Jubel der Bayern um Torschütze Joshua Kimmich
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Fußball

Bayerns Geniestreich entscheidet Schlager

Der FC Bayern München darf den Meistersekt wohl einmal mehr kalt stellen: Zum Auftakt der 28. Runde in der deutschen Bundesliga gewann der Tabellenführer den Schlager gegen Borussia Dortmund am Dienstag auswärts vor leeren Rängen mit 1:0 (1:0) und führt damit sechs Spieltage vor Schluss mit sieben Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten.

Das einzige Tor der Partie erzielte Joshua Kimmich kurz vor Ende der ersten Hälfte per Geniestreich: Der Mittelfeldspieler lupfte den Ball von der Strafraumgrenze über Dortmunds Schlussmann Roman Bürki (43.). Für die Bayern war es der siebente Bundesliga-Sieg in Folge, für den BVB die erste Niederlage nach sechs vollen Erfolgen in der Liga.

In einem aufgrund der Ausnahmesituation außergewöhnlichen deutschen Klassiker waren die Hausherren zunächst die bessere Mannschaft, doch nach einer Viertelstunde kamen die Gäste besser in die Partie. Beide Defensivreihen ließen kaum Chancen zu, im Finish brachten die Münchner die Führung über die Zeit und dürfen von der achten deutschen Meisterschaft in Folge nicht nur träumen.

Bayern München auf Meisterkurs

Mit dem 1:0 Sieg bei Borussia Dortmund hat der FC Bayern München klar Kurs auf seinen achten Meistertitel in Folge genommen. David Alaba und Co. haben sechs Runden vor Schluss nun sieben Punkte Vorsprung.

„Es war vielleicht das schönste Tor in meinem Leben, und es war auch relativ spontan. Wir wurden darauf hingewiesen, dass Bürki relativ hoch steht“, erklärte Goldtorschütze Kimmich nach dem Spiel seine Idee. Vom Gegenspieler gab es dafür Lob. „Kimmich hat das sehr, sehr gut gemacht. Alle sind überrascht.“ Mit Blick auf den Titelkampf fügte der deutsche Teamspieler Kimmich hinzu: „Wir haben ein gutes Polster. Für Dortmund wird es mental schwierig, dranzubleiben.“

Konkurrenzloser Klassiker

Die Bedeutung des deutschen Klassikers wäre auch unter normalen Umständen eine große gewesen, da der Schlager aber aufgrund der nach wie vor währenden Unterbrechungen in den anderen Topligen konkurrenzlos übertragen wurde, durfte sich die Deutsche Liga (DFL) auch über einen PR-Coup freuen. Rund 200 FIFA-Mitgliedsländer waren live oder zeitversetzt dabei. Einziger, aber enormer Wermutstropfen: Der 81.000 Zuschauer fassende Signal-Iduna-Park blieb wegen der Coronavirus-Pandemie wie beim 4:0 im Derby gegen Schalke leer.

Die Mannschaften von Dortmund und Bayern stehen vor Spielbeginn sich im Kreis mit einen Meter Abstand vor leeren Zuschauerrängen gegenüber
Reuters/Federico Gambarini
Der Klassiker Dortmund – Bayern musste dieses Mal vor leeren Tribünen im Signal-Iduna-Park ausgetragen werden

Zunächst nicht dabei auf Dortmunder Seite war neben dem verletzten Kapitän Marco Reus einmal mehr der 14-fache Saisontorschütze Jadon Sancho, der wie zuletzt auf der Ersatzbank Platz nehmen musste. Gegenüber dem 2:0 am Wochenende in Wolfsburg änderte Dortmund-Trainer Lucien Favre die Mannschaft nicht, viele Augen waren auf Ex-Salzburg-Jungstar Erling Haaland gerichtet. Bayern-Coach Hansi Flick änderte die Startelf gegenüber dem 5:2 gegen Frankfurt an einer Position: Serge Gnabry startete statt Ivan Perisic in der Elf mit ÖFB-Star David Alaba, der zuletzt von Flick als Abwehrchef gelobt wurde.

400. Bundesliga-Spiel von Neuer

Beide Teams gingen mit viel Selbstvertrauen in die Partie, hatten sie doch jeweils nicht weniger als sechs Pflichtspiele in Folge gewonnen. Haaland fehlt es am Platz ohnehin nie an Selbstvertrauen, deswegen überraschte es nicht, dass der 19-jährige Norweger in seinem ersten Klassiker den Respekt sofort ablegte und die Bayern prüfte: Durch die Beine von Torhüter Manuel Neuer, der sein 400. Bundesliga-Spiel absolvierte, ging der Ball zwar auf das Tor, doch Alabas Nebenmann Jerome Boateng war zur Stelle und klärte vor der Linie.

Während die zu Beginn aggressiven Dortmunder mehr vom Spiel hatten und durch Raphael Guerreiro auch ins Tor trafen – der Treffer wurde aber wegen Abseitsposition zu Recht nicht gegeben – , setzte Bayern zunächst wenige Nadelstiche durch seinen Stürmerstar Robert Lewandowski. Nach einer Viertelstunde waren auch die Bayern besser im Spiel und bekamen zudem Räume. Nach Vorlage von Kingsley Coman gelang Gnabry am Fünfer alleingelassen an den Ball, seinen Drehschuss konnte aber Ersatzkapitän Lukasz Piszczek vor der Linie klären (19.).

Kimmich mit Traumtor

Das war die bis dahin beste Chance in der ersten Hälfte, die durchaus intensiv in beide Richtungen geführt wurde. Letztlich sollte der Geniestreich von Kimmich eine torlose erste Hälfte verhindern. Schüsse von Coman (24.) und Leon Goretzka (40.) waren noch Abschlüsse, die Dortmund-Goalie Bürki ohne größere Mühe abwehren konnte. Dann war der Schweizer aber geschlagen: Bei einem Angriff durch die Mitte hatte Kimmich Ballglück, setzte aber auch nach und lupfte von der Strafraumgrenze den Ball über Bürki, der zwar noch das Spielgerät berührte, es jedoch nur noch in die eigenen Maschen lenken konnte – dabei machte er allerdings keine glückliche Figur.

Tor von Joshua Kimmich
APA/dpa/Federico Gambarini
Dortmund-Torhüter Bürki konnte dem Lupfer von Kimmich am Ende nur noch nachsehen

Favre reagierte zur Pause und brachte neben Emre Can auch Sancho für Thomas Delaney und Julian Brandt, doch die Bayern machten zunächst dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Bürki war bei einem flachen Schuss von Goretzka jedoch zur Stelle (54.). Vier Minuten später machte sich dann auch auf der anderen Seite Haaland erstmals seit den Anfangsminuten wieder bemerkbar, aber Boateng fälschte den Ball im Sechzehner im Liegen noch ab, ein Handspiel wurde aber auch vom Videoassistenten nicht erkannt (58.). Haaland, der letztlich farblos blieb, musste später angeschlagen vom Feld.

Dortmund erhöhte fortan den Druck, doch Alaba gab wieder den sattelfesten Abwehrchef, mit dessen Kollegen dieses Mal die Null hielt. Guerreiro per Freistoß und ein Schuss von Mahmoud Dahoud (75./81.) waren die einzigen nennenswerte Abschlüsse, die aber für Neuer auch kein Problem darstellten. Im Finish traf Lewandowski noch die Stange, zuvor wurde eine Abseitsposition geahndet. Bayern gewann somit nach dem ersten Duell auch das zweite Saisonaufeinandertreffen.

Deutsche Bundesliga, 28. Runde

Dienstag:

Dortmund – Bayern 0:1 (0:1)

Tor: Kimmich (43.)

Alaba (Bayern) spielte durch

Leverkusen – Wolfsburg 1:4 (0:1)

Tore: Baumgartlinger (85.) bzw. Pongracic (43., 75.), Arnold (64.), Steffen (67.)

Baumgartlinger und Dragovic (Leverkusen) in der 46. Minute eingewechselt, Schlager (Wolfsburg) spielte durch

Frankfurt – Freiburg 3:3 (1:1)

Tore: Silva (35.), Kamada (79.), Chandler (82.) bzw. Grifo (28.), Petersen (67.), Höler (69.)

Ilsanker spielte durch, Hinteregger (Frankfurt) in der 90. Minute ausgewechselt, Lienhart (Freiburg) in der 59. Minute eingewechselt

Bremen – Mönchengladbach 0:0

Friedl (Bremen) und Lainer (Mönchengladbach) spielten durch
Mittwoch:

Leipzig – Hertha BSC 2:2 (1:1)

Tore: Klostermann (24.), Schick (68.) bzw. Grujic (9.), Piatek (82./Elfmeter)

Gelb-Rote Karte: Halstenberg (63./Leipzig)

Sabitzer und Laimer spielten durch, Wolf (Leipzig) in der 79. Minute eingewechselt

Hoffenheim – Köln 3:1 (1:0)

Tore: Baumgartner (11., 46.), Zuber (48.) bzw. Kainz (60.)

Posch spielte durch, Baumgartner in der 77. Minute ausgewechselt, Grillitsch (Hoffenheim) in der 45. Minute ausgewechselt, Kainz (Köln) in der 56. Minute eingewechselt

Gelb-Rote Karte: Hübner (50./Hoffenheim)

Rote Karte: Bornauw (26./Köln)

Düsseldorf – Schalke 2:1 (0:0)

Tore: Hennings (63.), Karaman (68.) bzw. McKennie (53.)

Stöger spielte durch, Suttner (Düsseldorf) in der 70. Minute ausgewechselt, Schöpf spielte durch, Burgstaller in der 74. Minute ausgewechselt, Gregoritsch (Schalke) in der 74. Minute eingewechselt

Augsburg – Paderborn 0:0

Union Berlin – Mainz 1:1

Tore: Ingvartsen (33.) bzw. Baku (13.)

Gelb-Rote Karte: Andrich (43./Union)

Trimmel (Union) spielte durch, Onisiwo (Mainz) in der 63. Minute eingewechselt

Tabelle: