Piste aus der Sicht des Skifahrers mit Blick auf das Matterhorn
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Ski alpin

Zermatt träumt von Rekordabfahrt

Nur einen Tag, nachdem der Streit zwischen den Organisatoren der Lauberhornrennen und dem Schweizer Skiverband (Swiss Ski) eskaliert ist, hat sich Zermatt bereits als Alternative für Wengen in Stellung gebracht. Am Donnerstag präsentierten die Walliser ihre Vision von der „längsten Weltcup-Abfahrt“ von der Schweiz nach Italien. Erstmals länderübergreifend gefahren werden könnte schon in zwei Jahren.

Wie die Gruppe um den Bergbahn-Präsidenten Franz Julen in einem Interview mit der „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) erklärte, ist eine fast fünf Kilometer lange Abfahrt mit Start auf knapp 3.900 Metern, vom Klein Matterhorn über die Landesgrenze ins Aostatal, geplant. Diese soll allenfalls schon im Jahr 2022 in der ersten oder zweiten November-Woche über die Bühne gehen.

Möglich macht das die Zusammenarbeit mit dem angeschlossenen Skigebiet Cervinia sowie die voraussichtlich bis im Herbst 2021 fertiggestellte Bahn von Testa Grigia auf der italienischen Seite zum Klein Matterhorn. „Wir wollen dieses Rennen – und wir werden alles dafür tun“, sagte Julen, der auch ein Frauenrennen begrüßen würde. Mit 4.480 Metern ist die Lauberhorn-Abfahrt bisher die längste.

Zermatt träumt von Rekordabfahrt

Vom Kleinen Matterhorn in der Schweiz hinunter nach Cervinia im italienischen Aostatal: Der Weltcup könnte eine spektakuläre Rekordabfahrt bekommen.

Swiss Ski und FIS unterstützen Pläne

Julen zufolge stammt die Idee vom CEO der Bergbahnen von Cervinia. In Zermatt genieße das Projekt breiten Rückhalt, und auch von Verbandsseite ist die Resonanz positiv. „November-Abfahrten in Zermatt – das passt wunderbar in unseren Kalender. Wir stehen voll und ganz hinter dem Projekt“, sagte der im Herbst scheidende FIS-Präsident Gian Franco Kasper. Swiss-Ski-Direktor Bernhard Aregger sieht darin „eine große Chance, den Weltcup-Kalender zu bereichern“.

Weil die Strecke überwiegend über Gletscher führt, halte sich der Aufwand in engen Grenzen, beteuerte Julen: „Man muss Fangnetze aufstellen, die Piste sichern, die Gletscherspalten sichern. Aber man muss keine größeren baulichen Veränderungen vornehmen, keine Bäume fällen – das ist Winterlandschaft pur.“

„Kein Interesse, Wengen zu schaden“

Als Angriff auf die Lauberhornrennen will Julen den Vorstoß nicht verstanden wissen. „Wir haben kein Interesse, Wengen zu schaden. Der Weltcup ohne Wengen – das wäre ein Eigentor des Skisports“, betonte der 61-Jährige, der Urs Näpflin, den OK-Chef der Lauberhornrennen, einst als Servicemann betreute. Mit dem Antrag von Swiss-Ski auf eine Streichung von Wengen aus dem FIS-Kalender ab 2022 hat der seit 2016 schwelende Streit um die Finanzierung der Lauberhornrennen am Mittwoch einen neuen Höhepunkt erreicht.

Wegen der Uneinigkeit in der Frage, wie viel Geld die Organisatoren von Swiss-Ski für die Durchführung des traditionsreichen Anlasses erhalten sollen, gelangte das OK Mitte 2018 an den Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne. Bisher liegt ein nicht öffentlich gemachtes Zwischenurteil von Mitte März dieses Jahres vor, demnach es keinen klaren Gewinner geben soll.