LSU Tigers Quarterback Joe Burrow (9)
Reuters/USA Today Sports/Jason Getz
NFL

Quarterbacks im ersten Onlinedraft begehrt

Der erste Onlinedraft in der Geschichte der National Football League (NFL) ist ohne große Pannen, aber auch ohne große Überraschungen über die Bühne gegangen. Die Cincinnati Bengals holten am Donnerstag (Ortszeit) zum Auftakt wie erwartet Quarterback Joe Burrow. Die Position des Spielmachers war in der ersten Runde überhaupt begehrt. Auch der Bundesstaat Ohio spielte eine große Rolle.

100 Jahre nachdem die NFL in Canton im US-Bundesstaat Ohio gegründet worden war und 84 Jahre nachdem im Ritz-Carlton Hotel in Philadelphia der erste Draft über die Bühne gegangen war, fand die Auswahl der besten College-Talente aufgrund der Coronavirus-Pandemie nur virtuell statt. Statt auf der vorgesehenen großen Draft-Party in Las Vegas vor Tausenden Zuschauern verlas NFL-Commissioner Roger Goodell die Namen der ausgewählten Akteure im für den Anlass adaptierten Keller seines Hauses im Bundesstaat New York.

Als ersten Namen nannte Goodell wie erwartet jenen von Burrow, der als Quarterback die Louisiana State University (LSU) heuer im Jänner zum Gewinn der College-Meisterschaft geführt hatte. Der 23-Jährige ist der neue Hoffnungsträger der Cincinnati Bengals, die sich in der vergangenen Saison mit nur zwei Siegen bei 14 Niederlagen das Recht auf den ersten Pick „erspielt“ hatten. Vor 17 Jahren hatte das Team aus Ohio zuletzt das erste Auswahlrecht. Auch damals sicherten sich die Bengals mit Carson Palmer einen Spielmacher, der das Team in den folgenden Jahren wieder zu einer Gewinnermarke formte.

Rekordmann kehrt heim

Nicht nur die Hoffnungen auf eine ähnliche Trendumkehr bei den Bengals verbindet Burrow mit Palmer. Beide wurden auch mit der Heisman Trophy für den besten College-Spieler ausgezeichnet. Seine 1.846 Punkte Vorsprung in der Wahl auf Jalen Hurts (Oklahoma) waren der größte der Geschichte. Burrow wurde von 841 Wahlberechtigten auf Platz eins gesetzt. Zum Vergleich: Hurts fand sich nur auf 20 abgegebenen Wahlzetteln auf dem ersten Rang.

Apropos Heisman: Mit Burrow wurde nach Baker Mayfield (Cleveland 2018) und Kyler Murray (Arizona 2019) zum dritten Mal in Folge ein Quarterback und Heisman-Trophy-Sieger als Nummer eins im Draft gewählt. „Ich habe sehr hart dafür gearbeitet, dass ich es bis hierher schaffe“, sagte Burrows in einer ersten Reaktion. Für den 23-Jährigen ist Cincinnati eine Art Heimkehr. In Iowa geboren verbrachte Burrow einen großen Teil seiner Jugend in Ohio und startete dort auch an der Highschool seine Football-Karriere. Der neue Spielmacher der Bengals erhielt die frohe Botschaft auch in seinem Elternhaus in The Plains.

LSU quarterback Joe Burrow im „Homeoffice“ während des Drafts
Reuters/USA Today Sports/NFL Handout Photo
Burrow wurde im Wohnzimmer mit seinen Eltern von seinem künftigen Arbeitgeber Cincinnati Bengals kontaktiert

Spielmacher heiß begehrt

Auch sonst wurde die erste Runde vor allem von der Auswahl der Quarterbacks geprägt. Burrow war einer von drei Spielmachern unter den ersten sechs ausgewählten Spielern. Die Miami Dolphins entschieden sich als Nummer fünf für Tua Tagovailoa. Der Hawaiianer, dem ein herausragendes Talent bescheinigt wird, führte vor zwei Jahren Alabama mit einem furiosen Comeback zum Titel. Nach einer weiteren starken Saison galt der 22-Jährige als Kandidat auf die Nummer eins im Draft. Doch eine schwere Hüftverletzung und eine folgende Operation warfen Tagovailoa aus der Bahn. Die Dolphins gingen das Risiko trotzdem ein.

Nach Cincinnati und Miami sicherten sich auch die Los Angeles Chargers, die als sechstes Team an der Reihe waren, mit Justin Herbert ihren möglichen Spielmacher der Zukunft, nachdem das Team nach der vergangenen Saison Philip Rivers nach 16 Jahren hatte ziehen lassen. Ein Statement gaben auch die Green Bay Packers ab, die nach Tausch mit Miami auf Position 26 wählen durften und sich mit Jordan Love (Utah State) ebenfalls für einen Quarterback entschieden. Ein klares Signal, dass sich die Ära von Superstar Aaron Rodgers ihrem Ablaufdatum nähert. Zuletzt wählten die Packers 2005 in der ersten Runde mit dem 24. Pick einen Spielmacher aus. Sein Name: Aaron Rodgers.

Alabama Crimson Tide Quarterback Tua Tagovailoa (13)
Reuters/USA Today Sports/John David Mercer
Tagovailoa wurde trotz Hüft-OP von den Dolphins als neuer Hoffnungsträger auf der Quarterback-Position ausgewählt

Ohio State stellt Topverteidiger

Stichwort Ohio: Nach Burrow wurden wie erwartet zwei Verteidiger der renommierten Ohio State University vom Markt genommen. Die Washington Redskins sicherten sich mit dem zweiten Pick die Dienste von Defensive Chase Young, der für viele Experten als komplettester Spieler im Draft auserkoren wurde. Nach Young holten sich die Detroit Lions seinen Teamkollegen Jeff Okudah. Der Cornerback hatte im Vorfeld ebenfalls als Bank für eine Wahl unter den Top Fünf gegolten.

Die im Vorfeld hoch gehandelten Widereceiver gingen hingegen nicht in den Top Ten vom Tisch. Als erster Passempfänger wurde der pfeilschnelle Henry Ruggs III (Alabama) von den Las Vegas Raiders ausgewählt und kommt damit als erster Draftpick nach dem Umzug des Teams von Oakland nach Nevada in die Geschichtsbücher. Die Denver Broncos sicherten sich als 15. die Rechte an Jerry Jeudy (Alabama), der hoch eingeschätze CeeDee Lamb (Oklahoma) fiel zwei Plätze später den Dallas Cowboys in den Schoß.

LSU-Runningback schließt Kreis

Auf den ersten Runningback mussten Fans und Experten bis zum Schluss der ersten Runde warten. Titelverteidiger Kansas City Chiefs zog zum Abschluss des ersten von sieben Umläufen Clyde Edwards-Helaire an Land. Mit dem 21-Jährigen aus Baton Rouge im US-Bundesstaat Lousiana schloss sich im wahrsten Sinne des Wortes der Kreis der ersten Runde. Edwards-Helaire spielte an der Seite von Burrow für die LSU Tigers und steuerte im College-Finale auf dem Weg zum Titel gegen Clemson 110 Yards Raumgewinn im Laufspiel bei.

Der erste virtuelle Draft der NFL-Geschichte steht aber nicht nur aufgrund seiner Durchführung im Zeichen der Coronavirus-Krise. Gleichzeitig mit der Auswahl der Spieler werden im Rahmen des dreitägigen Drafts Spenden zur Unterstützung des Kampfes gegen die Ausbreitung der Pandemie gesammelt. Der „Draft-A-Thon“ soll Geld für das Rote Kreuz und Einrichtungen, die Menschen mit Essen versorgen, einbringen. Aktuelle und ehemalige NFL-Spieler warben während des Drafts für Spenden.

NFL Draft 2020 Erste Runde

Team Name Position College
1. Cinicinnati Bengals Joe Burrow QB LSU
2. Washington Redskins Chase Young DE Ohio State
3. Detroit Lions Jeff Okudah CB Ohio State
4. New York Giants Andrew Thomas OT Georgia
5. Miami Dolphins Tua Tagovailoa QB Alabama
6. Los Angeles Chargers Justin Herbert QB Oregon
7. Carolina Panthers Derrick Brown DT Auburn
8. Arizona Cardinals Isaiah Simmons LB Clemson
9. Jacksonville Jaguars C.J. Henderson CB Florida
10. Cleveland Browns Jedrick Wills OT Alabama
11. New York Jets Mekhi Becton OT Louisville
12. Las Vegas Raiders Henry Ruggs III WR Alabama
13. Tampa Bay Buccaneers (von Indianapolis via San Francisco) Tristan Wirfs OT Iowa
14. San Francisco 49ers (von Tampa Bay) Javon Kinlaw DT South Carolina
15. Denver Broncos Jerry Jeudy WR Alabama
16. Atlanta Falcons A.J. Terrell CB Clemson
17. Dallas Cowboys CeeDee Lamb WR Oklahoma
18. Miami Dolpins (von Pittsburgh) Austin Jackson OT USC
19. Las Vegas Raiders (von Chicago) Damon Arnette CB Ohio State
20. Jacksonville Jaguars (von LA Rams) K'Lavon Chaisson LB LSU
21. Philadelphia Eagles Jalen Reagor WR TCU
22. Minnesota Vikings (von Buffalo) Justin Jefferson WR LSU
23. Los Angeles Chargers (von New England) Kenneth Murray LB Oklahoma
24. New Orleans Saints Cesar Ruiz C Michigan
25. San Francisco 49ers (von Minnesota) Brandon Aiyuk WR Arizona State
26. Green Bay Packers (von Miami) Jordan Love QB Utah State
27. Seattle Seahawks Jordyn Brooks LB Texas Tech
28. Baltimore Ravens Patrick Queen LB LSU
29. Tennessee Titans Isaiah Wilson OT Georgia
30. Miami Dolphins (von Green Bay) Noah Igbinoghene CB Auburn
31. Minnesota Vikings (von San Francisco) Jeff Gladney CB TCU
32. Kansas City Chiefs Clyde Edwards-Helaire RB LSU