Sabrina Filzmoser beim Judo
GEPA/Jennifer Vass
Judo

Filzmoser sieht Auszeit als Chance

Auf Sabrina Filzmoser wartet ein runder Geburtstag. Die Oberösterreicherin wird am 12. Juni 40 Jahre alt. Weder die Coronavirus-Pandemie noch die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele um ein Jahr sind für sie aber ein Grund, ans Karriereende zu denken.

„Die Motivation wurde nicht weniger, ich habe die Ruhe und Kraft im Kopf, mich ordentlich vorzubereiten“, sagte die jeweils zweifache Europameisterin und WM-Bronzemedaillengewinnerin. Sie sieht die zusätzliche Zeit als Chance, noch einmal ordentlich Kraft und Kondition aufzubauen und dem Körper etwas an Substanz „zurückzuschenken“.

Es sei so etwas wie Vorbereitungsruhe eingekehrt. „Vorher ist man von einem Turnier zum nächsten gehetzt und hat geschaut, dass man die Punkte für das Olympiaranking zusammensammelt. Ich habe meine Balance gefunden, auch weil ich geistig ausgelastet bin“, sagte Filzmoser der APA.

Polizeiausbildung und „Speed-Dummy“

Ihr zweites Modul der Polizeiausbildung wurde von Herbst vorverlegt und findet derzeit online statt. „Das ist klasse, dann habe ich im September, Oktober auch genügend Zeit für Qualifikationsturniere, wenn welche stattfinden“, sagte Filzmoser. Vor und nach dem Erfüllen der Arbeitsaufträge bleibe zudem genug Zeit fürs Training. Mit dabei im Polizeikurs sind u. a. auch die Beachvolleyballer Clemens Doppler und Alexander Horst sowie der Nordische Kombinierer Franz-Josef Rehrl.

Sabrina Filzmoser beim Judo
GEPA/M. Hoermandinger
Filzmoser – hier auf dem Weg zu EM-Gold 2011 – hat immer noch einen vollen Terminkalender

Auf Judotraining mit einem Partner muss Filzmoser seit März wegen der Regierungsverordnung zwar verzichten, trotzdem kommt sie zu ihren Wurfeinheiten. Sie hat in ihrem Keller daheim nicht nur Kraftgeräte und eine Judomatte, sondern auch einen „Speed-Dummy“. Die Wurfpuppe wiegt rund 45 Kilogramm und ermöglicht rasches Werfen und somit judospezifische Übungen.

Neue Phase in der Karriere

Filzmoser ist in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm daheim, sie wäre derzeit über die Kontinentalquote für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Der Internationale Judoverband (IJF) hat beschlossen, den Status quo der Ranglisten vorerst beizubehalten. Ungefähr die gleiche Zahl an Turnieren, wie vor dem Coronavirus-Stillstand noch ausständig waren, sollen für das Ranking aber noch durchgeführt und herangezogen werden.

Derzeit hat Filzmoser aber erst einmal Spaß am Trainieren. „Dass dir mal nichts wehtut, ist extrem selten. Ich brauche keine Physiotherapie, denn es geht echt gut. Das ist eine Phase in meiner Karriere, die echt neu ist.“ Sollte am Jahresende der Punktestand passen und sie der Olympiaqualikation nicht nachlaufen müssen, dann werde sie sich etwas herausnehmen und einen neuen Aufbau beginnen.

Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen

Neu ist für alle Nationalteammitglieder auch die einmal pro Woche stattfindende Einheit mit einem Sportpsychologen, wo es darum geht, wie man sich auf einen Kampf vorbereitet und wie die Abläufe und Gedankengänge sind. „Keiner hat sich bis jetzt den Kopf zerbrochen, wie es dem anderen geht, sondern immer nur, wie es einem selbst geht. Da nimmt sich jetzt jeder seine Bausteine raus“, sagte Filzmoser.

Auch das Videocamp für Nachwuchsathleten begeisterte sie. „Das war auch für mich sehr motivierend zu sehen, wie sie alle mittun. Ein frischer, neuer Zugang schadet auch mir nicht.“

Interessen auch abseits der Matte

Mit der Ausbildung zur Helikopterpilotin, Projekten in Nepal und ihrer Tätigkeit als Athletensprecherin des Österreichischen Judoverbands (ÖJV) in der IJF sind die selbst auferlegten Verpflichtungen in den letzten Jahren immer mehr geworden.

Im vergangenen Jahr organisierte Filzmoser über ihr „Judo for Peace“-Hilfsprojekt im Himalaya Judomatten, die zu einem 2.800 Meter hoch gelegenen Dojo (Judohalle) getragen wurden. Heuer soll ein Dojo auf 4.000 Metern errichtet werden. Doch während der Coronavirus-Krise ruht derzeit alles wegen fehlender Genehmigungen. Grund genug, sich ganz auf die weitere Karriereplanung zu konzentrieren.