Andreas Ulmer (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Bundesliga

Salzburg zündete Turbo zum Titel

Red Bull Salzburg ist seit Sonntag zum siebenten Mal in Serie heimischer Fußballmeister. Der elfte Meistertitel der 15-jährigen Red-Bull-Ära zeigt einmal mehr, wie rund die „Meistermaschine“ der Salzburger läuft. Auch die Coronavirus-Krise und ein lange gefährlicher LASK samt juristischer Querelen konnten daran nichts ändern.

Selbst ein zum wiederholten Male starker personeller Aderlass konnte Salzburg nicht außer Tritt bringen. Der Kader des Sommers 2019 erinnerte nur noch in Fragmenten an die Europa-League-Helden der vorangegangen zwei Jahre. Mit Xaver Schlager, Munas Dabbur, Hannes Wolf, Stefan Lainer, Fredrik Gulbrandsen und Diadie Samassekou waren sechs Stammspieler abhandengekommen.

Dazu der Abgang von Erfolgscoach Marco Rose. Wenig überraschend daher, dass so manche Beobachter der heimischen Liga den aufstrebenden Vizemeister LASK als ernsthaften Konkurrenten ausmachten. Dank der bestens eingeübten Mechanismen auf allen Vereinsebenen gelang es Neo-Trainer Jesse Marsch mit nur zwei „echten“ Zugängen (Maximilian Wöber und Rasmus Kristensen) aber, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen.

Salzburg fixiert nächsten Meistertitel

Die längste Erfolgsära im österreichischen Fußball geht weiter: Red Bull Salzburg ist zum siebenten Mal in Serie Meister.

Starker Herbst, holpriger Frühjahrsstart

„Wir haben ein blindes, hundertprozentiges Vertrauen zueinander“, formulierte es Defensivroutinier Andre Ramalho, der am Sonntag den entscheidenden 3:0-Heimerfolg über TSV Prolactal Hartberg mit einem Kopftor knapp vor der Pause einleitete. Dazu kam die explosionsartige Entwicklung von Goalgetter Erling Haaland, der bis zu seinem Abgang im Winter in der Liga 16-mal und in der Champions League achtmal traf.

Auch dank des Norwegers geriet die erstmalige Teilnahme an der „Königsklasse“, sichergestellt durch den Fixplatz für Österreichs Meister, zum Spektakel, das den respektablen dritten Platz in einer Gruppe mit Titelverteidiger Liverpool, SSC Napoli und KRC Genk brachte.

Doch nach dem heißen Herbst misslang der Start ins Frühjahr. In der Winterpause hatten Haaland und Offensivkraft Takumi Minamino den Club Richtung Borussia Dortmund bzw. Liverpool verlassen, dazu kam das doch unerwartete Aus in der Europa League gegen Eintracht Frankfurt. Der LASK hingegen spielte weiter unbeeindruckt auf höchstem Niveau und übernahm gleich zum Frühjahrsauftakt die Tabellenspitze. Am Ende des Grunddurchgangs lagen die „Bullen“ plötzlich sechs Zähler hinter dem LASK – die dank Punktehalbierung immerhin auf drei schmolzen.

„Kurz vor dem Speiben“

Doch dann kam die durch die Coronavirus-Pandemie notwendig Unterbrechung der Meisterschaft. In dieser Auszeit wurde in Salzburg aber auch hinter den Kulissen eifrig an einer Fortsetzung der Liga gearbeitet. Der LASK schwächte sich mit seinem Trainingsverstoß selbst, bekam vorläufig sechs Punkte abgezogen und vergeigte den Neustart mit nur einem Zähler aus den ersten drei Partien völlig.

Die „Bullen“ hingegen schnappten sich zuerst den Cuptitel, zündeten den Turbo und standen am Ende einmal mehr ganz oben. „Wir sind ein verdienter Meister“, meinte Verteidiger Wöber nach dem Erfolg über Hartberg und verriet auch, warum Salzburg von den letzten acht Spielen sechs gewinnen konnte: „Der Trainer hat uns in der Corona-Pause extrem geschunden, wir hatten ein extrem arges Heimtraining. Beim Gruppentrainingsstart hatten wir keinen Tag, an dem wir nicht kurz vorm Speiben waren. Deshalb waren wir extrem froh, als es losgegangen ist.“

Kein Ende in Sicht

Dass sich an der Vormachtstellung Salzburgs 2020/21 etwas ändert, ist nur schwer denkbar. Zu stark sind Salzburgs Fundamente inzwischen. Allein an UEFA-Prämien hat man rund 35 Mio. Euro eingenommen, die Verkäufe von Haaland und Co. spülten weitere rund 115 Mio. in die Kassa. Angesichts dessen leistete man sich in der abgelaufenen Saison sogar Transfers von Wöber (Sommer) und Noah Okafor (Winter), die mit kolportierten Summen von rund 10 bzw. 11 Mio. Euro historische Ligahöchstwerte markierten.

Dank der CL-Premiere ist auch die Angst vorm „Fluch“ verflogen. Im Quali-Play-off wird Salzburg zudem wohl gesetzt sein. Mit welchen Kickern die Mission „Königsklasse“ in Angriff genommen wird, bleibt abzuwarten. So werden etwa die Namen von Dominik Szoboszlai, Hwang Hee-Chan oder Patson Daka an der Transfergerüchtebörse hoch gehandelt. Angst – das zeigt der Rückblick – brauchen die Fans deshalb keine haben. Die nächsten Salzburger Rohdiamanten mit Glanzgarantie stehen schon bereit.