Trainer Valerien Ismail
GEPA/Jasmin Walter
Bundesliga

Von Ismael bis Schopp

Die Antworten der zwölf Trainer der österreichischen Fußballbundesligisten in einer Umfrage, welche die APA vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes nach über zweieinhalb Monaten Pause aufgrund der Coronavirus-Pandemie durchgeführt hat:

Fragen:

1.) Der Neustart erfolgt nach langer Pause und mit Spielen ohne Zuschauer. Welche Veränderungen an der Spielweise erwarten Sie dadurch?

2.) Welche Auswirkungen haben der dichte Terminplan mit laufend englischen Wochen und die vorangegangene Pause Ihrer Meinung nach auf die Verletzungsgefahr?

3.) Würden Sie eine Erhöhung des Wechselkontingents auf fünf Auswechslungen in der aktuellen Situation befürworten?

4.) Was sind vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes Ihre größten Bedenken?

Valerien Ismael (LASK)

1.) „Klar ist, dass jene Teams, die eine starke Unterstützung vonseiten der Fans gewöhnt sind, einen Minuspunkt haben werden. Vor allem werden sich Spieler anpassen müssen, die aus den von Fanseite erzeugten Emotionen eine besondere Stärke generieren.“

2.) „In der zur Fortsetzung der Bundesliga in Deutschland geführten Debatte haben sich viele Sorgen aufgrund des Umstands gemacht, dass neun Spiele in 43 Tagen absolviert werden müssen. In Österreich stehen binnen 33 Tagen zehn Spiele auf dem Programm. Anhand dieser Zahlen kann man sich ausmalen, wie intensiv dieses Programm wird. Wir haben in der jüngeren Vergangenheit aber Erfahrung mit mehreren anstrengenden englischen Wochen gemacht, wissen, wo wir in der Trainingssteuerung ansetzen müssen. Auch kennen wir die Möglichkeiten unseres Kaders und wissen, dass jeder Einzelne bereit für Einsätze ist.“

3.) „Die Erhöhung des Wechselkontingents wäre aus Trainersicht gleich in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Zum einen ergibt sich die Möglichkeit zu rotieren, ohne dabei die Startformation gravierend zu verändern – der Spieler bleibt so im Spielrhythmus. Zum anderen bekomme ich in taktischer Hinsicht die Möglichkeit, je nach Spielstand auch bestimmte Positionen zu wechseln. Außerdem steigt mit einer höheren Anzahl an Einsatzmöglichkeiten auch die Motivation im Kader, und einzelne Spieler, die von Verletzungspausen zurückkehren, können besser integriert werden.“

4.) „Meine größten Bedenken gelten dem Bereich der Gesundheit der Spieler. Normalerweise befinden sich die Akteure zu dieser Jahreszeit im Urlaub, nun gilt es, zweimal pro Woche zu spielen – eine Umstellung an den Körper. Auch wird das warme Wetter eine Rolle spielen. Darüber hinaus könnten verletzte Spieler im Falle von auslaufenden Verträgen in schwierige Situationen geraten. Generell bin ich aber ein Befürworter des Restarts und hatte keine Bedenken gegen eine Spielfortsetzung. Wir sind froh, dass es nun weitergeht.“

Jesse Marsch (Red Bull Salzburg)

1.) „Ich denke, in dieser Hinsicht wird sich nicht sehr viel verändern. Vielleicht tun sich Auswärtsteams ein wenig leichter, weil keine Fans im Stadion sind. Und was wir in Deutschland sehen konnten, war, dass man jetzt besser zwischen Trainer und Spieler kommunizieren kann. Darauf müssen wir uns gut einstellen.“

2.) „Für uns nicht sehr viele, weil wir es durch unsere vielen internationalen Spiele gewohnt sind, englische Runden zu spielen. Selbst in der Länderspielpause haben wir oft 80 Prozent der Spieler im Einsatz und nur eine kleine Trainingsgruppe in Salzburg.“

3.) „Wir sind für beide Möglichkeiten bereit und werden versuchen, das Beste daraus zu machen.“

4.) „Wir haben keine Bedenken, sondern einfach nur große Lust auf Fußball, weil das ein großer und wichtiger Teil unseres Lebens ist.“

Dietmar Kühbauer (Rapid Wien)

1.) „Ich kann nur von Rapid sprechen, und für uns ist es schon etwas komplett anderes, weil wir gewohnt sind, vor vielen Zuschauern zu spielen. Von den Emotionen her kann es deswegen nicht das Gleiche sein, aber Fußball bleibt trotzdem Fußball. Wir sind auf jeden Fall froh, wieder spielen zu können.“

2.) „Die Verletzungsgefahr ist definitiv höher. Durch die hohe Anzahl von Spielen in relativ kurzer Zeit muss man mit den Kräften sehr gut haushalten.“

3.) „Aufgrund der vielen Spiele bin ich absolut dafür. Wenn man alle fünf einzeln einwechseln könnte, wäre das ein Jammer, daher ist es gut, dass es nur drei Wechselphasen gibt.“

4.) „Man muss der Sache positiv entgegentreten, die Zukunft wird zeigen, was noch kommt. Aber ich bin kein ängstlicher Mensch.“

Ferdinand Feldhofer (WAC)

1.) „Es könnte sein, dass die sogenannten Wettkampftypen nicht mehr auf ihre 100 Prozent kommen, weil sie den Punch von den Zuschauern nicht kriegen. Andererseits können vielleicht die Trainingsweltmeister und die Jüngeren, die vor Zuschauermassen noch nicht gespielt haben, eher ihre Leistung abrufen.“

2.) „Das weiß keiner so genau, weil noch niemand diese Situation erlebt hat. Dementsprechend gilt es, die Regenerationsmaßnahmen zu verbessern.“

3.) „Ich glaube, wir brauchen jetzt keine neuen Regeln erfinden.“

4.) „Ich habe keine. Ich bin neugierig auf die neue Situation und freue mich, dass es wieder losgeht.“

Nestor El Maestro (Sturm Graz)

1.) „Ich denke, dass es die ersten Minuten sicher ungewohnt sein wird, die Spieler dann aber ohnehin in einem Tunnel sind und sich voll aufs Spiel konzentrieren.“

2.) „Natürlich müssen wir das Training ganz genau dosieren. Wir haben aber im Kleingruppen- und jetzt im Mannschaftstraining gut gearbeitet. Prinzipiell lieben es die Spieler aber, so oft wie möglich zu spielen.“

3.) „Die Lösung so wie sie in Deutschland gehandhabt wird finde ich gut, da so auch das Verletzungsrisiko gesenkt wird.“

4.) „Ich gehe positiv in den Restart. Wenn wir uns alle an die Vorgaben halten, können wir das Ansteckungsrisiko gering halten. Dann kann unser Modell ein Vorbild für andere Sportarten sein.“

Markus Schopp (TSV Hartberg)

1.) „Ich erwarte keine großen Veränderungen. Die Spielideen diverser Mannschaften haben sich nicht groß verändert. Die Frage wird sein, wie die Mannschaften auf die kurzen Intervalle reagieren und damit umgehen können.“

2.) „Ausschließen kann man eine höhere Verletzungsgefahr nicht. Hier haben der LASK oder Red Bull Salzburg sicher einen Vorteil, weil sie in dieser Saison relativ viel Erfahrung mit kurzen Spielintervallen gesammelt haben. Das Risiko ist sicher größer, aber ob es wirklich mehr Verletzungen geben wird, wird man erst sehen.“

3.) „Ich bin dafür. Das ist eine Möglichkeit, die hohen Belastungen ein bisschen besser aufzufangen.“

4.) „Ich habe keine großen Bedenken. Ich war immer ein absoluter Befürworter, dass die Saison zu Ende gespielt wird, wenn es die Umstände zulassen, und ich glaube, die Umstände lassen es zu.“