Dominik Szoboszlai brachte bei der speziellen Premiere den haushohen Favoriten per Freistoß in Führung (19.), zwei Minuten später sorgte ein Eigentor von Dominik Stumberger früh für klare Verhältnisse (21.). Noah Okafor (53.), Majeed Ashimeru (65.) und Sekou Koita (79.) erhöhten nach der Pause, bei allen Gegentoren wirkte die Lustenauer Defensive um Ersatztormann Florian Eres unglücklich.
Während die Vorarlberger auch ihr zweites Cupendspiel verloren (2011 mit 0:2 gegen SV Ried, Anm.) verteidigte Salzburg nicht nur den Titel, sondern krönte sich zum insgesamt siebenten Mal zum Cupsieger und zog mit dem FC Tirol gleich – nur noch Rapid (14) und die Austria (27) liegen voran. In den vergangenen sechs Jahren holte der Serienmeister nur 2018 nicht den Titel. Am Mittwoch geht es für den neuen Tabellenführer der Bundesliga dann auch in der Meisterschaft mit dem Heimspiel gegen Rapid Wien weiter (3. Juni, 20.30 Uhr, live in ORF1).
Szoboszlai trifft per Freistoß
Dominik Szoboszlai zirkelt einen Freistoß zur 1:0-Führung für Salzburg in den Winkel.
Europäische Premiere weltweit ausgestrahlt
Zweieinhalb Monate nach dem 0:5 des LASK im Hinspiel des Achtelfinales in der UEFA Europa League gegen Manchester United wurde mit dem 85. Cupfinale die Fußballpause in Österreich endgültig beendet. Die Bilder der TV-Übertragung durch den ORF gingen im wahrsten Sinne des Wortes um die Welt: Die erste Titelentscheidung auf europäischem Boden nach der Coronavirus-Pause wurde in 46 Ländern gezeigt, unter anderen in den USA und auch Australien.
Im Stadion selbst waren nur 200 Personen erlaubt, Zuschauer durften wie schon am 12. März im Linzer Stadion keine dabei sein, doch dieses Mal griffen auch erstmals die CoV-Maßnahmen wie das getrennte Betreten des Spielfeldes und das Abstandhalten auf der Ersatzbank. Die Nationalhymne wurde eingespielt, dabei standen die Spieler über das gesamte Feld verteilt. Die Ballbetreuer desinfizierten die Spielgeräte, und gejubelt wurde während und danach auf Distanz.
„Wir sind Favorit“, hatte Salzburg-Trainer Jesse Marsch vor dem Finale gegen den Außenseiter aus Lustenau, das mit 28 Tagen Verspätung über die Bühne ging, betont und die Partie zu einem „Must-win-Game“ erklärt. Der US-Coach musste Enock Mwepu (gesperrt) sowie Rasmus Kristensen und Masaya Okugawa (beide verletzt) vorgeben und setzte in der Offensive auch auf Okafor, den mit 11,2 Millionen Euro teuersten Neuzugang der Ligageschichte. Bei Lustenau fehlte Stammtormann Domenik Schierl mit einer Gelbsperre, Trainer Roman Mählich vertraute Eres, dessen zweites Spiel für die Austria ein Endspiel war.
Die Anfangsphase gestaltete sich durchaus intensiv und offen, beide Teams brachten ihre Freude über den Neustart auf den Platz und gingen lautstark zu Werke, was in einem leeren Stadion naturgemäß besonders auffällt. Zunächst ging Lustenau auch noch mit der notwendigen Aggressivität ans Werk, doch Salzburg sollte sich nur wenige Minuten vom Außenseiter etwas beeindrucken lassen.
Salzburger Doppelschlag
Nach rund zehn Minuten übernahm der Favorit das Kommando und näherte sich der Führung sukzessive. Erst beförderte Andre Ramalho einen Kopfball nach Ecke auf das Tor (10.). Danach prüfte Hwang Hee Chan Goalie Eres per Schuss (11.) und ging ein Kopfball von Patson Daka knapp am Tor vorbei (12.), ehe Alexander Ranacher bei einem flach ausgeführten Freistoß von Zlatko Junuzovic im Zurücklaufen aus der Mauer klärte (16.).
Der nächste ruhende Ball sollte aber zum gewünschten Erfolg führen: Links neben dem Strafraum schnappte sich Szoboszlai den Ball und lenkte ihn ins lange Kreuzeck. Der 21-jährige Eres kam zwar noch an das Leder, konnte den vermeidbaren Treffer aber nicht verhindern (19.). Deutlich unglücklicher wirkte Eres zwei Minuten später: Nach seinem Fehlpass brachte Hwang den Ball vor das Tor, wo Eres per Fußabwehr Teamkollegen Stumberger traf – das Leder kullerte ins Netz (21.).
Salzburg profitiert von Lustenau-Eigentor
Dominik Stumberger ist der Pechvogel: Er befördert eine Hereingabe von Hwang Hee Chan ins eigene Tor – 2:0 für Salzburg.
Der Salzburger Doppelschlag sorgte früh für eine Vorentscheidung, weil er auch die Moral der Vorarlberger naturgemäß einbrechen ließ. Der Titelverteidiger beschäftigte die Lustenauer fortan weiter in deren Hälfte, Nadelstiche des Underdogs verliefen ohne jegliche Gefahr. Die Salzburger setzten weiter nach, es blieb aber beim 2:0 zur Halbzeit.
Salzburg legt in Hälfte zwei nach
Acht Minuten nach der Pause baute man die Führung aus: Salzburg eroberte durch sein berüchtigtes Pressing den Ball, Szoboszlai bediente link Okafor, der alleingelassen per Halbvolley den Ball im Eck unterbrachte. Wiederum war Eres dran, doch der 20-jährige Schweizer durfte sich im fünften Spiel für Salzburg über sein erstes Tor freuen (53.). Szoboszlai vergab das 4:0 nach einer schönen Kombination, der ungarische Teamspieler traf den Ball aber nicht gut genug (58.).
Okafor erhöht für Salzburg
Noah Okafor kommt alleinstehend zum Abschluss und zieht volley ab – die Vorentscheidung für den Favoriten.
Ronivaldo an die Latte
Lustenaus Stürmerstar Ronivaldo, mit sieben Treffern schließlich der Torschützenkönig des Bewerbes, meldete sich nach rund einer Stunde das einzige Mal an, das aber sehenswert: Aus rund 20 Metern nahm sich der Brasilianer ein Herz und hämmerte den Ball an die Latte (63.). Tore waren an diesem Abend nur Salzburg vergönnt: Majeed Ashimeru schloss aus 18 Metern halb rechts ab, und den von Sebastian Feyrer leicht verdeckten Schuss konnte Eres wieder nur ins Tor lenken (65.).
Lattenkracher von Ronivaldo
Salzburg egalisierte schließlich seinen höchsten Finalsieg (2016 gegen Admira, Anm.) durch einen weiteren Slapstick-Treffer (79.): Nach einer Hereingabe von „Joker“ Karim Adeyemi klärte der eingewechselte Bojan Avramovic via Sekou Koita, der ebenfalls nicht der Startelf angehörte, ins Tor. Schaler Beigeschmack: Koita beförderte den Ball aus kurzer Distanz mit der Hand ins Gehäuse. Die Videoassistenten gibt es in Österreich aber erst frühstens im kommenden Jahr.
Koita trifft mit der Hand ins Tor
Sekou Koita befördert Ball mit der Hand ins Tor – 5:0.
Weitere Premiere als Schlusspunkt
Eine heimische Premiere gab es dann aber doch noch: In der 86. Minute kam Patrick Farkas, vergangenes Jahr noch Torschütze im Finale gegen Rapid (2:0), als fünfter Wechselspieler einer Mannschaft auf das Feld. Der Schlusspunkt eines weniger sportlich als vom Umfeld her außergewöhnlichen Neustarts im österreichischen Fußball.
Uniqa-ÖFB-Cup, Finale
Freitag:
Red Bull Salzburg – Austria Lustenau 5:0 (2:0)
Klagenfurt, Wörthersee Stadion, keine Zuschauer erlaubt (wegen Coronavirus-Pandemie), SR Muckenhammer
Torfolge:
1:0 Szoboszlai (19./Freistoß)
2:0 D. Stumberger (21./Eigentor)
3:0 Okafor (53.)
4:0 Ashimeru (65.)
5:0 Koita (79.)
Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber (78./Onguene), Ulmer (86./Farkas) – Okafor, Ashimeru, Junuzovic (68./Bernede), Szoboszlai – Daka (78./Adeyemi), Hwang (68. Koita)
Lustenau: Eres – Lageder, Feyrer, D. Stumberger, Schilling (75./Avramovic) – Tiefenbach (55./Katnik), Freitag – Mayer (55./Wallace), Grabher (62./Steinwender), Ranacher – Ronivaldo
Gelbe Karten: Vallci bzw. Tiefenbach, Freitag