Vincent Kriechmayr
GEPA/Matic Klansek
Ski alpin

Kriechmayr erweitert sein Portfolio

Mit den Siegen bei den Super-Gs von Gröden und Hinterstoder ist Vincent Kriechmayr im vergangenen Weltcup-Winter eine der herausstechenden Figuren im österreichischen Skiteam gewesen. Der Oberösterreicher, der aufgrund der Coronavirus-Pandemie heuer wie der gesamte Skizirkus deutlich länger Rennpause hat als sonst, will in Zukunft aber nicht nur in seiner Spezialdisziplin um Punkte fahren: Kriechmayr erweitert sein sportliches Portfolio um den Riesentorlauf.

Kriechmayr folgt damit dem Vorbild Matthias Mayer, der im Vorjahr neben Abfahrt, Super-G und Kombination auch im Riesentorlauf die Ski rennmäßig anschnallte. Der Kärntner schlug sich nicht nur passabel, sondern klassierte sich ein ums andere Mal in einem Riesentorlauf auch als bester Österreicher. Anders als im Slalom war der Rücktritt von Marcel Hirscher im RTL deutlich zu spüren. Ein Umstand, den Mayer für sich nützte. der zusätzlich Punkte holte. Im Gesamtweltcup wurde der 29-Jährige als Vierter bester Österreicher.

Die Aussicht auf zusätzliche Punkte reizt nun auch Kriechmayr. Der 28-Jährige wird in der Vorbereitung auf die nächste Saison das Riesentorlauf-Training forcieren. „Aber er will auch im Rennen dabei sein. Er will so, wie es Matthias im letzten Jahr begonnen hat, auch wieder im Riesentorlauf zurückkommen und Punkte holen“, sagte Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher im ORF-Interview, „Es ist für ihn einfacher, weil er die 500 Punkte hat und mit Startnummer 31 oder 32 starten kann. Ich finde es sehr positiv, dass er das wieder will und machen möchte.“

Kriechmayr stellt Training um

Der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr wird sein Training umstellen und will im kommenden Winter neben den Speed-Disziplinen auch im Riesentorlauf Weltcup-Punkte holen.

Die zusätzliche Disziplin ist für Kriechmayr kein Neuland, nicht nur weil RTL-Training auch für die Speed-Spezialisten immer wieder auf dem Programm steht. 2011 holte der Oberösterreicher in Crans-Montana bei der Junioren-WM Silber in dieser Disziplin – sein einziges Edelmetall bei Nachwuchsweltmeisterschaften. Daher blickt Kriechmayr auch optimistisch auf den nächsten Winter, auch wenn das RTL-Team zuletzt nicht zu den Vorzeigeprojekten des ÖSV gehörte. „Sie haben sich auf alle Fälle unter Wert schlagen lassen. Mit den neuen Coaches bin ich aber sehr zuversichtlich, dass sie den nächsten Schritt machen“, so Kriechmayr.

Speed bleibt Priorität

Eines stellt der aktuelle Vizeweltmeister im Super-G und WM-Dritte in der Abfahrt von 2019 aber klar: Die Erweiterung der Disziplinensammlung ist nicht als Schritt zum Allrounder zu verstehen. Die Speed-Disziplinen hätten nach wie vor Priorität. „Ich habe noch keine Kugel in den schnellen Disziplinen. Das Ziel ist es schon, dort wieder vorne mitzufahren. Was im Gesamtweltcup passiert, spielt für mich nicht so eine große Rolle“, so der Oberösterreicher gegenüber dem ORF.

Vincent Kriechmayr feiert mit Sektflasche
APA/Georg Hochmuth
Nach seinem Sieg beim Heimrennen in Hinterstoder durfte Kriechmayr noch von Kristall träumen – doch dann folgten nur Absagen

Im Super-G fehlten Kriechmayr vergangene Saison nur drei Punkte auf den Schweizer Mauro Caviezel und damit auf die kleine Kristallkugel. Nachdem der Österreicher nach Gröden im Dezember Ende Februar auch das Heimrennen in Hinterstoder gewonnen hatte, waren noch zwei Rennen auf dem Programm gestanden. Doch in Kvitfjell verhinderte das Wetter ein Rennen, der Bewerb beim Finale in Cortina d’Ampezzo fiel der Coronavirus-Pandemie zu Opfer.

Daher will Kriechmayr vor allem im Super-G den Spieß umdrehen und auch in der Abfahrt („Da war ich doch sehr abgeschlagen“) wieder Siege einfahren. „Das Ziel ist es schon, dort wieder vorne mitzufahren“, so Kriechmayr. Übrigens: Auch in der Abfahrt könnte das verstärkte Riesentorlauf-Training Früchte tragen. Denn Mayer triumphierte vergangene Saison in Kitzbühel und Kvitfjell – und zwei Abfahrten in einem Winter hatte der Kärntner davor noch nie gewonnen.