Der Cupfinale-Pokal
APA/Gert Eggenberger
ÖFB-Cup

Finale als Test für CoV-Maßnahmen

Mit dem Finale des Uniqa-ÖFB-Cups in Klagenfurt zwischen Red Bull Salzburg und Austria Lustenau rollt in Österreich ab Freitag (20.45 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) wieder auf professioneller Ebene der Fußball. Doch das Duell um den Pokal findet aufgrund der Coronavirus-Pandemie in ungewöhnlichem Rahmen statt und ist ein Test für die auch in der Liga geltenden Präventionsmaßnahmen. Statt Sicherheit, Fans oder Hospitality stehen die Themen Gesundheit und Abstände im Fokus.

Die fehlende Stimmung aufgrund der mehr oder weniger leeren Ränge im Wörthersee Stadion wird nur eine der Herausforderungen, denen sich die Kicker von Salzburg und Lustenau stellen müssen. Nur 200 Personen, die Spieler inkludiert, dürfen beim ersten Cupfinale im europäischen Fußball nach der Coronavirus-Pause dabei sein.

Jedem Finalisten wurde ein Kontingent von 42 Personen zugestanden, bei der Auswahl blieb allerdings kaum Spielraum. Viele dem Verein nahestehende Personen müssen daher genauso wie bei Finalspielen oft gesehene Politiker oder VIPs diesmal auf die TV-Übertragung ausweichen. Selbst der ÖFB als Finalveranstalter war bemüht, das eigene Kontingent so klein wie möglich zu halten. ÖFB-Präsident Leo Windtner, Teamchef Franco Foda, Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Generalsekretär Thomas Hollerer werden vor Ort sein.

Das leere Wörthersee-Stadion in Klagenfurt
GEPA/Daniel Götzhaber
Das Klagenfurter Stadion wird beim Cupfinale auch nicht mehr gefüllt sein als normalerweise an spielfreien Tagen

„Es ist eine andere Situation als in den vergangenen Jahren, der müssen wir uns stellen und das Beste daraus machen“, sagte Neuhold gegenüber der APA. Auf viele kleine Details müsse geachtet werden, um das von der Bundesliga und dem ÖFB mit der Regierung ausgehandelte Präventionskonzept bestmöglich umzusetzen. „Das ist definitiv eine große Herausforderung, weil es ein Endspiel ist und besondere Emotionen mit sich bringen wird“, ist sich Neuhold bewusst.

Emotionen im Griff halten

Speziell die Emotionen im Zaum zu halten wird nicht nur beim Torjubel, sondern vor allem nach Fixierung des Titelgewinns schwierig sein. „Wir werden alles Mögliche tun, dass die Abstandsregeln respektiert werden. Da werden wir in Klagenfurt auch vor und nach dem Spiel noch auf die beiden Mannschaften einwirken“, sagte Neuhold.

Salzburg war in den vergangenen neun Jahren siebenmal im Finale und holte dabei sechsmal den Titel. Lustenau kämpft hingegen im erst zweiten Finale um den ersten Triumph. „Salzburg ist da wahrscheinlich abgebrüht, aber wenn es umgekehrt ist, weiß ich nicht, ob sich dann alle im Zaum halten können. Das würde ich jetzt nicht garantieren wollen, Bewusstsein und Bemühen sind aber auch bei uns natürlich vorhanden“, verlautete Lustenaus Sportvorstand Bernd Bösch.

„Wollen Spagat schaffen“

Auf eine Siegesfeier und offizielle Pokalübergabe wird von den Organisatoren trotz der Einschränkungen jedenfalls nicht verzichtet. Der Gewinner darf den 70 Zentimeter hohen, zwölf Kilogramm schweren und aus 38 Einzelteilen handgefertigten Pokal in die Höhe stemmen. Auch die Medaillenübergabe und das Siegerfoto, alles unter Berücksichtigung der Abstandsregeln, sind geplant.

Salzburg feiert das Cupfinale 2019
GEPA/David Rodriguez
Einen jubelnden Spielerhaufen, wie hier im Vorjahr aus Salzburger Sicht, wird es heuer nach der Pokalübergabe nicht geben

„Wir wollen den Spagat schaffen zwischen einer würdigen Finalveranstaltung und der Einhaltung der aktuellen Regeln im Umgang miteinander. Das ist kein Selbstläufer, ich glaube aber, dass man mit ein Stück weit Kreativität Möglichkeiten findet“, schilderte ÖFB-Geschäftsführer Neuhold. Die Köpfe des Verbandes rauchten deshalb noch bis zum Spieltag.

Cup schauen im Autokino

Den Fans bleibt diesmal nur die Möglichkeit, aus der Ferne die Daumen zu drücken. In Salzburg kann man die Partie in der Open-Air-Fläche am Messegelände via Autokino (200 Stellplätze) verfolgen. „Besondere Situationen erfordern besondere Lösungen. Ich erhoffe mir einen Sieg unserer Mannschaft, damit in vielen Jahren noch von diesem Cuptriumph der ‚Roten Bullen‘ gesprochen wird, den man einst im Autokino miterlebt hat“, sagte Salzburgs Kaufmännischer Geschäftsführer Stephan Reiter.

In Lustenau waren verschiedene Formen von Public Viewing ebenfalls Thema – die Pläne wurden aber aufgrund der gesundheitlichen Bedenken fallengelassen. „Wir haben uns dann aber entschlossen nach Rücksprache mit der Gemeinde, es sein zu lassen, weil es einfach Risiken gibt. Wir sind einfach froh, dass wir wieder Fußball spielen dürfen, dass dieses Finale stattfindet, und möchten das nicht überstrapazieren“, erklärte Bösch.

Lustenau verkauft virtuelle Karten

Die Austria aus Lustenau startete dafür kürzlich die Pokalfinal-Challenge. Mit den Ticketeinnahmen aus drei verschiedenen Kategorien (10, 20 oder 50 Euro) werden auch zu 50 Prozent ausgewählte österreichische Amateurtraditionsvereine unterstützt. „Das Echo ist super. Wir werden jetzt zwar nicht 30.000 Karten verkaufen, aber es werden einige tausend sein“, schilderte Bösch.

Der ÖFB verzichtete auf Aktionen rund um das Endspiel. „Wir sind auch mit vielen Angeboten und Initiativen konfrontiert worden, haben aber bewusst gesagt, dass wir den Bogen nicht überspannen wollen“, so Neuhold. Man hätte damit auch vielleicht das eine oder andere falsche Signal gegeben. Neuhold: „Dann hätte es vielleicht geheißen: Jetzt wollen sie zusätzlich noch einen wirtschaftlichen Nutzen erzielen, indem sie kommerzielle Interessen vorantreiben.“