Gerhard Berger
APA/dpa/Uwe Anspach
DTM

Berger denkt nicht ans Aufgeben

Gerhard Berger denkt in der Krise des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) nicht ans Aufgeben. „Momentan stellt sich diese Frage für mich nicht“, sagte der DTM-Chef auf die Frage, ob er überlegt habe, seine schwere Aufgabe jemand anderem zu überlassen. Für heuer ist der Tiroler zuversichtlich, noch „einige spannende Rennen“ zu sehen.

Der frühere Formel-1-Pilot Berger ist seit 2017 Chef der Serie. Gefragt, ob er nach dem Ausstieg von Audi in der nächsten Saison momentan seine schwerste Zeit in der DTM erlebe, antwortete er: „Die Unterscheidung zwischen einer schweren oder leichten Zeit habe ich im Laufe meines Sport- und Geschäftslebens so nie getroffen. Es gibt immer Hürden, das ist das Leben. Und wie groß die momentane Hürde sein wird, werden wir jetzt gemeinsam mit den Partnern klären.“

Berger glaubt fest an eine Zukunft der DTM. „Die Millionen von Fans, die hinter der Plattform stehen“ würden ihn zuversichtlich stimmen, die Rennserie wieder flottzubekommen. Nach der überraschenden Ausstiegsankündigung von Audi zum Jahresende bleibt als Hersteller für 2021 derzeit nur BMW. Damit droht der DTM das Aus, da auch die Bayern bisher ein Bekenntnis zur eigenen Zukunft in der DTM vermieden haben.

Gerhard Berger voll gefordert

Ob und wie 2020 DTM-Rennen bestritten werden können, ist derzeit unklar. Nach dem Ausstieg von Audi ist auch die ferne Zukunft der DTM offen. Vorstand Gerhard Berger ist daher im Moment voll gefordert.

BMW legt Nachdenkpause ein

„Wir müssen abwarten, was sich wie entwickelt, da ist sehr viel im Fluss“, sagte BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. „Kurzfristig hat der bisherige Ansatz der DTM ein Problem, und wir müssen vielleicht querdenken. Es wird sicher erst mal eine Nachdenkpause und vielleicht eine Unterbrechung geben – aber die DTM hat in ihrer Geschichte ja schon einmal ausgesetzt und ist zurückgekommen“, sagte Fröhlich der „Süddeutschen Zeitung“ im Interview (Montag-Ausgabe).

Der 59-Jährige glaubt aber, dass die Serie nach wie vor einen hohen Reiz und eine Zukunftsperspektive habe. „Wir haben eine neue Sachlage, mit deren Bewertung wir nach so kurzer Zeit nicht fertig sind.“ Fröhlich sieht nun sich und DTM-Boss Berger in der Pflicht. „Jetzt sind wir aber in der Situation, dass BMW in der DTM nicht alleine gegen sich selbst fahren kann. Gerhard Berger und ich müssen überlegen, wie es weitergeht. Wir haben sprichwörtlich keine Chance, jetzt schauen wir mal, ob wir sie nutzen können“, sagte Fröhlich.

Planungen für Saisonstart laufen auf Hochtouren

Aktuell laufen die Planungen für einen Saisonstart im Juli auf Hochtouren. „Es ist momentan sehr schwierig, es ändert sich jeden Tag etwas“, sagte Berger im ORF-Kurzsport. „Man muss auch schauen, wo man die Rennen macht. Wie kommt man hin, wie kommt man weg? Natürlich ist es in der Formel 1 ungleich schwieriger, aber die Mittel in der Formel 1 sind auch ungleich besser. Jetzt müssen wir schauen, wie wir das im Kleinen hinbekommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir heuer noch einige spannende Rennen und eine gute Meisterschaft sehen.“

Der Saisonauftakt war zuletzt für den 10. bis 12. Juli auf dem Norisring vorgesehen. Audi würde sein Engagement in der DTM jedenfalls gerne mit dem Titel beenden. „Wenn es 2020 die Rennserie DTM gibt, wollen wir auf alle Fälle dieses Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Wenn möglich mit der Titelverteidigung, das ist unser Ziel“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass in Motorsport-Magazin.com.

„Sind nicht Totengräber der DTM“

Dass durch den Ausstieg der Volkswagen-Tochter Audi zum Totengräber der DTM avanciert, verneint Gass. „Das sehe ich natürlich ganz anders. Da muss man sich mal das Gesamtbild anschauen. Nach dem Mercedes-Ausstieg gab es nur noch zwei Hersteller. Und es war eigentlich klar, dass die DTM mit nur zwei Herstellern nicht mehr funktionieren würde“, sagte der 57-Jährige. „Uns vorzuhalten, dass wir der Totengräber der DTM seien, finde ich ziemlich unfair. Wenn Audi nicht gewesen wäre, wäre die DTM schon viel früher beendet worden.“

Gass setzt den Ausstieg aus der Tourenwagen-Serie aber nicht mit einem kompletten Abschied vom Motorsport mit Verbrennungsmotoren gleich. „Wir arbeiten an einer neuen Strategie“, sagte der Motorsportchef, ohne auf konkrete Inhalte einzugehen: „Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt aber zu früh, detailliert über einzelne Rennserien zu sprechen. Es geht jetzt erst einmal darum, genau zu schauen, wie die Motorsportstrategie in Zukunft aussieht.“