Trainer Jesse Marsch
GEPA/Mathias Mandl
Bundesliga

Trainer fiebern Neustart entgegen

Die Trainer der zwölf Bundesligisten blicken optimistisch auf den Saisonneustart nach der Coronavirus-Zwangspause. „Wir haben keine Bedenken, sondern einfach nur große Lust auf Fußball, weil das ein großer und wichtiger Teil unseres Lebens ist“, sagte Salzburg-Coach Jesse Marsch in einer APA-Umfrage vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs.

Am meisten sorgen sich die Trainer um die Gesundheit der Spieler. Nicht wegen der CoV-Ansteckungsgefahr, sondern aufgrund des intensiven Programms. Ab dem 2. Juni stehen für die Teams jeweils zehn Spiele binnen 33 Tagen an. Das Verletzungsrisiko sei aufgrund der Belastungen viel höher als sonst, meint die überwiegende Mehrheit. Zehn Coaches sprachen sich deshalb für eine vorübergehende Erhöhung des Wechselkontingents von drei auf fünf aus.

Bei allen Trainern überwiegt aber die Sehnsucht nach der Rückkehr auf den Platz. Das Präventions- und Hygienekonzept der Liga sei zudem praktikabel. „Alle meine Fragen sind beantwortet, ich gehe ohne Sorgen in die Play-offs und verspüre keine Angst“, erklärte Cashpoint-Altach-Coach Alex Pastoor. Womit der Niederländer auf einer Linie mit allen anderen Bundesliga-Trainern ist. „Ich war immer ein absoluter Befürworter, dass die Saison zu Ende gespielt wird, wenn es die Umstände zulassen, und ich glaube, die Umstände lassen es zu“, sagte Markus Schopp von Prolactal Hartberg.

„Fans werden uns fehlen“

85 Tage liegen zwischen den letzten Spielen Anfang März und dem Neustart ohne Zuschauer. „Es erwartet uns alle eine komplett neue Situation in allen Stadien. Ohne Fans, fast Stille“, prophezeite Zvonimir Soldo von Flyeralarm Admira.

Nicht nur Thomas Silberberger, Trainer von WSG Swarovski Tirol, sprach vom fehlenden zwölften Mann. „Eines ist klar, die Fans werden uns allen sehr fehlen“, bekundete Austria-Coach Christian Ilzer, während Marsch mutmaßte: „Vielleicht tun sich Auswärtsteams ein wenig leichter, weil keine Fans im Stadion sind.“

Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer erwartet wegen der Geisterspiele „schon etwas komplett anderes, weil wir gewohnt sind, vor vielen Fans zu spielen. Von den Emotionen her kann es deswegen nicht das Gleiche sein, aber Fußball bleibt trotzdem Fußball.“

Wettkampftypen im Nachteil

Mattersburg-Coach Franz Ponweiser sieht „ein großes Thema“, nämlich: „wie es die Spieler mental verarbeiten, ohne Zuschauer die Motivation hochzuhalten und das Level über 90 Minuten zu halten. Die Spielweise wird sich nicht ändern, vielleicht wird am Anfang das Tempo nicht so hoch sein.“

Ferdinand Feldhofer vom Pellets WAC vermutete, dass „die sogenannten Wettkampftypen nicht mehr auf ihre 100 Prozent kommen, weil sie den Punch von den Zuschauern nicht kriegen. Andererseits können vielleicht die Trainingsweltmeister und die Jüngeren, die vor Zuschauermassen noch nicht gespielt haben, eher ihre Leistung abrufen.“ Nestor El Maestro, Coach von Puntigamer Sturm Graz, meinte hingegen, „dass es die ersten Minuten sicher ungewohnt sein wird, die Spieler dann aber ohnehin in einem Tunnel sind und sich voll aufs Spiel konzentrieren“.

Intensives Programm als Vorteil für LASK und Salzburg

In den kommenden intensiven Wochen hätten „der LASK oder Red Bull Salzburg sicher einen Vorteil, weil sie in dieser Saison relativ viel Erfahrung mit kurzen Spielintervallen gesammelt haben“, erklärte Markus Schopp von Prolactal Hartberg wie einige andere Kollegen.

Valerien Ismael bestätigte Schopps Aussage insofern, als die Spieler vom LASK wüssten, „wo wir in der Trainingssteuerung ansetzen müssen“. Salzburg ist den Rhythmus laut Marsch gewohnt. „Selbst in der Länderspielpause haben wir oft 80 Prozent der Spieler im Einsatz und nur eine kleine Trainingsgruppe in Salzburg.“

Dennoch schätzt eine überwiegende Mehrheit das Verletzungsrisiko als hoch ein. „Die Belastung ist brutal, das Risiko ist sicher gegeben“, meinte Robert Ibertsberger vom SKN St. Pölten. Silberberger ergänzte: „So fleißig die Spieler im Individual- und Kleingruppentraining auch waren – atypische, fußballtypische Bewegungen, wie sie in Zweikämpfen und in einem Spiel einfach vorkommen, ließen sich da nicht üben.“