Jubel von Christoph Baumgartner (Hoffenheim)
AP/Ronald Wittek
Fußball

Baumgartner empfiehlt sich für EM

Vor einem Jahr wurde Christoph Baumgartner vom damaligen Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann noch heftig kritisiert, seit Mittwoch wird der 20-jährige Niederösterreicher beim deutschen Bundesligisten jedoch als Mann der Stunde gefeiert. Mit zwei Toren und einem Assist geigte Baumgartner für Hoffenheim gegen den 1. FC Köln am Mittwoch groß auf und gab auch eine Empfehlung in Richtung ÖFB-Teamchef Franco Foda und Platz im EM-Kader ab.

Die Hoffenheimer hatten es vor allem Baumgartners Show zu verdanken, dass ihre Serie von sieben sieglosen Spielen im eigenen Stadion in Sinsheim mit dem 3:1-Sieg gegen Köln ein Ende fand. Das deutsche Fachmagazin „kicker“ bedachte ihn mit der Note 1 und wählte den Waldviertler erstmals in die „Elf des Tages“. Baumgartner sorgte unfreiwillig auch dafür, dass Köln von der 26. Minute an zu zehnt spielte: Sebastiaan Bornauw sah nach einem üblen Tritt gegen den Mann des Abends Rot. Dazu wurde ein Treffer Baumgartners nach Videobeweis aberkannt. Vorlagengeber Munas Dabbur war im Abseits gestanden.

„Wenn man zwei Tore macht und eins auflegt, dann war es ganz okay. Schade, dass der dritte Treffer nicht auch noch gezählt hat“, sagte Baumgartner nach seiner Galavorstellung mit einem Augenzwinkern. Viel wichtiger als die eigene Statistik seien aber die drei Punkte gewesen, so der gebürtige Waldviertler. „Das war für uns alle extrem wichtig. Jetzt heißt es nach vorne schauen. Das war ein extrem wichtiger Sieg“, sagte Baumgartner, dessen Name sich Hoffenheim-Fans bis Freitag gratis auf ihre Trikots drucken dürfen.

Baumgartner glänzt bei Hoffenheim-Sieg

Hoffenheim-Legionär Christoph Baumgartner war beim 3:1-Sieg seiner Mannschaft gegen Köln für zwei Tore verantwortlich. Nun steht eine Nachberufung in das Nationalteam im Raum.

Schlampig nur privat

Mit dem Sieg über die Kölner, denen an diesem Abend auch ein Treffer von Baumgartners Landsmann Florian Kainz nicht wirklich weiterhalf, blieben die Hoffenheimer auf Tuchfühlung zu den Europacup-Plätzen. Trainer Alfred Schreuder hielt sich daher mit Lob auf seinen Matchwinner aus Niederösterreich nicht zurück. „Er hat nach jedem Spiel unglaublich Topwerte. Es ist Wahnsinn, was er läuft und arbeitet. Dann ist er intelligent, das wissen wir, und gerade 20 Jahre. Ich bin sehr glücklich mit ihm im Kader“, sagte Schreuder.

Baumgartners Mitspieler wissen ebenfalls, was sie an dem Offensivspieler haben. „Er ist einfach ein normaler Junge, anständig, ein Vollprofi. In dieser Welt normal sein, das ist das größte Kompliment, was man machen kann“, sagte Torhüter Oliver Baumann. Seine aktuell einzige Schwäche sei laut eigener Aussage eine gewisse Schlampigkeit. Die komme allerdings nur privat zum Vorschein, wo er es zum Leidwesen seiner Freundin mit dem Aufräumen nicht so genau nimmt, so Baumgartner: „Ich könnte ordentlicher sein.“

Empfehlung für Fodas Notizbuch

Auf dem Feld verlief die Karriere des von seinen Kollegen „Baumi“ gerufenen 20-Jährigen ordentlich. Die Farben von Hoffenheim trägt er seit 2017. Ein Jahr später schaffte es der 20-Jährige zu den Profis, im Mai 2019 debütierte er in der deutschen Bundesliga. Davor hatte der frühere Nachwuchsspieler des SV Horn fünf Jahre in der Akademie St. Pölten gekickt. Im BORG für Leistungssport übersprang er eine Klasse. Sein drei Jahre älterer Bruder Dominik Baumgartner ist ebenfalls Profifußballer und derzeit vom deutschen Zweitligisten VfL Bochum an den WAC verliehen.

Auch ÖFB-Teamchef Foda ist der Aufstieg Baumgartners nicht entgangen. Der Deutsche hatte den Hoffenheim-Regisseur bereits Anfang März als „interessanten Spieler“ bezeichnet, der unter Beobachtung stehe. Der 13-fache U21-Nationalspieler hätte gute Chancen gehabt, bereits in den für Ende März geplanten ÖFB-Testspielen in Wales und gegen die Türkei beim A-Team dabei zu sein. Diese waren aber wie das gesamte erste Länderspielhalbjahr der Coronavirus-Pandemie zum Opfer gefallen.

Christoph Baumgartner im U-21-Spiel Österreich gegen Griechenland 2019
GEPA/Walter Luger
Der mehrfache Nachwuchsteamspieler Baumgartner (l.) klopft mit starken Leistungen immer lauter an die Tür von Teamchef Foda an

Für die auf 2021 verschobene EM-Endrunde ist der in St. Leonhard am Hornerwald aufgewachsene Offensivmann aber in jedem Fall ein Thema. „Die Europameisterschaft war und ist ein großes Ziel von mir“, erklärte Baumgartner vor wenigen Wochen. Die durch die Pandemie bedingte Verschiebung des Turniers auf das kommende Jahr eröffnet dem Niederösterreicher eine neue Chance, auf den EM-Zug aufzuspringen. „Nun habe ich ein Jahr mehr Zeit, mich zu beweisen und in den Vordergrund zu spielen“, so Baumgartner.

Chance zur Rehabilitierung

Am Samstag treten Baumgartner und Co. beim FSV Mainz 05 an – und da hat der Österreicheer etwas gutzumachen: Im letzten Saisonspiel 2018/2019 sah er nach 41 Minuten und zwei Fouls bei seinem Startelfdebüt Gelb-Rot. Hoffenheim verlor nach einer 2:0-Führung mit 2:4 und verpasste die Europa-League-Teilnahme. Julian Nagelsmann verabschiedete sich somit auch nicht mit einem Erfolgserlebnis Richtung RB Leipzig.

Der Shootingstar unter den deutschen Trainern hielt sich damals nicht mit Kritik zurück „Eine total dämliche Gelb-Rote Karte, da nehme ich auch kein Blatt vor den Mund, das darf dir in der Bundesliga einfach nicht passieren, wenn man spielen will auf dem Niveau“, ärgerte sich Nagelsmann damals. Baumgartners Potenzial hatte aber auch der aktuelle Leipzig-Coach erkannt: „Das ist eine schöne Entwicklungschance für ihn, es ist immer gut, wenn man mal so einen Dämpfer kriegt so früh in der Karriere.“ Ein Jahr später scheint sich Nagelsmanns Theorie zu bestätigen.

Deutsche Bundesliga, 28. Runde

Mittwoch:

Hoffenheim – Köln 3:1 (1:0)

Tore: Baumgartner (11., 46.), Zuber (48.) bzw. Kainz (60.)

Posch spielte durch, Baumgartner in der 77. Minute ausgewechselt, Grillitsch (Hoffenheim) in der 46. Minute ausgewechselt, Kainz (Köln) in der 56. Minute eingewechselt

Gelb-Rote Karte: Hübner (50./Hoffenheim)

Rote Karte: Bornauw (26./Köln)

Düsseldorf – Schalke 2:1 (0:0)

Tore: Hennings (63.), Karaman (68.) bzw. McKennie (53.)

Stöger spielte durch, Suttner (Düsseldorf) in der 70. Minute ausgewechselt, Schöpf spielte durch, Burgstaller in der 74. Minute ausgewechselt, Gregoritsch (Schalke) in der 74. Minute eingewechselt

Augsburg – Paderborn 0:0

Union Berlin – Mainz 1:1

Tore: Ingvartsen (33.) bzw. Baku (13.)

Gelb-Rote Karte: Andrich (42./Union)

Trimmel (Union) spielte durch, Onisiwo (Mainz) in der 63. Minute eingewechselt

Leipzig – Hertha BSC 2:2 (1:1)

Tore: Klostermann (24.), Schick (68.) bzw. Grujic (9.), Piatek (82./Elfmeter)

Gelb-Rote Karte: Halstenberg (63./Leipzig)

Sabitzer und Laimer spielten durch, Wolf (Leipzig) in der 79. Minute eingewechselt

Dienstag:

Dortmund – Bayern 0:1 (0:1)

Tor: Kimmich (43.)

Alaba (Bayern) spielte durch

Leverkusen – Wolfsburg 1:4 (0:1)

Tore: Baumgartlinger (85.) bzw. Pongracic (43., 75.), Arnold (64.), Steffen (67.)

Baumgartlinger und Dragovic (Leverkusen) in der 46. Minute eingewechselt, Schlager (Wolfsburg) spielte durch

Frankfurt – Freiburg 3:3 (1:1)

Tore: Silva (35.), Kamada (79.), Chandler (82.) bzw. Grifo (28.), Petersen (67.), Höler (69.)

Ilsanker spielte durch, Hinteregger (Frankfurt) in der 90. Minute ausgewechselt, Lienhart (Freiburg) in der 59. Minute eingewechselt

Bremen – Mönchengladbach 0:0

Friedl (Bremen) und Lainer (Mönchengladbach) spielten durch

Tabelle: