Celtic’s Odsonne Edouard im Zweikampf mit Glagsow Rangers Spieler Filip Helander.
Reuters/Jason Cairnduff
Fußball

Schotten streiten über Zukunft der Liga

Die schottischen Vereine haben sich schon Mitte April für ein sofortiges Saisonende der drei Spielklassen unterhalb der ersten Liga wegen der Coronavirus-Pandemie ausgesprochen. Der Saisonabbruch in der zweiten, dritten und vierten Liga sorgt aber weiterhin für Streit und schwere Irritationen.

Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon hatte Anfang April klargestellt, dass auf lange Sicht keine Spiele mit Publikum stattfinden könnten. Daraufhin rief die Scottish Professional Football League (SPFL) die 42 Clubs der obersten vier Ligen auf, darüber abzustimmen, ob die Saison in der zweiten, dritten und vierten Liga abgebrochen wird.

Nachdem auch der zweitklassige FC Dundee United als letztes Team doch nicht gegen den Plan votiert hatte, gab die SPFL den entsprechenden Beschluss letzten Mittwoch auf seiner Website bekannt. 81 Prozent der Clubs stimmten insgesamt dafür, nicht weiterzuspielen. Zu den Meistern wurden in der zweiten Liga Dundee, in der dritten Liga der FC Raith Rovers und in der vierten Liga der FC Cove Rangers erklärt.

Bei einem Abbruch sollten die Platzierungen in der Abschlusstabelle auf Basis der durchschnittlichen Punkte pro Spiel bestimmt werden. Auf- und Abstiege wären entschieden, die nächste Spielzeit könnte pünktlich beginnen und finanziell kriselnde Clubs würden dringend benötigtes Geld bekommen, das erst nach Saisonende ausgezahlt wird.

Streitereien als Folge

Das Ergebnis veröffentlichte die SPFL allerdings schon, als in der zweitklassigen Championship noch die entscheidende Stimme des FC Dundee fehlte. Die Saison wurde abgebrochen. Der Tabellendritte Dundee soll sich zuvor in Gesprächen unter den Clubs gegen ein vorzeitiges Saisonende ausgesprochen, nachträglich aber mit Ja gestimmt haben.

Die Glasgow Rangers, Zweiter der Premiership-Tabelle und – wohl auch aus Sorge, dass in der ersten Liga irgendwann Erzrivale Celtic der Titel zugesprochen wird – ein Gegner des Abbruchs, witterten ein Foul der SPFL und sprachen von Mobbing. Die Rangers forderten die Absetzung des Vorsitzenden Neil Doncaster und anderer Funktionäre. Der Rekordmeister fordert eine unabhängige Untersuchung und will in der kommenden Woche Beweise für die Vorwürfe präsentieren.

Aufstockung umstritten

Obendrein schaltete sich Ann Budge, Besitzerin des Tabellenletzten Heart Of Midlothian, in die Diskussion ein. Budge hält naturgemäß nichts von einem Abbruch, denn der würde den Abstieg für ihre Hearts bedeuten, falls die erste Liga nachziehen sollte. Budge schlug deshalb vor, die Liga von zwölf auf 14 Vereine aufzustocken. Eine Idee, die es im schottischen Fußball schon früher gab, aber umstritten ist. Mittlerweile befasst sich eine „Reconstruction Group“ mit dem Thema.

Bei einer zweistündigen Videokonferenz waren sich die schottischen Fußballvereine laut dem Sender BBC immerhin in einer Sache einig – alle bekräftigten, dass sie die Saison zu Ende spielen wollen. Auch wenn viele es für unwahrscheinlich halten, dass das klappt. Die SPFL wolle klare Ansagen der Regierung und des Europäischen Fußballverbands (UEFA) abwarten und die Clubs befragen, bevor sie eine Entscheidung fällt. Gut möglich, dass sie auf Abstimmungen in nächster Zeit verzichtet.