Bild zeigt einen auf dem leeren Spielfeld liegenden Fußball.
GEPA/Mario Buehner
Fußball

2. Liga steht vor Zerreißprobe

Die 2. Liga hat sich die Möglichkeit der Fortsetzung der Saison während der Coronavirus-Krise offengehalten. In einer Videokonferenz aller Teams mit der Bundesliga wurde am Freitagnachmittag noch kein Abbruch der Saison beschlossen. Die Zeichen deuten aber stark darauf hin. Eine Arbeitsgruppe soll in der kommenden Woche noch Möglichkeiten ausloten, um vielleicht doch ein sportliches Ende zu finden, was vor allem im Interesse von Spitzenreiter Ried wäre, aber eine finanzielle Zerreißprobe für fast alle Vereine.

Dass die Liga überhaupt noch fortgesetzt werden kann, ist einer Formalität geschuldet. Der nicht fristgerecht eingebrachte Antrag hätte nämlich eine Zweidrittelmehrheit benötigt, um zur Abstimmung zugelassen zu werden. Die gab es allerdings nicht. „Knapp über die Hälfte war für den Abbruch“, gab Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer im ORF-Interview Einblick. Den Abbruch befürwortete auch der FAC. „Wir Vereine sind auf die Eintritts- und Kantinenumsätze angewiesen. Wir haben auf der Einkommenseite nichts mehr, das macht es schwer, einer Fortsetzung zuzustimmen“, schilderte FAC-Sportdirektor Lukas Fischer.

Die Tendenz, in welche Richtung es geht, scheint also klar. „Nach der Sitzung sehe ich die Chancen für eine Saisonfortsetzung eher gering“, lautete die Einschätzung von Ebenbauer. Blau-Weiß-Linz-Manager Stefan Reiter hatte zuletzt gewarnt, dass es bei der Durchführung von „Geisterspielen“ 80 Prozent der Ligavereine kommende Saison nicht mehr geben würde. „Nach den nun veröffentlichten Zahlen muss ich diese Meinung leider teilen“, so Ebenbauer.

Gespräch mit Lukas Fischer, Manager Sport des FAC

„Für alle eine Herausforderung“

Auch dass finanziell besser dastehende Clubs dem Rest der Liga unter die Arme greifen, sei nicht wirklich möglich. „Es ist wirtschaftlich für fast alle Vereine eine Herausforderung, wir haben das Problem, dass derzeit jeder mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat“, sagte Ebenbauer.

Deshalb ist wohl die einzig realistische Hoffnung, dass durch Sponsoren die Wiederaufnahme des Spielbetriebes – pro Spiel ist von Kosten von 30.000 Euro für die Clubs die Rede – möglich gemacht wird. „Es geht darum, welche Mittel oder Unterstützungen kann man noch finden. Kosten sparen, kleineres Stadion, man muss da über alles nachdenken“, so der 44-Jährige. Bis zur nächsten Clubkonferenz Anfang Mai soll endgültig Klarheit herrschen.

Gespräch mit Christian Ebenbauer, Vorstand Bundesliga

Auf ein Happy End hofft vor allem Spitzenreiter Ried, der dank eines Achtpunktepolsters auf Verfolger Austria Klagenfurt aus sportlicher Sicht auf Aufstiegskurs liegt. „Gestorben ist noch nichts“, betonte Rieds Finanzvorstand Roland Daxl. Er will nächste Woche auch noch Alternativvorschläge einbringen, um eine sportliche Wertung „vielleicht auch nicht mit allen Mannschaften“ und „weniger Runden“, doch noch zu erlangen.

Kleingruppentraining verboten

Zudem gilt es noch ein großes anderes Problem zu lösen, und da sind die Clubs aber Passagier. Das Training in Kleingruppen wurde von der Regierung nur den Bundesligisten sowie dem Cupfinalisten Austria Lustenau gestattet. Die restlichen Zweitligisten absolvieren weiter ihr Heimprogramm.

„Es ist eine massive Ungleichbehandlung und nicht nachvollziehbar, warum die Clubs der 2. Liga nicht trainieren dürfen“, sagte der VdF-Vorsitzende Oliver Prudlo. Über 80 Prozent der Spieler seien Berufsfußballer. „Für die schaut es auch mit dem Verdienst nicht so rosig aus, es wird daher Zeit, dass da was passiert, dass sie wieder auf den Platz dürfen“, forderte der Ex-Innsbruck-Kicker.

Auch Daxl hat großes Interesse daran. „Wir sind einer der Vereine, die längerfristige Spielerverträge haben. Die Spieler sind unser Kapital, wir müssen daher alles daran setzen, dass sie wieder trainieren dürfen, weil sie sonst an Wert verlieren“, so der 45-Jährige.

Nachspiel vor Gericht möglich

Noch schlimmer als das wäre eine weitere Saison in der 2. Liga. Einen Saisonabbruch würden die Innviertler – genauso wie auch schon Austria Klagenfurt zuletzt angekündigt hatte – nicht so einfach hinnehmen. „Dann würden wir einen Antrag auf Ligaaufstockung stellen, und wenn der nicht angenommen wird, den Gang vor das Gericht gehen müssen“, skizzierte Daxl.

Gespräch mit Roland Daxl, Finanzvorstand Guntamatic Ried

Diesen Schritt würde man gerne vermeiden. „Ich appelliere an die Solidarität der Liga, dass man unsere sportliche Leistung auch anerkennt, auch wenn das schwierig ist“, sagte Daxl. Es gebe gute Beispiele in europäischen Nachbarländern, wie man in solchen Situationen umgehen könne. „Die positiven Aspekte werten und die negativen ausblenden. Ich weiß schon, dass das für jeden anderen Verein einen Verlust von TV-Geldern bedeutet und es mit Sicherheit nicht von jedem gern gesehen wird, dass hier eine Ligamodusänderung notwendig ist, aber ich glaube, es wäre sportlich die fairste Lösung“, schilderte Daxl seine Sicht.

Laut Ebenbauer stehen die Chancen für eine 14er-Liga in der kommenden Bundesliga-Saison aber nicht gut. „Eine Aufstockung ist aus meiner Sicht zum derzeitigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich“, sagte der Liga-Vorstand. Dafür wäre eine Zweidrittelmehrheit in der Hauptversammlung notwendig.