Die US Fußballerinnen Lindsey Horan (9) und Megan Rapinoe (15).
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Fußball

Weltmeisterinnen blitzen mit Klage ab

Die US-Fußballerinnen haben am Freitag (Ortszeit) eine seltene und überraschende Niederlage hinnehmen müssen – allerdings nicht auf dem Rasen, sondern vor Gericht. Ein Bundesrichter wies die Klage der Weltmeisterinnen wegen finanzieller Benachteiligung gegenüber den Männern und auf 66 Mio. Dollar Schadenersatz ab. Die Spielerinnen hätten sich die ungleiche Bezahlung mehr oder weniger selbst eingebrockt, so der Richter.

Die vierfachen und amtierenden Weltmeisterinnen rund um die Kapitäninnen Alex Morgan und Megan Rapinoe, ihres Zeichens Weltfußballerin, hatten im März 2019 den US-Verband auf Diskriminierung und 66 Mio. Dollar (rund 60 Mio. Euro) Schadenersatz geklagt. Trotz deutlich größerer Erfolge – die Männer verpassten etwa die Qualifikation für die WM 2018, während die Frauen 2019 den Titel erfolgreich verteidigten – kassierten die Frauen aus ihrer Sicht jedoch deutlich weniger Prämien und zogen deshalb vor Gericht.

Der kalifornische Richter R. Gary Klausner sah jedoch den Tatbestand der Diskrimminierung unter dem Equal Pay Act nicht erfüllt und wies die Klage der Spielerinnen auf Schadenersatz ab. „Das Frauen-Nationalteam hat im Vergleichszeitraum (aufgrund seiner Erfolge, Anm.) sowohl in Summe als auch im Schnitt pro Spiel mehr verdient als das Männerteam“, so das Gericht in seiner Entscheidung. Über die Vorwürfe der Frauen, dass sie schlechtere Reisebedingungen und medizinische Unterstützung als ihre männlichen Kollegen genießen, soll es allerdings am 16. Juni zur Verhandlung kommen.

Die amerikanische Damen Fußball Nationalmannschaft nach dem Sieg bei der WM 2019.
AP/Alessandra Tarantino
Vor einem Jahr holten sich die US-Frauen ihren vierten Titel bei einer Fußball-WM

Unterschiedliche Arbeitsverträge

Klausner bezog sich in seiner 32-seitigen Begründung der Ablehung des Schadenersatzes auf die unterschiedlichen Verträge der Nationalteams mit dem Verband, den Collective Bargaining Agreements (CBA). „Der Verlauf der Verhandlungen zeigt, dass das Frauen-Team ein Angebot unter den gleichen Bedingungen wie die Männer zu spielen, abgelehnt hat“, so der Richter, „die Frauen haben auf höhere Prämien zugunsten einer höheren Basiskompensation und einer höheren Anzahl von fest angestellten Spielerinnen verzichtet.“

Rückwirkend könne nun keine Ungleichbehandlung eingeklagt werden, so der Richter. „Die Klägerinnen können ihren Vertrag mit dem Hinweis darauf, was sie mit dem Männer-Abkommen verdient hätten, im Nachhinein nicht als schlechter betrachten, wenn sie selbst eine ähnliche Struktur davor abgelehnt haben“, so Klausner. Das bedeute jedoch nicht, dass das Frauen-Team in Sachen Betreuung, Reisekomfort und Unterkunft gegenüber den Männern benachteiligt sein darf.

Spielerinnen geben nicht auf

Während sich der US-Verband über die Entscheidung des Richters erleichtert zeigte, reagierten die Spielerinnen wenig überraschend enttäuscht und fassungslos auf das Urteil. Molly Levinson, die Sprecherin des Nationalteams, kündigte eine Beschwerde gegen den Spruch des kalifornischen Gerichts an. „Wir sind schockiert und enttäuscht. Aber wir werden unsere harte Arbeit für gleiche Bezahlung nicht aufgeben“, so Levinson, „wir sind von unserer Sache überzeugt und werden sicherstellen, dass Frauen und Mädchen in diesem Sport nur aufgrund ihres Geschlechts nicht weniger wert sind.“

Auch die Spielerinnen, die im Vorjahr in Frankreich im WM-Finale die Niederlande mit 2:0 besiegten und damit ihren Titel von 2015 erfolgreich verteidigten, kündigten an, weiter zu kämpfen. „Wir werden niemals aufhören, für GLEICHHEIT zu kämpfen“, twitterte Rapinoe. Stürmerin Tobin Heath schlug in die gleiche Kerbe: „Dieses Team gibt nie auf, und wir fangen sicher nicht jetzt damit an.“

An der Spitze des US-Verbands steht übrigens seit Mitte März mit Cindy Parlow eine Frau. Ihr Vorgänger Carlos Cordeiro war nach umstrittenen Erklärungen in Gleichstellungsfragen zu Frauen zurückgetreten. Vor Gericht hatte die Verbandsseite in der juristischen Auseinandersetzung argumentiert, dass Spielerinnen körperlich zu weniger in der Lage seien und auch weniger Verantwortung tragen würden als Spieler. „Es war inakzeptabel und unentschuldbar“, hatte Cordeiro damals gesagt. Die bisherige Vizepräsidentin Parlow wurde zur Chefin befördert.