Das Hauptquartier der World Anti-Doping Agency in Montreal.
APA/AFP/Marc Braibant
Doping

Beispielloser Streit zwischen USA und WADA

Die Retourkutsche der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf die Drohung der USA, aus der Finanzierung der WADA auszusteigen, ist genauso beispiellos wie die Attacke aus Washington. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die US-Regierung eine wichtige Rolle beim Schutz des sauberen Sports zu spielen hat“, schrieb WADA-Präsident Witold Banka in einem Brief.

Dieser ist die Antwort auf einen Bericht des Büros für Nationale Drogenkontrollpolitik des Weißen Hauses (ONDCP). „Ich hoffe aufrichtig, dass wir in Zukunft zusammenarbeiten können, anstatt dass die WADA sich gegen unbegründete Angriffe verteidigen muss“, erklärte Banka.

Das ONDCP hatte in dem Report die Struktur und Führung der WADA hart kritisiert und infrage gestellt, ob sie weiterhin mit jährlich 2,7 Millionen Dollar (2,39 Millionen Euro) unterstützt werden sollte. Der US-Betrag solle gekürzt oder gestrichen werden, wenn die WADA keine Reformen vornehme.

Gute Geschichte wichtiger als Wahrheit

Die ONDCP habe der WADA nur drei Tage bis zur Veröffentlichung des Berichts Zeit gegeben, Stellung zu beziehen – ohne dass diese dem Kongress auch mitübermittelt wurde. „Als wir dies in gutem Glauben taten, verzichteten Sie darauf, unsere Klarstellungen aufzunehmen“, schrieb Banka und betonte: „Wie das Sprichwort sagt: ‚Warum sollte die Wahrheit einer guten Geschichte im Wege stehen?‘“

Die Reformen der WADA in den letzten drei Jahren seien umfassend gewesen und hätten die Bereitschaft der Agentur zur Anpassung gezeigt. „Dennoch erwähnt der Bericht diese Fortschritte nicht“, kritisierte Banka. Für die WADA enthalte der Report „Ungenauigkeiten, Missverständnisse und Unwahrheiten, die zu unnötigen Missverständnissen führen“. Es sei sehr bedauerlich, dass der Bericht „mit der klaren Absicht verfasst wurde, die WADA zu diskreditieren“.

Falsche Behauptungen und eine süffisante Empfehlung

So behaupten die USA, größter Beitragszahler (das ist Kanada mit 2,86 Millionen Euro pro Jahr) und in den WADA-Gremien unterrepräsentiert zu sein (kein anderes Land hat mehr als die elf US-Repräsentanten). Auch gegen den Vorwurf des Missmanagements im russischen Dopingskandal setzt sich die WADA zur Wehr – hat dabei aber die schwächsten Argumente.

Am Ende seines Briefes gibt WADA-Chef Banka den Amerikanern noch eine süffisante Empfehlung. „Ein offensichtlicher Weg für die US-Regierung, mehr zum Kampf gegen Doping im Sport beizutragen, könnte in verstärkten Anstrengungen zum Schutz junger Amerikaner liegen, die Sport in einem Umfeld treiben, in dem die Regeln hinter denen der WADA zurückbleiben“, betonte der Pole. „Ich kann Ihnen versichern, dass die Agentur bei einem solchen Unterfangen gerne mit den USA zusammenarbeiten würde.“

Unterstützung findet der Bericht dagegen beim Chef der US-Anti-Doping-Agentur (USADA). „Ich denke, es ist eine vernichtende, aber zutreffende Anklage gegen die Führung der WADA und ihr Versagen in ihrer Rolle, sauberen Athleten zu dienen“, sagte Travis Tygart. „Hoffen wir, dass dies der letzte Weckruf an das IOC und die WADA ist, diese Probleme zu lösen, bevor es zu spät ist.“