Trainer Christian Ilzer
GEPA/Mario Kneisl
Bundesliga

Von Ilzer bis Ibertsberger

Die Antworten der zwölf Trainer der österreichischen Fußballbundesligisten in einer Umfrage, welche die APA vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes nach über zweieinhalb Monaten Pause aufgrund der Coronavirus-Pandemie durchgeführt hat.

Fragen:

1.) Der Neustart erfolgt nach langer Pause und mit Spielen ohne Zuschauer. Welche Veränderungen an der Spielweise erwarten Sie dadurch?

2.) Welche Auswirkungen haben der dichte Terminplan mit laufend englischen Wochen und die vorangegangene Pause Ihrer Meinung nach auf die Verletzungsgefahr?

3.) Würden Sie eine Erhöhung des Wechselkontingents auf fünf Auswechslungen in der aktuellen Situation befürworten?

4.) Was sind vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes Ihre größten Bedenken?

Christian Ilzer (Austria Wien)

1.) „Eines ist klar, die Fans werden uns allen sehr fehlen. Einige Spieler können sich schneller darauf einstellen, für manche wird es schwerer werden, sie brauchen die euphorisierende Stimmung im Stadion, um ins Flow zu kommen. Wir werden versuchen, sie bestmöglich vorzubereiten und zu unterstützen. In der grundsätzlichen Herangehensweise machen Geisterspiele von der taktischen Ausrichtung keinen Unterschied. Wir haben für jedes Spiel unsere Ziele, am Ende gibt es Punkte für die Leistung, das bleibt alles gleich, nur der Weg dorthin ist jetzt ein bisschen anders.“

2.) "Zehn bis 13 Spiele in sechs Wochen sind eine riesige Herausforderung. Wir haben uns intensive Überlegungen dazu gemacht und haben versucht, die kommenden Wochen vorauszuahnen. Wir werden alles daransetzen, um unsere Spieler erfolgreich, fit und gesund durch diese sehr spezielle Zeit zu führen.

3.) "Ich begrüße das extrem in dieser intensiven und nicht alltäglichen Phase. Das wäre eine sehr wertvolle Regeländerung, weil es wird keinen Spieler geben, der 13 Runden durchspielen kann. „Mit der Möglichkeit, vielleicht wie in Deutschland neben der Halbzeitpause in drei Wechselphasen fünfmal zu tauschen, bekommen die letzten 20 bis 30 Minuten noch mehr Bedeutung, als es bisher der Fall war.“

4.) „Bedenken habe ich keine, vielmehr wird es sehr spannend sein zu sehen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen der Clubs an diesen dichten Wettspielkalender sind und welche Auswirkungen er mit sich bringt. Insgesamt freuen wir uns alle, endlich wieder Meisterschaftsspiele zu haben, und hoffen, dass wir schon sehr bald wieder vor unseren Fans spielen können.“

Alex Pastoor (Altach)

1.) „Ich hoffe, es gibt keine. Und wenn doch, dass wir besser sind als im Herbst und den ersten Frühjahrsspielen. Natürlich wird die Atmosphäre ohne Zuschauer eine andere sein, daran müssen wir uns gewöhnen.“

2.) „Wenn du nur elf Spieler zur Verfügung hast, dann ja. Unsere Spieler sind aber – anders als über weite Strecken der Saison – alle fit. Unser Kader ist groß genug, wir finden da eine Lösung.“

3.) „Ich bin dafür. Weil die Spieler noch nie so lange mit einem Heimprogramm und nie so lange ohne Zweikämpfe waren. Wenn es so ein anstrengendes Programm gibt, dann müssen die Spieler geschützt werden. Ihre Karrieren gehen auch nach dieser Play-off-Serie weiter.“

4.) „Alle meine Fragen sind beantwortet, ich gehe ohne Sorgen in die Play-offs und verspüre keine Angst.“

Zvonimir Soldo (Admira)

1.) „Das ist schwer zu beurteilen. Es erwartet uns alle eine komplett neue Situation in allen Stadien. Ohne Fans, fast Stille. Alleine wenn man jetzt die Spiele vor dem TV verfolgt, ist es doch irgendwie anders.“

2.) „Vereine, die international vertreten sind oder Erfahrung in der Vergangenheit gesammelt haben, sind sicherlich im Vorteil. Bundesliga am Wochenende, CL oder EL dann unter der Woche. Wir haben aus unserer Sicht alles getan, die Spieler so top vorbereitet wie nur möglich in den Restart zu schicken.“

3.) „Vor allem in der jetzigen Situation finde ich dies sogar gut. Wir wissen alle nicht, wie die Spieler auf die lange Pause reagieren, wie es sich mit der Fitness verhält. Nicht nur nach der langen Pause über 90 Minuten, sondern vor allem mit dem Programm, fast alle drei Tage ein Spiel zu haben. Ich bin deshalb ein klarer Befürworter!“

4.) „Ich bin von Natur aus ein positiv denkender Mensch, deshalb sehe ich den Restart auch positiv. Wir sollten und sind uns aber klar darüber bewusst, dass wir nicht nur Verantwortung und Vorbildfunktion für weitere Mannschaftssportarten haben. Ich hoffe und gehe auch davon aus, dass sich dieser Thematik alle bewusst sind.“

Thomas Silberberger (WSG Tirol)

1.) „Die Spielweise wird sich meiner Ansicht nach nicht großartig ändern. Allerdings werden die Partien Testspielcharakter aufweisen, was vor allen für die Heimteams einen Nachteil darstellt. Der zwölfte Mann fehlt. Phasen, in denen der zum Tragen kommt, wird es nicht geben.“

2.) "Ich befürchte, die Verletzungsgefahr ist enorm. So fleißig die Spieler im Individual- und Kleingruppentraining auch waren – atypische, fußballtypische Bewegungen, wie sie in Zweikämpfen und in einem Spiel einfach vorkommen, ließen sich da nicht üben.

3.) „Diese Maßnahme ist dringend notwendig. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Vorbereitungszeit so kurz war.“

4.) „Bedenken habe ich jetzt zwei Monate lang gehabt, jetzt hab ich keine mehr.“

Franz Ponweiser (Mattersburg)

1.) „Das große Thema wird sein, wie es die Spieler mental verarbeiten, ohne Zuschauer die Motivation hochzuhalten und das Level über 90 Minuten zu halten. Die Spielweise wird sich nicht ändern, vielleicht wird am Anfang das Tempo nicht so hoch sein.“

2.) „Die Verletzungsgefahr ist sicher höher, es wird vor allem für die Mannschaften schwierig, die keine englischen Wochen gewöhnt sind. Da gilt es, möglichst schnell zu regenerieren und möglichst gut zu rotieren.“

3.) „Ich bin ein Befürworter. Diese Änderung kann dazu beitragen, dass man Verletzungen entgegenwirken kann.“

4.) „Natürlich hat man Bedenken. Man kann nicht leugnen, dass der Virus noch immer allgegenwärtig in unserem täglichen Leben ist. Trotzdem überwiegt die Freude, wieder im Trainingsrhythmus zu sein und bald wieder Meisterschaft zu spielen.“

Robert Ibertsberger (SKN St. Pölten)

1.) „Für mich war – blöd gesagt – die Pause gar nicht so schlecht, weil ich als neuer Trainer länger Zeit hatte, die Mannschaft kennenzulernen. Es wird von der Qualität her nicht viel Unterschied sein, das Testspiel davor werte ich als Vorteil. Die größten Unterschiede sehe ich in den Grundvoraussetzungen, ob du als Mannschaft im oberen oder unteren Play-off bist. Für uns als St. Pölten geht es um sehr viel, man muss die Spielweise dementsprechend anpassen. Da gibt es sicher nicht viel Risiko.“

2.) „Die Belastung ist brutal, das Risiko ist sicher gegeben. Zwei englische Runden kann sicher jeder verkraften. Wie es bei fünf Wochen ausschaut, weiß niemand so genau – mit Abstrichen noch Salzburg und LASK, die schon sehr intensive Phasen in dieser Saison erlebt haben. Ein breiter Kader hilft. Ich denke, wir sind da gut aufgestellt und können das auch verletzungsfrei überstehen.“

3.) „Ich glaube, dass wir uns alle ziemlich einig sind, dass fünf Wechsel mit weiterhin drei Wechselphasen sicher Sinn machen.“

4.) "Ich habe keine Bedenken, dass es Vorfälle geben wird. Das Konzept ist richtig gut aufgestellt, die Personen der sogenannten „Roten Zone" sind alle getestet. Wir gehen mit viel Optimismus in die letzte Meisterschaftsphase.“