Sebastian Vettel
Reuters/Albert Gea
Formel 1

Vettel und Ferrari gehen getrennte Wege

Der vierfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wird Ferrari am Jahresende verlassen. Wie die Scuderia am Dienstag in einer Aussendung bestätigte, habe man sich mit dem 32-jährigen Deutschen nicht auf eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags einigen können. Zuvor hatten bereits mehrere Medien über die Trennung berichtet.

Vettel wird den Traditionsrennstall aus dem italienischen Maranello nach sechs Jahren mit noch unbekanntem Ziel verlassen. Bisher jagte Vettel vergeblich seinem Traum hinterher, genau wie sein Landsmann und großes Vorbild Michael Schumacher mit Ferrari Weltmeister zu werden.

„Meine Beziehung zur Scuderia Ferrari endet Ende 2020. Um die bestmöglichen Ergebnisse in diesem Sport zu erzielen, ist es für alle Beteiligten wichtig, in perfekter Harmonie zu arbeiten. Das Team und ich haben gemerkt, dass es nicht mehr den gemeinsamen Wunsch gab, über das Ende dieser Saison zusammenzubleiben“, so Vettel. „Finanzielle Gründe haben bei dieser gemeinsamen Entscheidung keine Rolle gespielt.“

Schlussstrich nach enttäuschender Saison

In der Vorsaison belegte Vettel den enttäuschenden fünften Platz in der WM und musste sich erneut den übermächtigen Mercedes geschlagen geben. Auch sein Stallrivale Charles Leclerc landete vor ihm. Der 22-jährige Monegasse unterschrieb bereits vor Weihnachten 2019 ein bis Ende 2024 gültiges Arbeitspapier. Leclerc ist die große Hoffnung des Teams für die Zukunft, während Vettel angeblich zuletzt nur noch einen Vertrag für ein weiteres Jahr angeboten bekommen haben soll.

Vettel trennt sich von Ferrari

Sebastian Vettel wird nur noch für die kommende Saison im Ferrari-Cockpit sitzen. Der Deutsche verlässt mit Ende der Saison den italienischen Rennstall.

Das scheint dem vierfachen Weltmeister zu wenig gewesen zu sein, obwohl Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zuletzt immer wieder betonte, Vettel gerne halten zu wollen. Allerdings wurde auch über eine Gehaltskürzung für Vettel spekuliert. „Was in den letzten Monaten passiert ist, hat viele von uns dazu gebracht, über unsere echten Prioritäten im Leben nachzudenken“, so Vettel, der seit seiner Ankunft bei Ferrari zur Saison 2015 nicht an die Erfolge mit Red Bull anknüpfen konnte.

Seine vier WM-Titel gewann Vettel zwischen 2010 und 2013 mit dem lange Zeit fast unschlagbaren Red-Bull-Rennstall. Mit Ferrari klappte das nicht. Bekam er 2017 noch einen neuen Vertrag über gleich drei Saisonen, läuft seine Zeit nun offenbar ab. Dass er 2020 doch noch Weltmeister wird, scheint unwahrscheinlich. Zum einen, weil der Brite Lewis Hamilton mit Mercedes erneut der übermächtige Favorit ist, zum anderen, weil völlig unklar ist, ab wann und wo in den kommenden Monaten überhaupt gefahren werden kann.

Saisonstart steht in den Sternen

Denn in diesem Jahr ging es für Vettel und Co. auf der Strecke noch gar nicht um Grand-Prix-Siege. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurden alle geplanten Rennen entweder verschoben oder abgesagt. Derzeit ist der Start der Formel-1-Saison für den 5. Juli in Österreich anvisiert, einen festen Rennkalender gibt es noch nicht. Die Serie hofft, bis zum Jahresende zwischen 15 und 18 Rennen austragen zu können. Zumindest die ersten sollen als „Geisterrenen“ definitiv ohne Zuschauer durchgeführt werden.

Sebastian Vettel
Reuters/Feline Lim
Seinen letzten von bisher 14 Siegen mit Ferrari feierte Vettel 2019 beim GP von Singapur

„Seb ist eine authentische und aufrichtige Person. Er liebt seinen Job, er liebt ihn wirklich, und das ist einer der Gründe, warum auch wir bei Ferrari ihn so sehr schätzen“, hatte Binotto zuletzt auf der Formel-1-Homepage über Vettel gesagt. Doch sportlich konnte er eben nicht so überzeugen, wie man sich das bei seiner Ankunft 2015 erhofft hatte. 14 Siege holte er für die „Scuderia“ insgesamt, wurde 2017 und 2018 jeweils Vizeweltmeister und 2015 Dritter der WM-Gesamtwertung.

Vettels Optionen rar

„Ich bin einer der erfahrensten Rennfahrer, aber nicht der älteste. Ich glaube nicht, dass es in dieser Hinsicht ein Alterslimit gibt“, sagte Vettel zuletzt in der Videokonferenz. Offen bleibt, was nach dem Aus beim Rennstall aus Maranello aus ihm wird oder wer ihn ersetzt. Vettels Optionen in der Königsklasse scheinen rar. „Man muss seine Vorstellungskraft einsetzen und einen neuen Ansatz für eine Situation wählen, die sich geändert hat“, sagte der 32-Jährige. „Ich selbst werde mir die Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, was für meine Zukunft wirklich wichtig ist.“

McLaren-Teamchef Andreas Seidl versicherte jüngst, dass die aktuellen Piloten Lando Norris und Carlos Sainz junior auch künftig im Cockpit sitzen sollen. Red Bull setzt auf Max Verstappen als Titelanwärter. Bei Mercedes gibt es zwar auch noch nichts Neues in Sachen Hamilton, dessen Vertrag ebenfalls Ende dieses Jahres ausläuft. Ein Wechsel des Briten scheint aber schwer vorstellbar. Und Vettel und Hamilton in einem Team, wenn es mit Valtteri Bottas bei den Silberpfeilen nicht weitergehen sollte, scheint erst recht schwer vorstellbar.