Dominic Thiem beim Training
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Tennis

Thiem trainiert ohne konkretes Ziel

Nachdem die Bundesregierung grünes Licht gegeben hat, kann Dominic Thiem wieder auf den Trainingsplatz zurückkehren. Da die ATP-Tour allerdings noch bis Mitte Juli stillsteht, konnte es Österreichs Nummer eins langsam angehen. Thiem trainierte erstmals am Dienstag in Wien Alt-Erlaa, seinem neuen Stützpunkt. Dennis Novak, Sebastian Ofner und Jurij Rodionov waren dagegen bereits am Montag ins Training eingestiegen.

„Es wird nichts Spektakuläres sein. Ein langsamer Start“, erklärte Thiem-Manager Herwig Straka gegenüber der APA. „In jedem Fall begrüßen wir diese Regelung, die den Spitzenspielern wieder die Möglichkeit gibt, ihrem Beruf nachzugehen“, erklärte der Steirer.

Auf jeden Fall wird es ein gemächlicher Start für einen Wiederbeginn, dessen Zeitpunkt man noch gar nicht kennt. „Das Schwierige ist jetzt, ein Ziel zu haben, weil nicht klar ist, wann es weitergeht“, erklärte Wolfgang Thiem, der das Training der Gruppe leiten wird. „Man muss es so machen, dass man einmal trainiert und dann vielleicht zwei Wochen wieder nichts macht. Sie können ja nicht bis Ende des Jahres trainieren und keine Matches spielen.“

Wolfgang Thiem
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Wolfgang Thiem steht mit seinem Team vor herausfordernden Wochen

Mögliches Turnier in privater Akademie

Interessant ist für Wolfgang Thiem jedenfalls ein von Serena-Williams-Coach Patrick Mouratoglou angedachtes Millionenturnier im Tenniscamp Mouratoglou. Unter Berücksichtigung von „Social Distancing“ und Erstreckung auf fünf aufeinanderfolgende Wochenenden soll ab Mitte Mai ein Einladungsturnier in dessen Akademie in Frankreich gespielt werden.

So etwas würde Wolfgang Thiem als möglicher Einsatz für seinen Sohn eher vorschweben als etwa Matches in der heimischen Bundesliga. Der Grieche Stefanos Tsitsipas (ATP-Nummer sechs) und der Belgier David Goffin (ATP-Nummer zehn) trainieren in der Akademie von Mouratoglou und wären reizvolle Gegner für Thiem.

Kompletter Saisonausfall wäre „keine Überraschung“

Ob der vorerst für 13. Juli anberaumte Tour-Stopp hält, da ist Papa Thiem skeptisch. „Ich glaube, dass es mit der Amerika-Tour nichts wird, das ist mein Gefühl“, bezieht er sich etwa auf die Events in Toronto, Cincinnati und die US Open. Viel werde natürlich von den Reisemöglichkeiten bis dahin abhängen. Und wenn es 2020 gar nicht mehr geht? „Es gibt so viele Fragen. Ich kann mir schon vorstellen, dass heuer nichts mehr ist – es würde mich nicht extrem überraschen, aber es wäre halt ein Wahnsinn.“

Angedacht werden könnte auch ein System mit regionalen Turnierserien, um die Reisetätigkeit zu reduzieren. „Wenn es in Europa wieder etwas beweglicher ist, werden sie sich sicher etwas einfallen lassen. Ich glaube nicht, dass dann keine Matches angeboten werden, aber da wird man vielleicht eine regionale Turnierserie schaffen, für die es halt keine ATP-Punkte gibt.“

Gedanken über die Zukunft

Hinter den Kulissen wird in der ATP an Szenarien gearbeitet, doch wenn man keinen fixen Termin angeben kann, ist nur ein Hinauszögern möglich. „Die ATP wartet jetzt noch bis Anfang Juni ab. Dann möchte sie entscheiden, ob Amerika gespielt wird, und dann wird man sich auf die September-Tour in Europa verlagern.“

Wolfgang Thiem macht sich aber auch Gedanken, wie es mit dem Tennissport nach der Coronavirus-Krise weitergehen wird. „Die Frage ist, wie die ganze Szene aus der Geschichte rauskommt. Wie viele Turniere das überleben, wie verändert sich das dann in den nächsten Jahren?“

Hilfe für Ofner und Rodionov

Und die arbeitslosen Spieler? Von der ATP gibt es offiziell keine Unterstützung, denn die Spieler sind selbstständig. Während man sich um einen Dominic Thiem nicht sorgen muss, sind zumindest Spieler außerhalb der Top 100, wie etwa Ofner oder Rodionov, gefährdet.

„Man muss ihnen trainingsmäßig entgegenkommen, man unterstützt sie da, dass man ihnen die Möglichkeit gibt, dass sie gut trainieren“, so Thiem. Immerhin fallen auch die Reisekosten weg. „So viel Reserven haben sie schon, das Problem ist dann eher der Trainer, der mit den Spielern gefahren ist, die ganze Entourage mit Konditrainer und Physio, die sind ja auch alle arbeitslos.“

Trainingszenztrum in Alt-Erlaa

Den Trainingsstützpunkt verlegte Thiem von der Südstadt nach Alt-Erlaa in Wien, wo er mit Novak, Ofner und Rodionov im Better Tennis Center trainiert. „Die Südstadt ist voll auf den Plätzen. Da sind der ÖTV, der NÖTV, und auch Günter (Bresnik) hat dort seine zwei Plätze, da ist für mich kein Platz“, erklärte Wolfgang Thiem. Er sei auf der Suche nach einem Standort für seine eigene Tennisschule fündig geworden. Und es sei kein Kurzzeitprojekt.

Die Anlage in Alt-Erlaa verfügt über 13 Sandplätze im Freien, ein Hardcourt stehe in einer Halle in Traiskirchen zur Verfügung. Die Anlage sei alt, aber schön, so Thiem, der die Trainingsstätte auch längerfristig sieht. „Ich möchte schon zumindest die nächsten zwei, drei Jahre dortbleiben. Ich bin am Überlegen, ob ich mir vielleicht noch mittelfristig einen Hardcourt im Freien mache. Ich möchte mich dort schon so aufstellen, dass man dort eine gute Basis für Profis hat“, so Thiem.