Hannes Reichelt
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Reichelt greift auch mit 40 weiter an

Am Sonntag feiert mit Hannes Reichelt Österreichs aktuell routiniertester Skifahrer seinen 40. Geburtstag. Der Vierziger löst beim Salzburger Speed-Star aber keine Midlife-Crisis aus, ein Karriereende ist noch lange kein Thema. „Egal ob 40 oder 38, das macht nicht das Kraut fett in meinem Sport. Und ich habe nach wie vor Spaß daran“, sagte Reichelt anlässlich seines runden Geburtstages.

Das Alter müsse nicht zwangsläufig das Karriereende bestimmen, so der Jubilar. Denn der Älteste im Alpin-Zirkus ist Reichelt mit seinen nun 40 Jahren nicht, denn der Franzose Julien Lizeroux zählt ab September bereits 41 Lenze. „Und das ist ein Slalom-Fahrer! Aber (Johan, Anm.) Clarey ist auch nur ein Jahr jünger als ich, und der hatte im vergangenen Winter eine Supersaison“, sagte Reichelt der APA.

Der Salzburger selbst arbeitet auf eine Comebacksaison hin. Im vergangenen Winter hatte sich der Super-G-Weltmeister von 2015 in Beaver Creek und Gewinner von insgesamt 13 Weltcup-Rennen am 28. Dezember 2019 bei seinem Sturz in der Abfahrt von Bormio einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes am rechten Knie zugezogen.

Hannes Reichelt
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Im Juni kehrte Reichelt nach seiner Verletzung erstmals wieder auf Schnee zurück

WM in Cortina als Fixpunkt

„Ich habe mir dann gleich gedacht, so wie der Winter gelaufen ist, kann ich das nicht lassen. Irgendwie will ich schon noch mal vor jedem Weltcup-Ort wissen, dass ich dort meine letzten Rennen fahre. Das ist eine Motivation für mich, das möchte ich tun, und natürlich die WM in Cortina fahren.“ Die Titelkämpfe in Italien wurden vom Internationalen Skiverband (FIS) am Donnerstag für Februar 2021 bestätigt.

Die Frage, ob die kommende Saison damit zu einer Art Abschiedstour werde, ließ Reichelt offen. „Nicht unbedingt. Beaver Creek ist einer der wichtigsten Orte für mich, da will ich nochmals hin“, so der 40-Jährige. Die Rennen sind bereits im Dezember angesetzt, zum einen befindet er sich nach der Verletzung aber noch im Aufbau, zum anderen ist es fraglich, welche Auswirkungen die Coronavirus-Pandemie auf die Weltcup-Terminplanung haben wird.

Intensive Zeit mit Familie

Die Rekonvaleszenz und die Ausgangsbeschränkungen nutzte Reichelt nicht nur zum Nachdenken („Die Jahre im Weltcup sind total verflogen“), sondern auch intensiv für Aktivitäten mit seiner Familie und speziell dem 15 Monate alten Sohn. „Als die Schmerzen nachgelassen haben und es mir körperlich besser ging, habe ich es sehr genossen. Niklas hat zu gehen begonnen, da habe ich viel Zeit mit ihm verbracht, die ich sonst nicht gehabt hätte.“

Von seiner Familie, allen voran von seiner Ehefrau Larissa, hat Reichelt volle Rückendeckung für eine Fortsetzung der Karriere, womöglich sogar bis zu den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking. „Sie hat gesagt: ‚Hannes, das ist deine eigene Entscheidung. Solange du Spaß daran hast, will ich nicht der Grund sein, dass du es lässt. Es ist eine wichtige Entscheidung, die muss aus dem Bauch raus fallen‘“, sagte der ÖSV-Routinier.

Nie den einfachen Weg

Aufzuhören, sagte der Kitzbühel-Sieger von 2014, wäre nach der Verletzung der einfachere Weg gewesen. „Aber das bin ich nicht, dass ich den einfachen Weg wähle, ich probiere den schwierigen. Ich habe es nicht bereut.“ In der zweiten Juni-Hälfte nahm er das Schneetraining wieder auf, kraftmäßig sei er mit dabei. „Skifahrerisch dauert das seine Zeit, das war bis jetzt weit weg vom Rennfahren.“ Vor allem, wenn er auf seine Teamkollegen geschaut habe. „Okay, es wird ein weiter Weg, aber ich habe immer gesagt, wenn ich zurück will, muss ich konkurrenzfähig sein, sonst macht das keinen Sinn.“

Am liebsten würde er die Rennen auch vor Zuschauern fahren, aber bevor es überhaupt keine gäbe, würde er auch leere Ränge in Kauf nehmen. Bis Mitte August ist jetzt jedenfalls Schneepause, es warten in den kommenden Tagen erst mal kleine Feierlichkeiten in Radstadt und Innsbruck. „Ich bin sehr glücklich so“, sagte Reichelt. Außer Gesundheit hat der Salzburger zum Geburtstag keine großen Wünsche, und natürlich zukünftige Reisen – wenn es denn wieder uneingeschränkt möglich ist.