Srdjan Grahovac (Rapid) gegen Noah Okafor (RBS)
APA/Herbert Neubauer
Bundesliga

Salzburg wirft Rapid aus Titelrennen

Red Bull Salzburg hat am Mittwoch zum Abschluss der 29. Runde der tipico-Bundesliga eine Hand an den Meisterteller gelegt. Die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch entschied den Schlager der Meistergruppe bei Rapid Wien klar mit 7:2 (4:1) für sich und warf damit die Hütteldorfer praktisch aus dem Meisterrennen. Rapid ging zwar in Führung, wurde aber letztendlich von der Salzburger Offensivmaschine gnadenlos niedergewalzt.

Ercan Kara hatte Rapid in der 19. Minute zwar in Führung gebracht, doch Noah Okafor (22.) gelang – allerdings mit einem umstrittenen Treffer – fast postwendend der Ausgleich. Enock Mwepu (30.), Dominik Szoboszlai (39.) und Albert Vallci (44.) sorgten noch vor der Pause für klare Verhältnisse. In der zweiten Hälfte besiegelten Andre Ramalho (60.), Zlatko Junuzovic mit einem Traumtor (65.) und Hwang Hee Chan (79./Elfmeter) die höchste Saisonpleite der Mannen von Trainer Dietmar Kühbauer. Taxiarchis Fountas gelang in der Nachspielzeit noch etwas Ergebniskosmetik (90.+2).

Die „Bullen“ sind damit zumindest von Rapid nur mehr theoretisch von der Spitze zu verdrängen. Der Serienmeister, der seinen siebenten Titel in Folge jagt, liegt drei Runden vor Schluss bereits neun Punkte vor Rapid, hat aber nach 29 Runden mit plus 67 gegenüber plus 20 das um Längen bessere Torverhältnis.

Jubelnde RBS-Spieler
GEPA/Philipp Brem
Die Salzburger rückten mit dem Schützenfest dem Meistertitel ganz nahe

Die Wiener, die seit der Einführung der Bundesliga 1974 noch nie sieben Tore in einem Spiel kassiert hatten, rutschten durch die Abfuhr auch hinter den LASK zurück. Die Linzer sind – auch nach der Verringerung des Punkteabzugs auf vier Zähler – nun mit acht Punkten erster Salzburg-Verfolger und haben auch im Kampf um den Platz in der Champions-League-Qualifikation die besseren Karten.

Fountas nur als „Joker“

Der dichte Spielplan und die damit eingehenden Blessuren hatten auch vor dem Schlager für viele personelle Rochaden gesorgt. Bei Rapid etwa saß diesmal der 17-jährige Yusuf Demir, der beim 0:1 gegen Hartberg noch debütiert und einige Chancen vernebelt hatte, nur auf der Bank. Gleich daneben saß auch Rapids aktuell heißester Offensivtrumpf Fountas. Die Wade des Griechen hatte sich zwar so weit erholt, doch einen Einsatz von Beginn an wollte Trainer Kühbauer dann doch nicht riskieren. Kelvin Arase war wegen seiner Gehirnerschütterung hingegen nicht einmal als „Joker“ ein Thema.

Auch Salzburg-Coach Marsch rotierte kräftig. Gleich vier neue Akteure schrieb der Amerikaner im Vergleich zum 2:2 zuletzt gegen Wolfsberg auf den Spielbericht. So kehrten etwa Vallci und Andre Ramalho in die Anfangsformation zurück. Was diesmal auch nicht zu sehen war, war ein geschmackloses Plakat vor dem „Block West“. Nach der Aufregung der letzten Tage hatten die Verantwortlichen jede fragwürdige Aktion im Ansatz unterbunden. Die Rapid-Anhänger mussten sich im Stillen über das „Geisterspiel“ ärgern.

Rapid nutzt Umfaller

Fast hätten sich alle grün-weißen Sympathisanten auch über einen Salzburger Blitzstart ärgern müssen. Denn bereits nach zwei Minuten wuchtete Enock Mwepu den Ball an die Stange – allerdings auch aus Abseitsposition. Zu Beginn schien es, als würden die Salzburger Rapid ähnlich überrollen wie schon Hartberg und Sturm. Doch die ebenfalls an vier Positionen veränderten Hütteldorfer hielten dem Anfangsdruck nicht nur stand, sondern hielten letztendlich auch mit dem Tempo der Gäste mit.

Vor allem mit schnellen Kontern knackte Rapid die Salzburger Abwehr. Koya Kitagawa vergab zwei Topchancen: Einmal wurde der Winkel zu spitz (9.), dann stand Mwepu dem Torerfolg im Weg (14.). Und trotzdem gingen die Hausherren in Führung. Es war aber keine ausgeklügelte Offensivaktion, sondern ein Ausrutscher, der für Jubel in Grün-Weiß sorgte. Mwepu fiel nach einer missglückten Abwehraktion auf den Hosenboden. Kara nutzte die Gunst der Stunde und schob das Leder an Cican Stankovic vorbei ins Salzburger Tor (19.). In der Blitztabelle lag Rapid mit einem Schlag nur noch drei Punkte hinter Salzburg.

19. Minute: Kara netzt zur Führung für Rapid

Nach eklatantem Abwehrfehler steht Ercan Kara alleine vor dem Salzburger Tor und lässt sich diese Chance nicht entgehen: 1:0 für Rapid.

Salzburg dreht Partie

Doch diese Momentaufnahme war keine drei Minuten später ein Fall für das Archiv. Okafor traf zum 1:1 (22.), nachdem die grün-weiße Abwehr nicht aufgepasst hatte und Tobias Knoflach den wild umherspringenden Ball alleine gegen gleich drei Salzburger letztendlich nicht von seinem Tor fernhalten konnte. Das Tor hatte aber einen Schönheitsfehler: Daka, der via Stangenschuss den Assist zu Okafors Tor geleistet hatte, war klar im Abseits gestanden, nachdem Mwepu einen Schuss von Szoboszlai Richtung Tor abgelenkt hatte. Doch Schiedsrichter Manuel Schüttengruber blieb in Ermangelung des Videobeweises bei seiner Entscheidung.

Der Ausgleich oder besser die übersehene Abseitsstellung Dakas brachte die Hütteldorfer sichtlich aus dem Konzept. Die Fehlpässe häuften sich, der Salzburger Druck erhöhte sich. Und so wie gegen Hartberg erwies sich ein Fehlpass für Rapid als fatal. Nach einem missglückten Zuspiel der Hausherren schalteten die Salzburger blitzschnell um, ausgerechnet Daka verlängerte den Ball per Kopf weiter, und es stand 2:1 für Salzburg (30.). Torschütze? Richtig: Mwepu, der seinen Umfaller vor dem Rapid-Tor ausbügeln konnte und damit an den ersten drei Toren direkt oder indirekt beteiligt war.

22. Minute: Okafor gleicht postwendend für Salzburg aus

Nach einer Ecke geht der Ball an die Stange. Noah Okafor reagiert blitzschnell und trifft zum Ausgleich für Salzburg.

Die Salzburger hatten nun die Initiative klar auf ihrer Seite. Bei Rapid war man mehr damit beschäftigt, den Schiedsrichter zu kritisieren. Filip Stojkovic und Fountas sahen als Ersatzspieler Gelb. Salzburg sagte Danke und nutzte die grün-weißen Konzentrationsschwächen zur Vorentscheidung. Zuerst unterstrich Szoboszlai seine Topform mit dem Treffer zum 3:1 (39.), kurz vor der Pause köpfelte Vallci gar das 4:1 (44.). Der Pausenpfiff kam für die gebeutelten Rapidler keine Sekunde zu früh.

Junuzovic setzt Kirsche auf Kuchen

In der zweiten Hälfte ging es für Rapid nur noch um Schadensbegrenzung. Daran, dass sich die Salzburger so wie am Sonntag gegen den WAC noch einmal die Butter vom Brot nehmen lassen würden, schien niemand mehr zu glauben. Spätestens in der 60. Minute war auch der letzte Strohhalm aus grün-weißer Sicht dahin. Nach einem Eckball des neuerlich groß aufspielenden Szoboszlai hüpfte der Ball mehrmals abgefälscht durch den Rapid-Strafraum. Ramalho schien als letzter Spieler drangewesen zu sein und bekam den Treffer zugeschrieben.

65. Minute: Junuzovic-Traumtor zum 6:1

Mit einem Traumtor erhöht Zlatko Junuzovic die Führung seiner Salzburger auf 6:1 – er zieht nach einer Ecke volley ab und trifft via Latte ins Tor.

Damit war man aus Salzburger Sicht aber noch nicht zufrieden. Speziell Junuzovic hatte angesichts des klaren Spielstands noch ein spezielles Schmankerl parat: Der langjährige Teamspieler nahm den Ball nach einem weiten Eckstoß außerhalb des Strafraums volley und hämmerte ihn via Latte in den Kasten – die sprichwörtliche Kirsche auf dem Kuchen (65.). Rapid löste sich nun endgültig in seine Bestandteile auf. Der eingewechselte Hwang legte vom Elfmeterpunkt noch den siebenten Salzburger Treffer drauf (79.), ehe auch der eingewechselte Fountas sein Torkonto noch auf 18 erhöhen und für Ergebniskosmetik sorgen durfte (90.+2).

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Kühbauer (Trainer Rapid): „Wenn man 1:0 in Führung geht, ist das nicht schlecht. Aber es hat leider nicht lange gehalten. Nach dem 1:2 haben wir dermaßen Probleme vor allem bei ruhenden Bällen bekommen, so kommt ein Resultat zustande, das wehtut. Das 1:1 war in dieser Phase sehr schlecht. Sie haben eben eine Riesenqualität, das muss man anerkennen. Aber wir haben uns dann vor allem bei ruhenden Bällen wirklich nicht gut angestellt. Wir haben jetzt noch drei Runden vor uns. Wir haben eine gute Saison gespielt, wenn wir das heutige Spiel rausnehmen wollen. Wir wollen noch performen und haben noch drei Spiele.“

Jesse Marsch (Trainer Salzburg): „Die Antwort nach dem Gegentor war alles für uns heute Abend. Das hat viel zu tun mit Mentalität, (…) es war ein Wahnsinn. Ich denke, es war auch ein Fehler von mir, dass wir (zu Beginn) mit einer Dreierkette mit Enock (Mwepu, Anm.) gespielt haben. Am Ende haben die Jungs mit Selbstvertrauen und Aggressivität so gut gespielt. Es war ein wichtiger Sieg für uns, aber wir sind noch nicht fertig.“

Zum 1:1, das Abseits war: „Ich denke, wir brauchen Videobeweise. Es ist immer ein Vorteil für einen Schiedsrichter, wenn er ein Video sehen kann. Dann hätten wir heute kein falsches Tor gehabt, das ist wichtig.“

Tipico-Bundesliga, 29. Runde

Mittwoch:

Rapid – Salzburg 2:7 (1:4)

Wien, Allianz Stadion, SR Schüttengruber

Torfolge:
1:0 Kara (19.)
1:1 Okafor (22.)
1:2 Mwepu (30.)
1:3 Szoboszlai (39.)
1:4 Vallci (39.)
1:5 Ramalho (60.)
1:6 Junuzovic (65.)
1:7 Wang (79./Elfmeter)
2:7 Fountas (92.)

Rapid: Knoflach – Stojkovic, Ljubicic, Greiml – Auer, Velimirovic (46./Schick), Grahovac, Ullmann (62./Demir) – Schwab (46./Fountas) – Kara, Kitagawa (46./Petrovic)

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho (69./Adeyemi), Wöber (46./Onguene), Ulmer (63./Farkas) – Mwepu, Camara, Junuzovic, Szoboszlai (69./Okugawa) – Daka (63./Hwang), Okafor

Gelbe Karten: Stojkovic, Fountas, Kara, Schick bzw. Vallci, Ramalho

Die Besten: Keine bzw. Szoboszlai, Daka, Junuzovic, Okafor, Camara, Ulmer