Bei der Abfahrt aus dem Weserstadion kam kurz vor Mitternacht keine Meisterstimmung auf. Lediglich rund 20 Schaulustige warteten vor dem Mannschaftsbus des neuen und alten deutschen Meisters, als Spieler, Trainer und Betreuer mit Masken einstiegen und in Richtung des Bremer Atlantic-Hotels davonfuhren.
Einzig Bayern-Urgestein Thomas Müller, der nun wie Alaba bei der Spielerrekordmarke von neun deutschen Meistertiteln hält, stimmte ein kurzes Liedchen mit den Fans an. „Wir mussten hart kämpfen. Aber das beschreibt so ein bisschen die Moral der Mannschaft, unabhängig von der Qualität der Truppe, das ist enorm“, sagte Müller.
Umschwung durch Flick
Ein wenig gefeiert wurde der achte Meistertitel en suite erst im Hotel. „Es ist einfach Freude pur. Ich bin stolz, was die Mannschaft geleistet hat. Zuletzt war auch der Wille entscheidend, Spiele zu gewinnen. Diese Mentalität war stark. Deshalb sind wir alle sehr stolz“, betonte Flick. Der 55-Jährige hatte im November 2019 den glücklosen Double-Gewinner Niko Kovac abgelöst und die kurzzeitig schwächelnden Bayern wieder zu einer Meistermannschaft geformt.
„Als Hansi das Ruder übernommen hat, hat er das Schiff sehr schnell wieder auf Fahrt gebracht“, lobte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Dienstagabend den einstigen Assistenten von Deutschlands Teamchef Joachim Löw. Dieser hätte sich nur allzu gerne mit Bierduschen feiern lassen. „Ich hätte das Weißbier gerne in Kauf genommen. Natürlich ist man dann nicht erfreut, aber die Spieler hätten es dann auch verdient gehabt, mir eine zu verpassen“, versicherte Flick.
Zwei Runden vor Saisonschluss liegt sein Team uneinholbar auf Platz eins der Tabelle und will nach dem Heimspiel gegen den SC Freiburg am kommenden Samstag zumindest ein bisschen im heimischen Stadion feiern – allerdings ohne Familien und nur im ganz kleinen Kreis, wie Rummenigge nach der Partie in Bremen verriet. Die Meisterschale gibt es ohnehin erst nach der 34. und letzten Runde beim Auswärtsspiel in Wolfsburg.
„Haben den ersten Schritt gemacht“
Doch schon jetzt gilt die Konzentration von Flick und seinem Team zwei weiteren Zielen: dem DFB-Pokal-Finale am 4. Juli gegen Bayer Leverkusen und der Champions League, die vermutlich als Finalturnier in Lissabon stattfindet. Alaba und die Bayern wollen also das wiederholen, was sie bisher nur 2013 geschafft haben – das Triple.
„Die Ziele sind immer hoch. Wir haben den ersten Schritt gemacht. Wir haben noch den Pokal, das nächste Ziel“, sagte Flick und betonte: „Die Champions League kann man nicht planen. Es wird immer nur ein Spiel sein. Da müssen wir auf dem Punkt topfit sein.“ Der Bayern-Coach wünscht sich zudem eine baldige Rückkehr zur Normalität: „Hoffentlich bleibt das die einzige Saison, die so gespielt wird. Ich hoffe, dass die Fans wieder ins Stadion dürfen. Man hat sich irgendwie dran gewöhnt, aber es ist nicht das, was wir wollen.“
Deutsche Bundesliga, 32. Runde
Mittwoch:
Frankfurt – Schalke 2:1 (1:0)
Tore: Silva (28.), Abraham (50.) bzw. McKennie (59.)
Frankfurt: Ilsanker in der 69. Minute für Hinteregger ausgetauscht
Schalke: Schöpf spielte durch, Gregoritsch ab der 59. Minute
Dortmund – Mainz 20.30 Uhr
Leipzig – Düsseldorf 20.30 Uhr
Leverkusen – Köln 20.30 Uhr
Augsburg – Hoffenheim 20.30 Uhr
Dienstag:
Bremen – Bayern 0:1 (0:1)
Tor: Lewandowski (43.)
Gelb-rot: Davies (79./Bayern)
Bremen: Friedl spielte durch
Bayern: Alaba spielte durch
Freiburg – Hertha 2:1 (0:0)
Tore: Grifo (61.), Petersen (71.) bzw. Ibisevic (66./Elfmeter)
Freiburg: Lienhart spielte durch
Union Berlin – Paderborn 1:0 (1:0)
Tor: Zolinski (27.)
Union: Trimmel spielte durch
Mönchengladbach – Wolfsburg 3:0 (2:0)
Tore: Hofmann (10., 30.), Stindl (65.)
Mönchengladbach: Lainer spielte durch
Wolfsburg: Schlager spielte durch, Pervan auf der Bank