FC Reading Spielerin Kristine Leine im Zweikamof mit Manchester United’s Rebecca May.
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Fußball

Frauen-Profifußball „existenziell bedroht“

Laut einem Bericht der Spielergewerkschaft FIFPro laufen viele Profifußballerinnen Gefahr, ihren Lebensunterhalt aufgrund der aktuellen Zwangspause durch die Coronavirus-Pandemie zu verlieren. Es seien deshalb spezifische Maßnahmen erforderlich, um den Frauen-Fußball während der Krise zu unterstützen. Andernfalls sei dieser existenziell bedroht, warnte die FIFPro am Donnerstag.

„Als globale Fußballgemeinschaft haben wir die Verantwortung, zusammenzukommen und unsere Industrie zu schützen“, sagte FIFPro-Generalsekretär Jonas Bear-Hoffmann. Unter anderem wegen fehlender globaler Standards treffe die Situation den Frauen-Fußball besonders hart.

Die Gewerkschaft forderte in ihrem Positionspapier, die Gesundheit und Sicherheit der Spielerinnen zu priorisieren. Es müsse ein System etabliert werden, das dafür sorgt, dass der Frauen-Fußball unter der momentanen Situation nicht zu sehr leide. Niemand dürfe zudem aufgrund seines Geschlechts von finanziellen Unterstützungsprogrammen ausgeschlossen werden.

Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen

In dem Bericht wurde einmal mehr auf das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen im Fußball hingewiesen – angefangen von den Gehältern über die Sponsoren bis hin zur Etablierung des Profistatus.

„Das Fehlen schriftlicher Verträge, die kurzfristige Laufzeit von Arbeitsverträgen, das Fehlen von Krankenversicherungen sowie das Fehlen grundlegender Rechte zum Schutz der Arbeitnehmer bedeuten ein hohes Risiko für die Spielerinnen, ihren Lebensunterhalt zu verlieren“, sagte die Spielergewerkschaft.

CoV-Tests für Frauen-Bundesligisten unfinanzierbar

Auch in Österreich machte die CoV-Krise die Unterschiede deutlich. Während die Bundesliga der Männer nach der aktuellen Zwangspause in „Geisterspielen“ zu Ende gespielt werden soll, wurde jene der Frauen am Mittwochabend vom ÖFB endgültig abgebrochen. Ein Hauptgrund für diese ÖFB-Entscheidung waren mitunter die hohen Kosten für PCR-Tests, die auch bei den Fußballerinnen einen sechsstelligen Betrag verschlungen und damit das Budget der Bundesligisten gesprengt hätten.

„Wir sind froh, dass wir endlich eine Entscheidung haben, die sich abgezeichnet hat, und mit Stand 2019 wieder starten. Das ist beruhigend von der Planung her“, sagte Walter Weiss, der Obmann des FFC Vorderland, am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Der Club aus der Vorarlberger Gemeinde Röthis im Bezirk Feldkirch, der seit Sommer 2017 in der Bundesliga spielt, „braucht pro Saison ein Budget im hohen fünfstelligen Bereich“.

Bei Ausfall der Herbstsaison wird es kritisch

Dank einer Förderzusage vom Land Vorarlberg sei die Lage für den Verein „derzeit nicht existenzbedrohend. Wir wissen aber nicht, wie es mit den Sponsoren weitergeht und wie sich die Situation allgemein entwickelt. Wenn die Herbstsaison nicht planmäßig starten kann, dann wird es kritisch. Da weiß ich nicht, ob alle Vereine in der Bundesliga weiterspielen können oder wollen“, meinte Weiss.

„Das ist ein absolut realistisches Szenario. Je länger diese Krise dauert, desto härter werden die Vereine damit zu kämpfen haben“, versicherte ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer. Gleichzeitig merkte er aber auch an: „Ich weiß, dass der Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne, Anm.) sehr intensiv mit seinem Stab an den Überbrückungshilfen für die Vereine arbeitet. Wir brauchen diese Hilfe dringend.“

Das gelte selbstverständlich auch für die Männer-Bundesliga. „Und wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir nicht mehr darüber diskutieren, dass sich derzeitige Tabellenführer benachteiligt fühlen, dass sie nicht aufsteigen können, sondern wir werden darüber diskutieren, wie wir die Liga aufgrund der entstehenden Lücken der Vereine, die wegbrechen, auffüllen können“, warnte Hollerer.

„Unterstützung enorm wichtig“

Thomas Wirnsberger, der Obmann und sportliche Leiter von Frauen-Rekordmeister Neulengbach, dankte unterdessen dem Land Niederösterreich für die Spitzensportförderung. „Das ist top“, sagte der Steirer, der „auch schon von Sponsoren die Zusage bekommen hat, dass sie weitermachen“. Diese Unterstützung sei enorm wichtig, denn alleine die Strom- und Wasserrechnung für die Stadioninfrastruktur verschlinge einen fünfstelligen Betrag im Jahr. Normalerweise würden dafür die Kantinenumsätze aufgewendet. Deshalb hofft Wirnsberger, dass im Herbst wieder vor Publikum gespielt werden kann.

Dass durch die aktuelle Situation Spielerinnen ihre Karriere beenden könnten, glaubt er nicht. Denn Frauen würden ja nicht wegen des Geldes, sondern aus Leidenschaft spielen. „Und so kann man nicht aufhören zum Fußballspielen. Wenn, dann will man das selber entscheiden. Ein Virus sollte nicht über die Karriere entscheiden“, sagte Wirnsberger.

Dieser Überzeugung ist auch Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz, die früher auch als Fußballerin in der Bundesliga spielte und mit Wacker Innsbruck dreimal Vizemeisterin hinter Neulengbach wurde. „Es gibt keine Österreicherin in der Bundesliga, die Vollprofi ist“, erläuterte die 36-jährige Wahltirolerin. „Es ist für viele ein Hobby, das man nur mit Leidenschaft und Herz betreibt.“