Colin Kaepernick und Eric Reid während der Hymne 2016
AP/Marcio Jose Sanchez
Chronik

Rassismusdebatte: NFL räumt Fehler ein

Am Donnerstag (Ortszeit) hatten die afroamerikanischen Stars der National Football League (NFL) ein klares Bekenntnis der Liga gegen Rassismus und Polizeigewalt gefordert. Einen Tag nach dem Video von Patrick Mahomes und Co. veröffentlichte NFL-Commissioner Roger Goodell die erhoffte klare Botschaft und gestand auch Fehler im Umgang mit dem Thema ein.

Goodell fand in seiner Videobotschaft die erwarteten klaren Worte und ging mit seiner Botschaft einen großen Schritt auf die mehrheitlich schwarzen Spieler in der NFL zu. Der NFL-Commissioner verwendete in seinem rund 80 Sekunden langen Clip fast genau jene Worte, die die Spieler wenige Stunden zuvor gefordert hatten.

„Wir, die National Football League, verurteilen Rassismus und die systematische Unterdrückung schwarzer Menschen“, sagte Goodell. Der NFL-Boss gab auch zu, das Thema zu lange nicht ernst genommen zu haben: „Wir, die National Football League, geben zu, dass es falsch war, nicht schon früher auf die NFL-Spieler gehört zu haben und ermutigen alle, sich zu äußern und friedlich zu protestieren. Wir, die National Football League, glauben, dass schwarze Leben wichtig sind“, so Goodell.

Der von den 32 Teambesitzern gewählte Vorsitzende der umsatzstärksten Sportliga der Welt betonte, er persönlich protestiere mit und wolle Teil des dringend notwendigen Wandels in den USA sein. Ohne schwarze Spieler gebe es die NFL nicht. Goodell kündigte an, sich mit den Spielern in Verbindung zu setzen, um zu erfragen, wie die NFL sich verbessern könne.

„Wie oft müssen wir euch bitten?“

Neben Quarterback Mahomes von Super-Bowl-Sieger Kansas City Chiefs hatten u. a. Stars wie die Receiver Odell Beckham Jr. von den Cleveland Browns und Davante Adams von den Green Bay Packers sowie Spielmacher Deshaun Watson von den Houston Texans dieses Eingeständnis der Liga gefordert. In einem emotionalen Video hatten sie gefragt: „Wie oft müssen wir euch bitten, auf eure Spieler zu hören? Was muss dafür passieren? Muss erst einer von uns durch Polizeibrutalität getötet werden?“

Auslöser für das starke Signal der Football-Spieler waren die anhaltenden Demonstrationen wegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in allen Bundesstaaten der USA. Der 46-jährige George Floyd war vergangene Woche in Minneapolis von einem weißen Polizisten so lange mit dem Knie im Nacken zu Boden gedrückt worden, bis er starb. Seither protestieren Menschen im ganzen Land gegen Rassismus.

Colin Kaepernick und Eli Harold knieen während der Hymne 2016
AP/John Bazemore
Kaepernick (Mi.) begann vor vier Jahren damit, seinem Protest bei der US-Hymne Ausdruck zu verleihen

Aufregung um Brees

Schon 2016 hatte der damalige Quarterback der San Francisco 45ers, Colin Kaepernick, durch Hinknien während der Nationalhymne versucht, auf das Problem der Polizeigewalt gegen Afroamerikaner aufmerksam zu machen. Darauf angesprochen, was er von ähnlichen Protesten in der kommenden Saison halten würde, hatte Quarterback Drew Brees von den New Orleans Saints zunächst für Wut und Enttäuschung gesorgt, weil er das als respektloses Verhalten gegenüber der Flagge bezeichnete.

Nach emotionalen und enttäuschten Reaktionen von Mitspielern und zahlreichen Sportpromis entschuldigte er sich erst schriftlich und dann noch in einem Video. „Ich möchte, dass ihr in meinen Augen seht, wie leid mir das tut“, sagte Brees. „Ich weiß, dass das viele Menschen verletzt hat.“ Es tue ihm leid. „Ich werde es besser machen. Ich bin Teil der Lösung, und ich bin euer Verbündeter“, sagte Brees.

Trump versteht Entschuldigung nicht

Diese Entschuldigung kam wiederum bei US-Präsident Donald Trump nicht gut an. „Ich denke, er ist wirklich einer der größten Quarterbacks, aber er hätte seine ursprüngliche Haltung über das Ehren unserer wunderschönen amerikanischen Flagge nicht zurücknehmen sollen“, twitterte Trump am Freitag (Ortszeit) und fügte hinzu: „Wir sollten dabei aufrecht stehen, idealerweise salutieren oder die Hand aufs Herz legen. Es gibt andere Dinge, gegen die man protestieren kann, aber nicht gegen unsere großartige amerikanische Flagge – UND KEIN KNIEN.“

Brees stellte sich in seiner Reaktion nun bewusst gegen den Präsidenten. „Wir können die Flagge nicht mehr länger dazu benutzen, die Menschen abzuweisen oder sie von den wirklichen Problemen abzulenken, mit denen unsere schwarzen Gemeinschaften konfrontiert sind“, richtete der mit 547 Touchdownpässen NFL-Rekordhalter Trump, der in der Diskussion um den Kniefall bei der Hymne Spieler schon mal als „Hurensöhne“ beschimpfte, aus.