Jesse Marsch (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Bundesliga

Salzburg richtet Blick wieder auf Europa

Das Bild war ungewohnt, der Umstand vertraut: Salzburgs Kicker feierten Sonntagabend nach einem 3:0 über TSV Prolactal Hartberg den siebenten Meistertitel in Folge – im eigenen Stadion vor leeren Tribünen in grauen T-Shirts, auf denen die Köpfe aller Spieler und die Aufschrift „Serienmeister“ zu sehen war. Red Bull Salzburg ist im österreichischen Fußball das Maß aller Dinge. Doch die Mannschaft und Trainer haben noch weitere Ziele.

Es gab Tänze und die Welle vor der leeren Nordtribüne, die obligaten Bierduschen blieben aus. Für die Mannschaft und den Betreuerstab ging es nach dem Match weiter in ein Lokal außerhalb Salzburgs, um auf den Triumph anzustoßen.

Trainer Jesse Marsch zeigte sich bei der Feier asketisch. Ein Radler unmittelbar nach Spielschluss werde sein einziges alkoholhältiges Getränk während des gesamten Abends sein, kündigte der 46-Jährige zumindest an. Gar nicht zurückhaltend soll es bei den Salzburgern nächste Saison im sportlichen Bereich zugehen.

Meisterjubel bei Salzburg

Red Bull Salzburg ist zum siebenten Mal in Serie österreichischer Fußballmeister.

14. Titel, noch mehr Tore

Mit insgesamt 14 Meisterschaften seit der Gründung der Bundesliga 1974 liegen die Salzburger (inklusive der Erfolge von Austria Salzburg) ex aequo mit der Wiener Austria an der Spitze. Zudem sorgten sie mit ihren bisher 102 Treffern in 30 Partien dafür, dass zum dritten Mal in der Ligageschichte die 100-Tore-Marke geknackt wurde. Den „Bullen“ selbst gelang das 2013/14 (110/36), Rapid 1985/86 (101/36).

Dem Anspruch nationaler Dominanz wurden die Salzburger trotz Schwierigkeiten zwischen Winter- und Coronavirus-Pause gerecht, nun richtet sich der Blick wieder nach Europa. Am 22./23. und 29./30. September warten die Play-offs um die Teilnahme an der Champions League, bei der man wie im Vorjahr dabei sein will.

„Das nächste Ajax Amsterdam“

2019 standen die Salzburger als Meister fix in der Gruppenphase, diesmal muss man wieder eine K.-o.-Runde überstehen. Auch Trainer Jesse Marsch hofft wieder auf Kräftemessen mit den größten Clubs des Kontinents. „Mein Ziel hier ist, immer eine Champions-League-Mannschaft zu haben. Wir wollen das nächste Ajax Amsterdam werden“, sagte der neunte Meistertrainer in der Red-Bull-Ära.

Seine Bestellung war von den Salzburg-Fans im Vorjahr teilweise mit großer Skepsis aufgenommen worden, der US-Amerikaner erinnerte am Sonntag noch einmal an die damaligen „Nein zu Marsch“-Transparente. Mittlerweile sind die Zweifler verstummt. Mit Marsch auf der Bank lieferten die Salzburger im Herbst starke Champions-League-Auftritte ab und kürten sich nun zum Double-Gewinner.

„Es ist noch nicht zu Ende“

Daher sieht der 46-Jährige keine Veranlassung, der Mozartstadt den Rücken zu kehren. „Ich bleibe sicher hier. Meine Beziehung mit allen hier ist etwas Besonderes. Ich bekomme extrem viel Vertrauen, vor allem von (Geschäftsführer Stephan) Reiter und (Sportchef Christoph) Freund. Ich habe keine Hast, etwas Neues zu finden. Ich und meine Familie genießen diese Zeit hier. Es ist noch nicht zu Ende“, betonte Marsch.

Jubel des FC Red Bull Salzburg
APA/Barbara Gindl

Allerdings dürfte der Coach wie schon im Winter, als Erling Haaland und Takumi Minamino verkauft wurden, auch im Sommer den einen oder anderen Schlüsselspieler verlieren. Dominik Szoboszlai hat laut internationalen Medienberichten das Interesse von Arsenal und italienischen Großclubs auf sich gezogen, für Hwang Hee-Chan gibt es nach den Angaben von Sportchef Christoph Freund Anfragen von RB Leipzig und aus der englischen Premier League.

Der Trainer als Vorbild

Keine Sorgen muss sich Marsch bei einer seit Jahren fixen Größe im Salzburg-Trikot machen. Der 34-jährige Andreas Ulmer peilt in der kommenden Spielzeit seinen zwölften österreichischen Meistertitel an, den elften mit den „Bullen“. Die Basis dafür ist laut dem Linksverteidiger gelegt.

„Wie bei uns immer neue Spieler integriert werden – da muss man den Hut vor allen ziehen, die im Verein arbeiten. Das ist sehr beeindruckend“, meinte Ulmer. Positiv äußerte sich der Oberösterreicher auch über Marsch, der ihn zuletzt als „besten Spieler in der Geschichte von Österreichs Fußball“ bezeichnet hatte. „Sein Anteil am Meistertitel ist sehr groß. Er ist immer positiv, pusht uns in jedem Training und ist ein richtiges Vorbild für uns“, erklärte Ulmer.