teilnehmerfeld rutschen. Die Engländerin, die im Dezember bei der WM in London mit Siegen gegen Evetts und Suljovic Darts-Geschichte geschrieben hatte, war nämlich danach in der Qualifikation für die PDC-Tour auf der Strecke geblieben.

Van Gerwen will nicht, Anderson kann nicht

Nicht dabei sein wird der Weltranglistenerste Michael van Gerwen. Der dreifache Weltmeister begründete seinen Startverzicht gegenüber dem niederländischen TV-Sender RTL7 damit, dass bei ihm zu Hause mit zwei kleinen Kindern und drei Hunden „zu viel los“ ist. Außerdem sei das Training mit seinem Landsmann Vincent van der Voort sportlich wertvoller, so der Niederländer. Überhaupt ist „MvG“ dem Format von Turnieren im eigenen Heim gegenüber skeptisch eingestellt. Außerdem ließ der bald 31-Jährige anklingen, dass ihm das Preisgeld zu gering sei und kritisierte, dass es auch nicht für das Ranking zähle.

Unfreiwillig auf eine Teilnahme verzichten muss der zweifache Weltmeister Gary Anderson. Der 49-jährige Schotte wurde von der Technik ausgebremst. Bei einem Test musste Anderson nämlich feststellen, dass seine Internetverbindung viel zu schlecht für eine Übertragung ist. „Ich wollte dabei sein, es wäre eine schöne Abwechslung gewesen“, bedauerte der Routinier. „Aber das Wichtigste ist, nach dem Ende des Lock-downs bereit zu sein.“

E-Darts-Fernduell zwischen van Barneveld und Taylor

Bereits in der vergangenen Woche hatten sich Phil Taylor und Raymond van Barneveld in ihren Wohnzimmern duelliert. Die beiden bereits zurückgetretenen Darts-Legenden spielten auf zwei elektronische Scheiben, die per Internet miteinander verbunden waren und sammelten dabei Spenden für einen wohltätigen Zweck.

Ihren Gegner sahen „The Power“ und „Barney“ nur über einen Videostream, der auf den Sozialen Netzwerken eines Wettanbieters übertragen wurde. Eingebaute Kameras und Mikrofone ermöglichten den Kontakt zwischen dem Engländer in Stoke-on-Trent und dem Niederländer in Den Haag. Rekordweltmeister Taylor musste sich seinem Erzrivalen trotz 6:3-Führung mit 6:7 geschlagen geben.

Beide Mehrfachweltmeister (Taylor 16/van Barneveld 5) spielten im Fernduell groß auf. Der 52-jährige Niederländer kam auf einen Average von 119 Punkten, der 59-jährige Engländer lag mit 118 nur knapp darunter. Knapp über 17.000 Euro kamen für den National Health Service in England zusammen. Für jede 180er-Aufnahme – Taylor kam auf zehn, van Barneveld auf fünf – wurden 1.000 Pfund (1.135 Euro) spendiert. Kurz vor dem Ende verpasste „Barney“ einen möglichen Neundarter, also ein perfektes Leg, erst mit dem letzten Wurf.